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Lebensbedrohlich – Paracetamol Challenge

Die Paracetamol Challenge ist ein gefährliches Phänomen, das sich aktuell in den sozialen Medien verbreitet. Besonders auf TikTok und Instagram ist eine rasante Verbreitung zu beobachten. Dabei nehmen Teilnehmer übermäßig hohe Mengen Paracetamol ein, um eine Art „Herausforderung“ zu bestehen, ohne sich der lebensbedrohlichen Risiken bewusst zu sein. Die Teilnehmer filmen sich dabei und laden die Videos in den sozialen Medien hoch.

Paracetamol ist ein häufig verwendetes Schmerzmittel, das bei Überdosierung zu schwerwiegenden Schäden an der Leber führen kann, was bis hin zu einer Leberversagen und sogar zum Tod führen kann. Der Wirkstoff Paracetamol, auch Acetaminophen genannt, blockiert die Bildung von Prostaglandinen im Gehirn und senkt dadurch Fieber und Schmerzen.

Die empfohlene Tagesdosis von maximal 4 Gramm für Erwachsene sollte niemals überschritten werden, und der Missbrauch von Paracetamol kann langfristige, irreversible Schäden verursachen. Bereits eine Überdosis von 10 Gramm führt zu schweren Leberschäden.

Es gibt Berichte über junge Menschen, die diese Herausforderung ausprobiert haben, und die Folgen waren oft schwerwiegender, als sie erwartet hatten. Ein Fall aus Schottland endete für eine 19-Jährige tödlich. Ärzte und Gesundheitsbehörden warnen dringend davor, solche gefährlichen Trends zu folgen, und betonen, wie wichtig es ist, Medikamente nur gemäß der Anweisung auf der Verpackung oder ärztlichen Empfehlung einzunehmen.

Eltern sollten sensibel aber eindringlich mit ihren Kindern über diese immer wieder sehr gefährlichen Trends in den sozialen Medien reden.

Die Giftnotrufzentralen verzeichnen einen Anstieg der Anrufe wegen Paracetamol-Überdosierungen seit Beginn dieses Trends.


Information von Pharma Deutschland:
Gefährliche „Paracetamol Challenge“

Pharma Deutschland weist in einer aktuellen Mitteilung auf die Gefahren einer sogenannten „Paracetamol Challenge“ hin (1).  Bei dieser nehmen Jugendliche bewusst über der zugelassenen Dosierung liegende Mengen an Paracetamol ein und berichten davon in den Sozialen Medien. Ziel sei es, eine möglichst hohe Dosis zu überleben. 

Paracetamol ist in einer Gesamtwirkstoffmenge von bis zu 10 g je Packung zur symptomatischen Behandlung leichter bis mäßig starker Schmerzen wie Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Regelschmerzen und/oder von Fieber ohne Rezept erhältlich. Eine missbräuchliche Einnahme von hohen Dosen von Paracetamol, die die zugelassene Dosierung um ein Vielfaches überschreiten, kann zu schwerwiegenden Leberschäden mit tödlichem Ausgang führen.

Paracetamol wird in der Leber vorwiegend über die Konjugation mit Glucuronsäure und Schwefelsäure metabolisiert. Ein geringer Teil wird über Cytochrom P450 CYP2E1 u. a. zu dem hochreaktiven, toxischen N-Acetyl-p-benzochinonimin (NAPQI) metabolisiert. NAPQI wird jedoch bei therapeutischen Dosierungen von Paracetamol durch die Konjugation mit Glutathion unmittelbar inaktiviert und kann daher keinen Leberschaden erzeugen. Bei einer Paracetamolintoxikation ist aufgrund eines relativen Glutathionmangels die Kapazität der Leber zur Konjugation von NAPQI überschritten, sodass dieser toxische Metabolit an hepatozelluläre Proteine binden und so seine zytotoxische Wirkung mit dem Resultat von Leberzellnekrosen entfalten kann. Durch die geringe Geschwindigkeit der Stoffwechselprozesse kann bis zum Auftreten von Symptomen eine Latenzzeit von bis zu mehreren Stunden bestehen (1, 2). 

Der Verlauf einer Paracetamol-Vergiftung ist häufig schleichend, mit unspezifischen Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Oberbauch. Patienten können in den ersten 24–48 Stunden symptomfrei sein.

Um die Konjugation von NAPQI auch bei Erschöpfung der endogenen Glutathionreserven zu ermöglichen, steht das Antidot Acetylcystein als SH-Gruppen-Donator zur Verfügung. Die Notwendigkeit einer spezifischen Antidotbehandlung kann durch das Rumack-Mathew-Nomogramm (3), das die Wahrscheinlichkeit einer Schädigung der Leber angibt, ermittelt werden.  Für die Benutzung des Nomogramms benötigt man allerdings die Konzentrationsbestimmung von Paracetamol im Blut, die in der klinischen Praxis nicht immer zeitnah zur Verfügung steht. Angesichts der Irreversibilität der durch NAPQI verursachte Leberzellnekrose ist bereits beim hinreichenden Verdacht auf eine Paracetamol-Überdosierung die intravenöse Gabe von Acetylcystein indiziert.

Literatur:

  1. 1 A Pharma GmbH: Fachinformation „Paracetamol 500 – 1 A Pharma”; April 2022.
  2. Wallace CI, Dargan PI, Jones AL. Paracetamol overdose: an evidence based flowchart to guide management. Emerg Med J 2002; 19(3):202-5. doi: 10.1136/emj.19.3.202.
  3. Rumack BH, Peterson RC, Koch GG, Amara IA. Acetaminophen overdose: 662 cases with evaluation of oral acetylcysteine treatment. Arch Intern Med 1981; 141:380–5. doi: 10.1001/archinte.141.3.380. 
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