Die Frage der Vererbung: Kinderwunsch bei Rheuma

Wird das Kind mein Rheuma erben? Das ist eine Frage, die Rheumapatienten mit Kinderwunsch umtreibt. Welche Rolle die familiäre Veranlagung bei Rheuma spielt und welche weiteren Aspekte bei einer Schwangerschaft zu beachten sind, lesen Sie hier.

Der Bauch wölbt sich, die ersten Bewegungen sind zu spüren – und doch ist die Freude von werdenden Eltern oft von der Sorge begleitet: Wird alles gut gehen und das Kind gesund sein? Hat eines oder gar beide Elternteile Rheuma, stellt sich zudem die Frage: Kann die Veranlagung für die chronische Erkrankung an das Kind vererbt werden? Ein weiterer Aspekt, der werdende Mütter betrifft: Manche Rheumamedikamente sollten während einer Schwangerschaft nicht eingenommen werden, da sie sich negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirken können. Frühzeitige Gespräche mit den behandelnden Rheumatologen helfen hier, viele Sorgen aufzulösen. Denn: Prinzipiell steht einer Schwangerschaft bei Rheuma nichts im Wege.

Auch mit Rheuma kann eine Schwangerschaft möglich sein – Bild: RDNE Stock project

Rheuma ist keine typische Erbkrankheit

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew und Psoriasis-Arthritis entstehen durch eine Fehlsteuerung des Immunsystems, eine sogenannte Autoimmunreaktion. Die Neigung zu Autoimmunreaktionen wird wie die Neigung zu Allergien zwar auch durch bestimmte Gene bestimmt, eine klassische Erbkrankheit ist Rheuma aber nicht. Beispielsweise weisen 95 Prozent der Morbus-Bechterew-Patienten die Genvariante HLA-B27 auf. Doch Untersuchungen zu der Erkrankung zeigen: Nur jede zehnte Person mit dieser Genvariante erkrankt an Morbus Bechterew. Ob die Krankheit ausbricht, hängt auch von weiteren Faktoren wie Infektionen, Rauchen und Übergewicht ab.

Kann die Veranlagung für die chronische Erkrankung an das Kind vererbt werden? – Foto von Ryan Franco auf Unsplash

Enge Abstimmung mit dem Behandlungsteam

Damit die Schwangerschaft bei Rheuma für Mutter und Kind möglichst entspannt und beschwerdefrei abläuft, ist eine gute Vorausplanung in Abstimmung mit den behandelnden Ärzten ganz wichtig. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: Je geringer die Krankheitsaktivität zu Beginn der Schwangerschaft ist, desto besser. Es treten dann im weiteren Verlauf deutlich weniger rheumatische Beschwerden oder Schübe auf. Vor Beginn der Schwangerschaft sollte deshalb durch eine optimal angepasste medikamentöse Therapie dafür gesorgt werden, dass kaum Symptome und Entzündungszeichen auftreten, die Krankheitsaktivität also möglichst niedrig ist.

Der zweite Grund für eine frühzeitige und enge Abstimmung mit dem Behandlungsteam: Manche Rheumawirkstoffe sollten während einer Schwangerschaft nicht eingenommen werden. Bei einigen Wirkstoffen ist es sogar empfehlenswert, die Therapie Wochen oder Monate vor einer Schwangerschaft anzupassen.

Wichtig ist jedoch: Damit keine Verschlechterung der Rheumaerkrankung eintritt, sollten Patientinnen Medikamente nicht eigenständig reduzieren oder absetzen – sondern immer nur in Absprache mit den behandelnden Ärzten. So können Sie auch die Freude über den sich wölbenden Bauch genießen.

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