Photovoltaik-Anlagen und Speichersysteme erleben in Deutschland derzeit einen regelrechten Boom. Damit gehen jedoch auch vermehrt Zwischenfälle einher, darunter Brände. Der Sachverständigenverband BVS e.V. aus Berlin rückt nun die Sicherheit von Photovoltaik-Anlagen in den Fokus der Verbraucher. Er deckt die potenziellen Brandgefahren im Zusammenhang mit Photovoltaik-Anlagen sowie deren Batteriespeichern auf und gibt Sicherheitstipps.
Im Jahr 2022 verzeichnete Deutschland enorme Zuwächse beim Photovoltaik-Ausbau. Mit durchschnittlich 2025 Sonnenstunden deutschlandweit erreichte der Sonnenschein laut Deutschem Wetterdienst ein Rekordniveau. Über 370.000 neue PV-Anlagen wurden installiert, was die Gesamtzahl in Deutschland auf über 2,5 Millionen ansteigen ließ, so das Statistische Bundesamt. Viele dieser Anlagen nutzen Batteriespeichersysteme mit Lithium-Ionen-Akkus, um während der Sonneneinstrahlung erzeugte Elektroenergie zu speichern und beispielsweise für den nächtlichen Betrieb von Haustechnik bereitzustellen. Mitverantwortlich für den Solar-Boom sind die so genannten „Balkonkraftwerke“, die häufig von Laien selbst installiert und betrieben werden. Diese Anlagen werden teilweise mit integrierten Heim-Batteriespeichern ausgerüstet, bei denen sich Brände zuletzt häuften.
„Photovoltaik-Anlagen und Energiespeicher, die Lithium-Ionen-Akkus verwenden, sind wichtig für erneuerbare Energien und den Klimaschutz. Jedoch bergen diese Anlagen auch Brandrisiken“, betont Dipl.-Ing. Eckart Wiesenhütter, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Technik und Betrieb von Photovoltaik-Anlagen. Häufigste Brandursachen im Zusammenhang mit Photovoltaik-Anlagen sind laut Wiesenhütter fehlerhafte Installationen, Schäden an Kabelanlagen im Gleichstrombereich oder defekte elektrische Komponenten in den Speichersystemen.
„Beschädigte Kabel können zu Lichtbögen führen, diese funkenähnlichen Entladungen von Elektrizität können wiederum Brände auslösen. Daher ist es wichtig, dass die Kabel, die von den Solarpanels zu den Wechselrichtern führen, sicher und fachgerecht verlegt werden. Abhängig von der Umgebung, zum Beispiel in landwirtschaftlichen Gebäuden, müssen zudem spezielle Maßnahmen ergriffen werden, etwa um die Kabel vor Nagetieren zu schützen“, erklärt Wiesenhütter.
Stark überhitzte Lithium-Ionen-Akkus, die nicht nur bei Photovoltaik-Anlagen eingesetzt werden, sondern auch in anderen Speichersystemen wie in E-Fahrzeugen, Laptops oder Smartphones enthalten sind, können aufgrund ihrer hohen Energiedichte zu schwer löschbaren Bränden führen. „Obwohl die Speichersysteme stetig verbessert werden, sind solche Schäden zum aktuellen Stand der Technik noch nicht vollständig zu vermeiden, wie die sich zuletzt häufenden Zwischenfälle zeigen“, so Wiesenhütter.
Für mehr Brandsicherheit bei Photovoltaik-Anlagen und ihren Speichersystem empfiehlt PV-Experte Wiesenhütter: „Neu installierte Anlagen sollten möglichst von qualifizierten Sachverständigen begutachtet werden, um mögliche Mängel und Risiken frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Um das Brandrisiko zu verringern, sind auch regelmäßige Inspektionen und Zertifizierungen hilfreich.“
„Speichersysteme sollten zudem so in Gebäude integriert werden, dass ein Brand die Baustruktur möglichst wenig gefährdet. Die Zusammenarbeit mit Bauplanern und Architekten ist hier entscheidend, um den baulichen Brandschutz bei Neubau-Projekten mit PV-Anlage und Speicher zu optimieren. Für schnelles und sicheres Eingreifen der Feuerwehr sind dieklare Dokumentationen der Anlagen und die Zugänglichkeit von Anlagenteilen wie Speichern von großer Bedeutung“, erklärt Wiesenhütter.
