Keuchhusten (Pertussis) tritt weltweit auf. Auch bei uns kommt es alle 3 bis 5 Jahre zu einer Epidemie, obwohl wir effektive Impfstoffe gegen den Erreger Bordetella pertussis haben.
(dgk) Die letzten Keuchhusten-Epidemien waren in Europa 2016 und 2019 mit jeweils bis zu 41.000 gemeldeten Erkrankungen. Während der COVID-19-Pandemie ist Keuchhusten, wie auch andere Infektionserkrankungen, fast verschwunden. Seit Mitte des letzten Jahres steigen jedoch die Fallzahlen weltweit deutlich an.
Die europäische Gesundheitsbehörde ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) berichtete kürzlich, dass in den ersten drei Monaten dieses Jahres in Europa bereits 32.037 Keuchhustenfälle gemeldet wurden, so viele, wie sonst während eines gesamten Jahres.
In den meisten europäischen Ländern – so auch in Deutschland – sind vor allem Säuglinge betroffen. In Kroatien, Dänemark und Luxemburg erkrankten dagegen Kinder im Alter von 10 bis 14 Jahren am häufigsten, gefolgt von Jugendlichen im Alter von 15 bis 19 Jahren. In Tschechien und Slowenien war die letztgenannte Altersgruppe am stärksten betroffen. Dieses Jahr sind in Europa bis Ende März 19 Menschen an Keuchhusten verstorben, neben elf Säuglingen acht Personen über 60 Jahre. Viele Erwachsene denken, wenn sie schon mal als Kind Keuchhusten hatten, sind sie geschützt vor einer erneuten Erkrankung. An Keuchhusten kann man aber mehrfach erkranken, der Immunschutz hält nicht lange an. Auch der Impfschutz lässt schneller nach als zum Beispiel bei vielen bei Viruserkrankungen. Deswegen sind Auffrischimpfungen so wichtig, sowohl im Teenageralter als auch bei Erwachsenen.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt hierzulande eine 1-malige Auffrischimpfung im Erwachsenenalter. Diese sollte bei der nächsten fälligen Auffrischimpfung gegen Tetanus und Diphtherie mit einem Dreifachimpfstoff erfolgen. Da insbesondere Säuglinge sehr stark gefährdet sind, sollte die letzte Impfung bei Erwachsenen, die Kontakt zu Neugeborenen haben, nicht länger als zehn Jahre zurückliegen. Zukünftige Großeltern und enge Familienmitglieder oder Betreuungspersonen können so die Kleinsten vor einer Ansteckung in der Familie mit schützen.
Eine andere, zusätzliche Möglichkeit die Neugeborenen vor Keuchhusten zu schützen, bis sie selbst einen Impfschutz aufgebaut haben, ist die Impfung der Mütter zu Beginn des dritten Trimenons gegen Keuchhusten. Seit März 2020 empfiehlt die STIKO für alle Schwangere diese Impfung, unabhängig von bereits erfolgten Impfungen gegen Keuchhusten. Der Organismus der Mutter bildet daraufhin Antikörper, die in den letzten Wochen der Schwangerschaft auf das Ungeborene übertragen werden. So sind Neugeborene durch die mütterlichen Antikörper in ihren ersten Lebensmonaten vor der für sie so gefährlichen Keuchhustenerkrankung geschützt. Diese Möglichkeit nutzen in Europa zwischen 1,6 % (Tschechien) und 88,5 % (Spanien) der Schwangeren. In Deutschland nehmen bisher nur etwa 40 Prozent der Schwangeren die Impfung zum Schutz ihrer Neugeborenen wahr.
Säuglinge können und sollen laut STIKO-Impfkalender ab dem zweiten Lebensmonat gegen Keuchhusten und andere Erkrankungen geimpft werden. Bis sie ihren „eigenen“ Impfschutz aufgebaut haben, müssen die Kleinen indirekt durch die anderen geschützt werden, z. B. am effektivsten durch den Nestschutz ihrer Mütter.
Die hochinfektiöse Erkrankung wird durch Bakterien ausgelöst, die sich auf den Atemwegsschleimhäuten vermehren.
Symptome des Keuchhustens, wie die anfallsweise auftretenden Hustenattacken mit Keuchen und das Hervorwürgen und Erbrechen von zähem Schleim können wochenlang andauern. Säuglinge haben das höchste Risiko für schwerwiegende Komplikationen, sie müssen häufig wegen Erstickungsgefahr im Krankenhaus behandelt werden. Die „Kindererkrankung“ betrifft aber auch Jugendliche und Erwachsene, die oftmals untypische Symptome haben, aber ansteckend sind. Keuchhusten kann man mehrmals im Leben bekommen, die Immunität nach Erkrankung hält nur einige Jahre an.
Quellen:
• ECDC: Erste schwere Keuchhustenepidemie nach der Pandemie (aerzteblatt.de)
• Increase of pertussis cases in the EU/EEA (europa.eu)
• https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Pertussis.html
• https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/Ausgaben/04_24.pdf?__blob=publicationFile
Quelle: Deutsches Grünes Kreuz e.V.
Internet: www.dgk.de
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