Repräsentative Umfrage: Mehrheit fordert Limo-Steuer
Eine Mehrheit der Menschen in Deutschland befürwortet eine Steuer auf überzuckerte Getränke. Das hat eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey ergeben. Demnach sprachen sich rund 57 Prozent für eine Limo-Steuer aus. Die Verbraucherorganisation foodwatch forderte die Bundesregierung auf, endlich eine Limo-Steuer nach britischem Vorbild einzuführen. In Großbritannien haben die Hersteller als Folge der Steuer den Zuckergehalt in ihren Getränken stark reduziert und auch der Zuckerkonsum sank. Eine Marktstudie von foodwatch hatte kürzlich gezeigt, dass ein Großteil der Getränke für Kinder sehr viel Zucker enthält.
„Verbraucher:innen, Ärzt:innen, medizinische Fachgesellschaften – alle wollen die Limosteuer, aber die Bundesregierung stellt sich taub. Zu viel Zucker macht uns krank und kostet die Gesellschaft Milliarden. Mehr als 100 Länder weltweit sind schon weiter und setzen der Überzuckerung mit einer Limo-Steuer Grenzen – nur Deutschland hinkt mal wieder meilenweit hinterher, wenn es um die Vorbeugung ernährungsbedingter Krankheiten geht”, sagte Luise Molling von foodwatch.
Bei der repräsentativen Civey-Umfrage sprachen sich rund 45 Prozent der etwa 5.000 Befragten „auf jeden Fall” für eine Steuer auf besonders zuckerhaltige Getränke aus. Rund 12 Prozent waren „eher” dafür. Etwa 36 Prozent lehnten eine Steuer ab, 7 Prozent waren unentschieden.
Süßgetränke bilden eine der Hauptquellen für den Zuckerkonsum. Laut Weltgesundheitsorganisation gelten zuckrige Getränke als wesentliche Treiber für Adipositas und damit verbundene Krankheiten wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ärzteverbände, Krankenkassen und medizinische Fachgesellschaften sprechen sich deshalb schon lange für eine Herstellerabgabe auf zuckergesüßte Getränke aus.
foodwatch hatte kürzlich in einer umfassenden Marktstudie alle Getränke für Kinder in den fünf größten Supermärkten unter die Lupe genommen. Demnach enthalten 117 von insgesamt 136 untersuchten Getränken (86 Prozent) mehr als fünf Gramm Zucker je 100 Milliliter – für diesen Zuckergehalt wäre in Großbritannien die Limo-Steuer fällig. Im Schnitt enthielten die Limos, Energydrinks und Fruchtsaftgetränke 7,8 Prozent Zucker, das sind mehr als sechseinhalb Zuckerwürfel pro 250-Milliliter Glas.
Laut einer aktuellen Studie der TU München hinkt die deutsche Getränkeindustrie ihren ohnehin wenig ambitionierten Zielen bei der Zuckerreduktion meilenweit hinterher. Zwischen 2015 und 2021 reduzierte sich der durchschnittliche Zuckergehalt in Erfrischungsgetränken lediglich um zwei Prozent, während in Großbritannien im gleichen Zeitraum durch die Limo-Steuer eine Reduktion um 29 Prozent erfolgt ist. Laut einer aktuellen Studie der Universität Cambridge sank damit auch der Zuckerkonsum bei Kindern und Erwachsenen.
+++ Methodenhinweis: Civey hat vom 24.08. bis 29.08.2024 online rund 5.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren befragt. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5 Prozentpunkten beim Gesamtergebnis. +++
Quellen und weiterführende Informationen:
- Civey-Umfrage: Sollten besonders zuckerhaltige Getränke (wie z.B. Softdrinks) Ihrer Meinung nach mit einer Zuckersteuer belegt werden?
- foodwatch-Marktstudie Kindergetränke
- Studie der Universität Cambridge zum Rückgang des Zuckerkonsums infolge der UK-Limosteuer
- Übersicht der Weltbank zu Ländern mit einer Steuer auf zuckrige Getränke: World Bank Global SSB Tax Database
- Studie der TU/LMU München und DANK-Allianz zum Zuckergehalt in Softdrinks: “Reduktionprogramm der Bundesregierung unzureichend”
- WHO zu Zuckergetränken
- foodwatch-Pressemitteilung (2018): Zuckerverbrauch über „Erfrischungsgetränke“: Deutschland auf Platz 3 in Europa – mehr Zucker durch Softdrinks als durch Süßigkeiten
- foodwatch-Pressemitteilung (2018): Fettleibigkeit, Diabetes, Zahnkrankheiten: Mehr als 2.000 Ärztinnen und Ärzte fordern Maßnahmen gegen Fehlernährung – auch Krankenkassen und Fachgesellschaften unterstützen Offenen Brief an Bundesregierung
Quelle: foodwatch e.V.
Internet: www.foodwatch.de