Agile Erziehung – Definition und Anwendung
Agile Erziehung ist ein Ansatz, der Flexibilität, Offenheit für Veränderungen und kontinuierliche Verbesserung in den Mittelpunkt der pädagogischen Praxis stellt. Inspiriert von den Prinzipien der agilen Softwareentwicklung, zielt agile Erziehung darauf ab, Lernumgebungen zu schaffen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingehen und sie aktiv in den Lernprozess einbeziehen. Ein Überblick über die agile Erziehung angefangen mit einer Definition bis hin zu Anwendungsbeispielen:
Definition von Agile Erziehung
Was heißt Agil? Agil bedeutet, schnell und flexibel auf Veränderungen reagieren zu können und dabei kontinuierlich nach Verbesserungen zu streben. Entsprechend basiert Agile Erziehung auf dem Gedanken, dass Bildung ein dynamischer und interaktiver Prozess ist. Agile Erziehung, auch Agile Parenting genannt, definiert sich nicht durch starre Methoden, sondern durch ein Set von Werten, die Eltern im Umgang mit ihren Kindern leiten, um flexibel und verantwortungsbewusst auf die Herausforderungen des Familienlebens zu reagieren: Bindung, Respekt, Kommunikation, Kooperation, Anpassung, Verantwortung und Vertrauen in der Elternschaft.
Es geht nicht darum, starre Pläne zu befolgen, sondern darum, den Lernenden die Fähigkeiten zu vermitteln, die sie benötigen, um sich in einer sich ständig verändernden Welt zurechtzufinden. Dies beinhaltet die Förderung von Kreativität, kritischem Denken und Problemlösungsfähigkeiten. Agile Erziehung nutzt iterative Prozesse, bei denen Eltern (oder auch Lehrer) und Kinder gemeinsam Ziele setzen, den Fortschritt bewerten und den Lernansatz bei Bedarf anpassen.
Anwendung von Agile Erziehung
Die Anwendung von agilen Methoden in der Erziehung kann vielfältig sein. Ein Beispiel ist ein Spiel um agiles Arbeiten zu lernen oder die Verwendung von Scrum-Boards, auf denen Kinder ihre Projekte und Aufgaben visualisieren und ihren Fortschritt nachverfolgen können. Eltern können tägliche Stand-up-Meetings abhalten, um zu besprechen, was am Vortag erreicht wurde und welche Ziele für den aktuellen Tag gesetzt sind. Reflexionssitzungen am Ende jeder Woche oder eines Projekts helfen dabei, Erfolge zu feiern und Lernmöglichkeiten zu identifizieren. Einige Beispiele für agile Lernmethoden finden sich hier:
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Projektbasiertes Lernen (PBL): PBL ist eine Methode, bei der Schüler über einen längeren Zeitraum an komplexen, realitätsnahen Projekten arbeiten. Dies fördert tiefgreifendes Verständnis und praktische Anwendung von Wissen.
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Design Thinking: Design Thinking ist ein Ansatz zur Problemlösung, der Kreativität und kritisches Denken fördert. Schüler durchlaufen einen iterativen Prozess, um Lösungen für reale Probleme zu entwickeln.
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Lernsprints: In kurzen, intensiven Lernphasen (Sprints) konzentrieren sich Schüler auf ein spezifisches Thema oder Projekt. Am Ende jedes Sprints reflektieren sie über das Gelernte und planen die nächsten Schritte.
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Scrum im Klassenzimmer: Scrum ist eine agile Methode, die ursprünglich aus der Softwareentwicklung stammt. Im Bildungsbereich können Schüler in kleinen Gruppen (sogenannten Scrum-Teams) zusammenarbeiten, um Projekte zu planen und durchzuführen. Sie nutzen ein Scrum-Board, um ihre Aufgaben zu visualisieren und den Fortschritt zu verfolgen.
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Kanban für Schüler: Kanban hilft dabei, Arbeitsabläufe zu visualisieren und zu optimieren. Schüler können ein Kanban-Board verwenden, um ihre Lernaufgaben in Kategorien wie “Zu tun”, “In Arbeit” und “Fertig” einzuteilen. Dies fördert Selbstorganisation und Priorisierung.
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Pair Learning: Ähnlich dem Pair Programming in der Softwareentwicklung, arbeiten zwei Schüler zusammen an einer Aufgabe. Sie können sich gegenseitig unterstützen, voneinander lernen und gemeinsam Probleme lösen.
Wer mit dem Thema Agilität im Zusammenhang mit der Projektplanung in Unternehmen vertraut ist, erkennt hier sehr viele Parallelen. Ein weiterer wichtiger Aspekt der agilen Erziehung ist die Einbeziehung in die Entscheidungsfindung. Dies fördert das Gefühl der Eigenverantwortung und bereitet sie darauf vor, aktive Teilnehmer in ihrer eigenen Bildung und letztendlich in der Gesellschaft zu sein.