Wenig bekannt ist zudem, dass bei Bränden von Energiespeichern auf Basis von Lithium-Ionen-Akkus herkömmliche Löschmethoden, wie z.B. der Einsatz von Wasser, gefährlich ist. „Brände von PV-Anlagen und Speichersystemen zu löschen, ist eine Aufgabe für ausgebildete Fachleute. Die Feuerwehr hat hierfür spezielles Personal und Ausrüstung. Eigenmächtige Löschversuche können zu ernsthaften Verletzungen oder weiteren Schäden führen und sollten daher niemals unternommen werden“, warnt Sachverständiger Wiesenhütter.
Der BVS e.V. empfiehlt, für die sichere Nutzung erneuerbarer Energien Experten hinzuzuziehen. Sachverständige sind mit den technischen Anforderungen, Normen und Vorschriften solcher Anlagen und deren zugehörigen Speichersystemen vertraut und wissen, was bei der Installation, Abnahme und dem Betrieb zu beachten ist.
Sachverständigenverzeichnis des BVS e.V.:
https://www.bvs-ev.de/
Brandursachen: Die häufigsten Gründe für Brände bei PV-Anlagen und Speichersystemen sind fehlerhafte Installationen, Schäden an DC-Verkabelungen, defekte Komponenten sowie technische Fehler an Akkus in Speichersystemen.
Prävention: Regelmäßige Inspektionen, Zertifizierungsverfahren und Überprüfungen durch Sachverständige sind entscheidend, um mögliche Mängel frühzeitig zu erkennen und zu beheben.
Im Brandfall: Informieren Sie beim Brand einer PV-Anlage oder eines Speicher-Systems umgehend die Feuerwehr! Diese verfügt über speziell geschultes Personal und die richtige Ausrüstung, um solche Brände zu bekämpfen. Geben Sie bei der Meldung unbedingt an, welcher Teil der PV-Anlage oder des Speichersystems betroffen ist. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Feuerwehr die passende Technik zur Brandbekämpfung einsetzen kann.
Nie selbst löschen: Versuchen Sie niemals eigenmächtig, einen Brand in einer PV-Anlage oder einem Speichersystem zu löschen. Dies kann zu ernsthaften Verletzungen oder weiteren Schäden führen. Insbesondere sollten brennende Lithium-Ionen-Akkus niemals mit Wasser gelöscht werden, da dies den Brand verschlimmern kann. Die Feuerwehr ist mit der geeigneten Technik ausgestattet, um solche Brände zu löschen. Bitte überlassen Sie das Löschen den Experten der Feuerwehr.
Auf Experten setzen: Sachverständige für PV-Anlagen verfügen über spezifisches Fachwissen und umfangreiche Erfahrung, um sicherzustellen, dass die Anlage ordnungsgemäß geplant, installiert und betrieben wird. Sie unterstützen nicht nur im Schadenfall, sondern auch bei der Planung und im Betrieb sowie insbesondere bei der Abnahme neu installierter PV-Anlagen.
Über den BVS – Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger e.V.
Als bundesweit mitgliedsstärkste Vereinigung öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger gehören dem BVS rund 3.000 Sachverständige an, organisiert in 12 Landes- und 13 Fachverbänden. Sie sind auf über 250 Sachgebieten tätig und erfüllen die höchsten Standards im Sachverständigenwesen: Grundsätzlich sind alle Mitglieder öffentlich bestellt und vereidigt, anderweitig durch staatliche Stellen oder durch Gesetz befugte Institutionen hoheitlich beliehen oder zertifiziert. https://www.bvs-ev.de/
Quelle: Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger e.V.
Internet: www.bvs-ev.de
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