Kaum steigen die Temperaturen, steht bei den meisten der Frühjahrsputz an. Doch nicht selten werden beim Abrücken der Möbel von der Wand unschöne Schimmelflecken entdeckt. Dann ist der Schreck oft groß und die Frage steht im Raum, wie der Schaden einzuschätzen und zu beseitigen ist. „Leider sind bei der Suche nach Hilfe und Information oft Aussagen zu finden, die nicht immer zutreffen und die Problematik meist verschlimmern. Daher gilt es, bei den ersten Schimmelanzeichen schnell und richtig zu handeln“, sagt Rita Maria Jünnemann, Fachexpertin von der Verbraucherzentrale NRW. Doch was sind die gängigsten Irrtümer?
Falsch! Jeder Schimmelbelag fängt mal klein an: Wenn Schimmelsporen einen Nährboden und ausreichend Feuchtigkeit zur Verfügung haben, können Pilze wachsen. Das beginnt zuerst in und an einem Material, dann werden kleine Flecken und Verfärbungen sichtbar, die ersten Anzeichen des sogenannten „Fruchtkörpers“. Solange diese nur auf der Oberfläche der Wand oder Tapete auftauchen, lassen sie sich schnell entfernen. Die Flecken gehen nicht von selbst wieder weg – ganz im Gegenteil: Bleibt es an den Stellen so feucht wie bisher, wird der Schaden größer, es kommen weitere Mikroorganismen (Bakterien, Milben etc.) dazu und der Schimmel wächst weiter in das Material.
Stimmt nicht! Schimmel in Wohngebäuden entsteht da, wo Pilzsporen einen geeigneten Nährboden und ausreichend Feuchtigkeit vorfinden. Diese Feuchtigkeit kann aber mehrere Ursachen haben: Bauschäden, Sturmschäden, Hochwasser, undichte Wasserleitungen, Neubaufeuchte, Wärmebrücken, keine Heizung, zu niedrige Temperatur oder zu viel Feuchtigkeit in der Luft durch das Wohnverhalten (Duschen, Kochen, Waschen, wenig Lüften). Bei der Suche nach Feuchtigkeitsquellen muss zuerst nach möglichen Bau- oder Wasserschäden geforscht werden. Sind diese beseitigt und repariert, können die von Schimmel befallenen Materialien entfernt und anschließend die betroffenen Bauteile getrocknet werden.
Für Schimmelschäden durch hohe Luftfeuchtigkeit in den Räumen ist meist eine Kombination aus schlecht gedämmten Gebäuden, Wärmebrücken und nicht ausreichendem Heizen und Lüften verantwortlich. Das macht die Ursachensuche schwierig und muss in jedem Einzelfall bewertet werden.
Nicht immer lässt sich durch ein „normales“ Heiz- und Lüftungsverhalten Schimmel in alten und schlecht gedämmten Gebäuden vermeiden – und übermäßiges Heizen ist genauso unzumutbar wie ein dauerhaftes Lüften.
Ganz im Gegenteil: Dämmung dämmt den Schimmel!
Schimmel an Wänden entsteht, wenn die Oberflächen feucht werden, weil die Luft davor längere Zeit zu 70 Prozent oder mehr mit Wasserdampf gefüllt ist. Da warme Luft mehr Wasser aufnehmen kann als kalte, besteht oft bei alten Gebäuden an Wandecken oder an Fenstern Schimmelgefahr, wenn diese Stellen sehr kalt sind. Kühlt die Luft dort ab, steigt die relative Luftfeuchte und manchmal auch so hoch, dass Tauwasser auf Fenstern und Wänden erkennbar oder fühlbar ist. Wenn die Wand jedoch gedämmt und Fenster gut abgedichtet sind, ist die Temperatur an der Oberfläche nicht viel niedriger als in der Raumluft und die Schimmelgefahr sinkt. Temperatur und Feuchtigkeit lassen sich gut mit einem Thermo-Hygrometer kontrollieren. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte vor Oberflächen nicht zu lange über 50 Prozent liegen. Aber Vorsicht: Auch in gedämmten und gut abgedichteten Wohnungen kann es zu Schimmel kommen, wenn nicht täglich mehrmals gelüftet wird und die Feuchtigkeit vom Kochen, Waschen oder Duschen in der Wohnung bleibt.
Besser nicht! Essig dient zwar für viele Zwecke als altes Hausmittel, aber gerade für das Abwischen von Schimmel auf Wänden ist er nicht geeignet. Auf den mineralischen Putzoberflächen wird die Säure des Essigs meist neutralisiert – und letztlich bekommen Schimmelpilze damit nur noch mehr Wasser und ein zusätzliches Nährsubstrat zum Wachsen. Ein normaler Haushaltsreiniger tut es auch, wenn ein kleiner, oberflächiger Schimmelbefall selbst beseitigt werden soll. Bei der Beseitigung empfiehlt es sich, Handschuhe und Mundschutz zu tragen. Ebenfalls sollten nur Menschen ohne gesundheitliche Einschränkungen die Maßnahmen durchführen. Bei porösen Oberflächen wie Putz kann eine 70- bis 80-prozentige Alkohollösung (z.B. verdünnter Brennspiritus) genutzt werden, da diese schneller trocknet. Doch Vorsicht: Wegen der Entzündungsgefahr dabei gut lüften und Zündquellen fernhalten. Ist der Schimmelschaden schon älter und bereits tiefer in den Putz oder andere Materialien eingedrungen oder handelt es sich um größere Schäden, müssen diese durch Fachleute beseitigt werden, sonst bleiben Pilzbestandteile bestehen und können später wieder weiterwachsen oder die Raumluft belasten. Die Behandlung mit Schimmelbekämpfungsmitteln nur auf der Oberfläche ist hier wenig sinnvoll, da die Chemikalien die Raumluft belasten können. Bei der Sanierung von Schimmelschäden in der Wohnung ist der Einsatz von Schimmelbekämpfungsmitteln und Antischimmelprodukten grundsätzlich nicht notwendig, denn diese können weder die Biomasse des Schimmels beseitigen noch die Schadensursache beheben.
Falsch! Jede Art von Schimmel kann die Gesundheit beinträchtigen.
Studien haben gezeigt, dass Schimmel in Wohnungen auf Dauer gesundheitliche Beschwerden wie zum Beispiel Atemwegserkrankungen auslösen oder Erkrankungen verstärken kann. In der aktuellen Schimmelpilz-Leitlinie hat die „Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)“ festgehalten, dass diese Wirkungen aber nicht zwangsläufig bei jeder Person auftreten, die Schimmel ausgesetzt ist. Das gesundheitliche Risiko ist neben der Größe des Schadens immer auch vom gesundheitlichen Zustand der Betroffenen abhängig, der wiederum nur von ärztlicher Seite bewertet werden kann. Es kann kein Nachweis erfolgen, dass der Schimmel in der Wohnung unmittelbar für die persönlichen gesundheitlichen Beschwerden verantwortlich ist. Schimmel ist immer eine Belastung, die beseitigt werden muss – egal welche Farbe er hat.
Weitere Informationen und Links:
Quelle: Verbraucherzentrale NRW
Internet: www.verbraucherzentrale.nrw
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