Sicher durch die Badesaison – zehn hilfreiche Tipps vom Experten

Sommerzeit ist Badezeit: In Nordrhein-Westfalen begannen die Sommerferien bereits im Juni und bis Ende des Monats ziehen alle weiteren Bundesländer nach. Wer nicht in den Urlaub fährt, den zieht es ins Freibad, an den Badesee oder ans Meer. Doch nicht alle Badestellen sind bewacht und freie Gewässer bergen manche Gefahr. Michael Dietel ist Sprecher von Bäderland Hamburg, dem Betreiber aller öffentlichen Bäder der Hansestadt. Er gibt zehn hilfreiche Tipps, damit bei der sommerlichen Abkühlung neben dem Spaß auch die Sicherheit nicht zu kurz kommt – egal ob am Ferienort oder zu Hause.

Bild von rodshinkado auf Pixabay

Einen kühlen Kopf bewahren

Gerade wer lange in der Sonne lag, kühlt sich vor dem Baden unbedingt ab. Im Freibad geht dies ganz einfach über die Duschen vor Ort, andere Gewässer sollten möglichst langsam betreten werden. Für den Kreislauf ist es außerdem am besten, von unten nach oben abzukühlen – von herzfern zu herznah. Wer einfach so ins kühle Nass springt, überfordert sein Herz-Kreislauf-System. Denn die Temperaturunterschiede können abhängig vom Gewässer dramatisch sein. So kann es zu einem Abfall des Blutdrucks, Herzrhythmusstörungen und im schlimmsten Fall sogar zu Herzversagen kommen.

Kein Ort für Leichtsinn

Leichtsinn hat in keinem Gewässer etwas verloren. Denn die größten Gefahren gehen entweder von Übermut, falscher Selbsteinschätzung, schlechten Schwimmkenntnissen oder mangelnder Vertrautheit mit der Badestelle aus. Daher ist es immer wichtig, die eigene Verfassung kritisch zu hinterfragen und sich im Vorfeld über das Gewässer, die Badeaufsicht und lokale Notrufnummern zu informieren. Baden gehen sollte nur, wer sich wohl und gesund fühlt. Nichtschwimmer:innen gehen maximal bis zum Bauchnabel ins Wasser – und selbst das nicht alleine. Und, eigentlich sollte es selbstverständlich sein: Um Hilfe wird nur gerufen, wenn tatsächlich Gefahr besteht. Alles andere ist ein wirklich schlechter Scherz.

Verborgene Risiken in Badeseen

Besondere Vorsicht gilt in natürlichen Gewässern wie Meeren, Flüssen oder Seen. Dies liegt vor allem daran, dass unter der Oberfläche etwaige Risiken lauern, die von den Schwimmer:innen nicht eingeschätzt werden können. So kann das Flachwasser beispielsweise warm sein, während es in tieferen Regionen plötzlich deutlich kälter wird. Dies kann zu gefährlichen Krämpfen und Unterkühlung führen. Außerdem stellen Schlingpflanzen und unbefestigte, sumpfige Uferbereiche unkalkulierbare Risiken dar.

Enorme Kräfte in Flüssen und Meeren

Flüsse und Meere sind vor allem wegen ihrer Strömungen, Unterströmungen, Soge und Gezeitenkräfte riskant, die selbst erfahrene Schwimmer:innen in die Bredouille bringen. So kann sich auch die Fließgeschwindigkeit des Wassers ganz plötzlich ändern. Zusätzliche Gefahr geht von Schleusen, Brückenpfeilern oder Buhnen aus. Vor allem wo Schiffe fahren, sollte das Wasser gemieden werden. Denn in ihrem Umfeld entstehen leicht gefährliche Heckwellen und Rückströmungen.

Nur unter Aufsicht

Es ist besonders wichtig nur dort ins Wasser zu gehen, wo Rettungsschwimmer:innen vor Ort sind. In Schwimmbädern ist dies immer der Fall. Allerdings übernehmen diese nicht die Aufsichtspflicht der Eltern für ihre Kinder. Bei allen anderen Gewässern ist es am sichersten, nur an den beaufsichtigten Stellen zu baden. Dabei sind auch die Warnflaggen zu beachten: Bei rot-gelben Flaggen sind Rettungskräfte vor Ort; bei gelben Flaggen sollten sich nur geübte Schwimmer:innen im Wasser aufhalten; bei roten Flaggen meidet jede:r das Wasser.

