Gute Luft im (Schul-) Kinderzimmer – Neuer Anstrich, neue Möbel, neuer Bodenbelag: Tipps für schadstoffarme Produkte
Die Einschulung oder der Schulwechsel sind häufig ein Anlass, das Kinderzimmer neu zu gestalten. Der Nachwuchs ist aus dem Bett herausgewachsen, ein Schreibtisch muss her und die Kleinkinderdekoration ist nicht mehr angesagt. „Damit mit den neuen Möbeln, Teppichen und Wandfarben nicht auch gesundheitsschädliche Chemikalien ins Kinderzimmer einziehen, lohnt es sich, auf schadstoffarme Produkte zu setzen“, rät Chemikerin Kerstin Effers von der Verbraucherzentrale NRW. Die Expertin für Umwelt und Gesundheitsschutz hat Tipps zusammengestellt, worauf Eltern bei einer Renovierungsaktion achten können.
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- Bodenbeläge
Egal ob Teppich, Laminat oder Parkett: Besser sind Bodenbeläge, die lose ohne Kleber verlegt werden können. Orientierung bei der Auswahl schadstoffarmer Produkte bieten anspruchsvolle Siegel wie das eco-INSTITUT-Label, natureplus® oder der Blaue Engel. Diese verbieten eine Vielzahl gesundheitsschädlicher Chemikalien und lassen zusätzlich überprüfen, ob Schadstoffe ausgasen. Wenn der Boden geölt werden muss, sind Holzöle ohne Oxime (Filmbildungsverhinderer, die als krebserzeugend eingestuft sind) und ohne Lösemittel zu empfehlen. Auch wenn es zunächst billig und praktisch erscheint: Elastische Bodenbeläge aus dem Kunststoff PVC (Polyvinylchlorid), häufig auch „Vinyl“ genannt, sind keine gute Wahl. Die enthaltenen Weichmacher lassen sich meist im Hausstaub nachweisen und können zu einer zusätzlichen Chemikalienbelastung der Kinder führen. Die genannten Siegel gibt es unter anderem auch auf elastischen Bodenbelägen und sie schließen die Verwendung von PVC aus Gesundheits- und Umweltschutzgründen generell aus.
- Wandfarben
Viele mögen’s im Kinderzimmer bunt. Fast ebenso einfach zu verstreichen wie die herkömmlichen Dispersionsfarben auf Kunstharzbasis sind überwiegend mineralische Silikat-Dispersionsfarben, die auch in vielen Farbtönen angeboten werden. Wegen des hohen pH-Wertes, der die Farben sehr robust gegen Schimmel macht, sollte die Farbe beim Streichen nicht auf die Haut kommen. Der pH-Wert ist aber auch ein Vorteil, denn die Farben im Eimer sind so alkalisch, dass Bakterien und Pilze auch ohne Zusatz von Konservierungsmitteln keine Chance haben – ein echter Pluspunkt bei Allergien gegen Konservierungsstoffe. Kalkfarben können ebenfalls eine gute Alternative sein. Silikatfarben werden häufig mit dem natureplus®-Siegel oder dem Blauen Engel angeboten. Auf den Internetseiten der Siegel findet man Listen entsprechender Farben und auch weiterer gesiegelter Produkte.
- Möbel
Gebrauchte Massivholzmöbel sind in Bezug auf Schadstoffe, Stabilität und Nachhaltigkeit eine ausgezeichnete Wahl und auch bei kleinem Budget erschwinglich. Bevor diese aufgestellt werden, sollten sie vorsorglich zum Schutz vor Schädlingen gründlich gereinigt werden, inklusive der Ritzen und Bohrlöcher, die einfach mit einem Staubsauger abgesaugt werden können. Beim Neukauf von Möbeln, auch bei Polstermöbeln und Schreibtischstuhl, kann ebenfalls nach dem Siegel Blauer Engel geschaut werden. Von den beliebten Sitzsäcken mit Polystyrolfüllung ist eher abzuraten, weil diese häufig Schadstoffe wie nervenschädigendes Styrol in die Raumluft abgeben und die Hersteller in der Regel nicht angeben, ob beziehungsweise welche Fleck- und Flammschutzmittel sie verwendet haben.
- Fleckschutz
Vorsicht ist bei speziellen „Zusatzfunktionen“, beispielsweise Fleckschutz für Teppiche und Polstermöbel, geboten. Grund: Diese Funktionen werden oft durch den Einsatz schädlicher Chemikalien wie PFAS (Poly- und Perfluoralkylsubstanzen) erreicht, mit denen viele Kinder ohnehin schon zu stark belastet sind.
- Lüften
Das A und O für eine gute Raumluft ist – neben der Vermeidung von Schadstoffen – Lüften, denn Kohlendioxid, überschüssige Feuchte und flüchtige Schadstoffe werden dadurch abgeführt. Das gilt besonders während und nach den Renovierungsarbeiten oder dem Aufstellen von neuen Möbeln, da in dieser Zeit verstärkt flüchtige Verbindungen wie Lösemittel freigesetzt werden können.
Weiterführende Infos und Links:
Quelle: Verbraucherzentrale NRW
Internet: www.verbraucherzentrale.nrw