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Herkunftsangaben: Molkenprotein aus Deutschland – oder doch nicht?

Marktcheck der Verbraucherzentrale NRW zeigt deutliche Mängel bei den Herkunftsangaben

  • 29 Whey-Protein-Produkte geprüft, die per Flagge oder mit „made in Germany“ oder „Ursprungsland Deutschland“ werben.
  • Wird ein solches Produkt mit Molkenpulver aus dem Ausland hergestellt, muss die Herkunft des Proteins klar erkennbar sein.
  • Nur wenige Anbieter kennzeichnen korrekt

Herkunftsangaben oft nicht korrekt – © VZ NRW/adpic

Viele gesundheitsbewusste und sportbegeisterte Menschen achten darauf, dass sie ausreichend Proteine zu sich nehmen. Besonders Molkenprotein (englisch „Whey-Protein“) ist beliebt. „Sportler:innen verbinden mit der Angabe des Herkunftslands Deutschland eine besondere Qualität, Wirksamkeit und vor allem Produktsicherheit mit Blick auf mögliche im Wettkampfsport unzulässige Substanzen. Doch viele dieser Produkte sind nicht korrekt deklariert“, sagt Angela Clausen, Teamleiterin Lebensmittel im Gesundheitsmarkt bei der Verbraucherzentrale NRW. „Händler und Hersteller täuschen die Kund:innen hinsichtlich der wahren Herkunft der Zutaten. Mit dem Marktcheck sorgen wir für mehr Transparenz.“

Die Verbraucherzentrale NRW hat in einem Marktcheck 29 Whey-Protein-Produkte unter die Lupe genommen, die auf der Internetseite oder der Verpackung mit einer deutschen Flagge, „made in Germany“ oder mit „Ursprungsland Deutschland“ werben. Bei 26 der untersuchten Produkte, also bei 90 Prozent, war nicht angegeben, woher das Whey-Protein als sogenannte Primärzutat (Hauptzutat) kam. Das ist genau dann gesetzlich vorgeschrieben, wenn diese aus einem anderen Land kommt – hier also nicht aus Deutschland. Die Verbraucherschützer konfrontierten die Hersteller und Händler mit der Gesetzeslage. Auf die Frage, ob das Molkenprotein wirklich aus Deutschland kommt, antworteten nur 17.

Nur bei sieben Produkten kommt das Protein sicher aus Deutschland

Gerade einmal sieben Hersteller gaben an, dass ihr Molkenprotein aus Deutschland stammt. Zwei Hersteller berichteten, dass ihr Molkenprotein sowohl aus Deutschland als auch aus anderen Ländern komme, darunter Dänemark, Großbritannien, Irland, Niederlande und Polen, aber auch Asien, Neuseeland oder die USA. „Immerhin haben einige Hersteller und Händler die irreführenden Herkunftsangaben sehr schnell von ihren Internetseiten entfernt. Manche offenbarten, dass sie das Gesetz gar nicht kannten. Ein paar Firmen beharrten dagegen darauf, dass sie sich nicht an das Gesetz, sondern nur an die Vorgaben des Gütesiegels ,Made in Germany‘ halten müssten“, so Clausen. „Wir prüfen ein juristisches Vorgehen gegen einige Anbieter.“

Die Angabe „Hergestellt in Deutschland“ wird gezielt verwendet

Laut der Lebensmittelinformationsverordnung dürfen Verbraucher:innen nicht über die wahre Herkunft getäuscht werden (Art. 7 bzw. 26 LMIV). Aber die Behörden prüfen nur stichprobenartig, ob die Angaben auf dem Produkt und im Webauftritt eines Herstellers oder Internethändlers stimmen. „Vielfach erlauben Herkunftsangaben auf der Verpackung bzw. Internetseite keinen klaren Rückschluss, was genau gemeint ist“, kritisiert Angela Clausen. Ein Firmensitz in Deutschland gilt rechtlich nicht als Herkunftsangabe. „Wer aber damit wirbt, das Produkt sei ‚hergestellt in Deutschland‘, suggeriert, dass auch die Zutaten aus Deutschland stammen, sofern es keine gegenteiligen oder weiterführenden Angaben gibt. Die Angabe ,made in Germany‘ wird gerade im Internethandel und vor allem auch bei Sportlerprodukten wie Whey Protein sehr gezielt als Verkaufsargument verwendet, auch von Firmen, die ihren Sitz laut Impressum gar nicht in Deutschland haben“, erklärt Clausen. „Mit solch irreführenden Herkunftsangaben gehen Verbraucher:innen von einer besonderen Produktqualität vor allem im Vergleich zum Nicht-EU-Ausland aus und von einer gewissen Regionalität und Nachhaltigkeit. Unser Marktcheck zeigt, dass hier jedoch Skepsis angesagt ist, ob die Proteine als Hauptzutat wirklich aus Deutschland stammen.“ Auch eine Aussage wie „Laborgeprüft in Deutschland“ sage nichts darüber aus, woher die Zutaten kommen. „Unser Tipp: Wem die Herkunft des Whey Proteins wichtig ist, kann beim Hersteller nachfragen. Per Mail ist das recht einfach. Wer als Sportler:in darüber auf Nummer sicher gehen will, dass im Produkt keine dopingrelevanten Substanzen enthalten sind, sollte auf Produkte der Kölner Liste® oder eines ähnlichen Zertifizierers achten.“

Weiterführende Infos und Links:
Mehr zu Molkenproteinen unter https://www.klartext-nahrungsergaenzung.de/herkunft-whey-protein

Quelle: Verbraucherzentrale NRW
Internet: www.verbraucherzentrale.nrw

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