Viel Luft – wenig Sicherheit

Wer sich auf einer Luftmatratze, einem Schlauchboot oder ähnlichem aufhält, kann leicht abtreiben. Besondere Vorsicht gilt hier für Nichtschwimmer:innen. Außerdem birgt auch so manche Auftriebshilfe für Kinder in der Wassergewöhnung unerwartete Risiken. Die Kleinen können zum Beispiel jederzeit aus einem Schwimmring herausrutschen oder mit einem Schwimmsitz umkippen, ohne sich selbst wieder aufrichten zu können. Und auch die so beliebten Schwimmflügel flutschen gerne vom eingecremten Arm. Sicherer sind gut sitzende Schwimmwesten.

Augen beim Kind

Eltern müssen ihre Kinder am und im Wasser immer im Blick behalten – auch wenn sie Auftriebshilfen tragen. Beim Baden begleitet eine Person nie mehr als zwei Nichtschwimmer:innen und entfernt sich nicht weiter als eine Armeslänge von ihnen. Auch beim Spielen am Wasser ist Vorsicht geboten. Denn Kleinkinder können bei unglücklichen Stürzen sogar in Pfützen ertrinken. Fallen sie in tiefere Gewässer, gehen sie aufgrund ihres geringen Lungenvolumens unter wie ein Stein. Und das ist keine Panikmache. Auch ältere Kinder ertrinken oft lautlos, ohne winken oder schreien zu können. Wichtig zu wissen ist, dass erst Kinder mit Bronzeabzeichen als sichere Schwimmer:innen gelten – und noch nicht mit Seepferdchen.

Sprung ins Unbekannte

In Schwimmbädern ist es wichtig, nur dort ins Wasser zu springen, wo es erlaubt ist und sich keine anderen Personen im Sprungbereich aufhalten. Darüber hinaus sollte das Wasser tief genug sein. Wer in ein unbekanntes Gewässer springt, spielt mit seiner Gesundheit und seinem Leben. Das gilt vor allem für Kopfsprünge im Uferbereich oder im Flachwasser. Auch an anderen Stellen kann niemand wissen, welche Unterwasserhindernisse unter der Oberfläche verborgen sind.

Weniger ist mehr: Essen und Trinken

Natürlich sollten beim oder vor dem Schwimmen keine berauschenden Substanzen wie Alkohol konsumiert werden. Auch ein zu voller Magen ist nicht empfehlenswert, denn das kann mitunter zu Kreislaufproblemen führen. Gleichzeitig werden die Muskeln weniger mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Auf der anderen Seite kann auch ein leerer Magen zu Kreislaufproblemen und Unterzuckerung führen. Deshalb besser eine Kleinigkeit vor dem Schwimmen essen.

Schutz vor Sonne – und Gewitter

Bei Sonnenschein ist es wichtig, sich auch vor dem Baden einzucremen. Denn die schädlichen UV-B-Strahlen erreichen die Haut auch noch knapp unter der Wasseroberfläche. Vor allem wer schnorcheln möchte, sollte für ausreichenden Schutz sorgen. Denn das Wasser wirkt wie ein Spiegel, der die Strahlung immer wieder und mehrfach Richtung Haut reflektiert. Wenn das Wetter umschwingt und ein Gewitter naht, muss das Wasser umgehend verlassen und ein festes Gebäude aufgesucht werden. Baden ist bei dieser Wetterlage lebensgefährlich.

 

Über Bäderland Hamburg:

Bäderland Hamburg ist der Betreiber aller öffentlichen Schwimmbäder, Thermen und Saunaanlagen in Hamburg. Mit rund 500 Mitarbeiter:innen bedient das Unternehmen die Hamburger Nachfrage nach sportlichem Schwimmen, Schwimmenlernen, Erholung, Wellness und Sauna. Mit einer Wasserfläche von über 46.000 qm und knapp 30 Locations im gesamten Stadtgebiet ist Bäderland der flächenmäßig größte Freizeitanbieter der Hansestadt. Jährlich besuchen über vier Millionen Gäste die kleinen und großen Anlagen. Für ihre professionelle und couragierte Arbeit wurden die Mitarbeiter:innen von Bäderland unter anderem mit dem Preis „Hamburger des Jahres 2018“ ausgezeichnet.