Der Krieg in der Ukraine und der damit verbundene enorme Preisanstieg von Gas, Öl und Strom veranlasst die Bevölkerung, auf die Energiebremse zu treten. Zusätzlich empfiehlt die Regierung, dass jeder Bürger seinen persönlichen Energieverbrauch um 30 % reduzieren soll. Angesichts des Klimawandels sind diese Vorschläge nachvollziehbar und vernünftig.
Nicht berücksichtigt wird dabei eine unsichtbare Gefahr, die aus dem Badezimmer kommt. In lauwarmem Wasser vermehren sich Legionellen in der Dusche und im Leitungswasser. Temperaturen über 60° Celsius dagegen töten sie ab. Die kleinen, unsichtbaren Bakterien sind in geringer Zahl harmlos. In großen Kolonien können sie zu einer Lungenentzündung mit tödlichem Ausgang führen.
Wieso sind Legionellen so gefährlich und welcher Schutz ist wirksam?
Legionellen sind mikroskopisch kleine, stabförmige Bakterien, die im Wasser leben. Derzeit sind knapp 60 verschiedene Arten bekannt. Legionellen machen sich über die Atemwege bemerkbar, wo sie verschiedene Krankheiten auslösen können. Harmlose Krankheitsbilder gehen mit grippeähnlichen Symptomen einher – ein schwerer Verlauf endet mit einer gefährlichen Lungenentzündung.
Die schnelle Vermehrung von Legionellen hängt entscheidend mit der Wassertemperatur zusammen. In kühlem Wasser bis 20° Celsius lässt sich kein nennenswerter Anstieg der Populationen feststellen. So ist das Grundwasser, das in der Regel 10° bis 15° Celsius erreicht, nicht belastet. In der Spanne von 25° bis 45° Celsius fühlen sich die Keime laut Untersuchungen des RKI (Robert Koch-Institut) am wohlsten. Die Vermehrung stoppt schlagartig bei einer Umgebungstemperatur von 55°. Ab 60° haben Legionellen keine Überlebenschancen mehr und sterben ab.
Legionellen sammeln sich in Wassertanks und Wasserleitungen, die längere Zeit nicht genutzt werden. Dort lagern sie sich als schmieriger Biofilm ab. Sie wachsen exponentiell, sodass sich innerhalb weniger Tage bevölkerungsreiche Kolonien bilden, welche die gesetzlichen Grenzwerte merklich übersteigen. Über die Leitungen gelangen die Tierchen in die Armaturen von Küche und Bad.
Im Magen stellen Legionellen keine Gefahr dar. Belastetes Leitungswasser kann von Menschen mit gesundem Immunsystem bedenkenlos getrunken werden. Auch von einer Übertragung von Mensch zu Mensch ist bisher nichts bekannt. Gefährlich wird es, wenn Legionellen in Form von Aerosolen in die Lunge gelangen. Dabei steht die Dusche im Mittelpunkt. Beim Duschen entsteht ein feiner Sprühnebel, mit dem sich die Legionellen verbinden. Wenn dieser eingeatmet wird, gelangen die Keime in die tiefen Lungenabschnitte, wo sie sich festsetzen können.
Neben der Dusche besteht auch in der Nähe von Klimaanlagen, Luftbefeuchtern, Nebelerzeugern und Whirlpools sowie auf Wasserrutschen eine erhöhte Gefahr der Kontamination.
Besonders gefährdet sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Auch chronisch Kranke, Raucher, ältere Menschen und Babys erkranken schneller an Legionellose. Männer sind etwa 2- bis 3-mal häufiger betroffen als Frauen.
Legionellen sind parasitenähnliche Lebewesen, die sich im Inneren von Einzellern festsetzen und von deren Stoffwechsel profitieren. Im Lungengewebe nutzen sie sogenannte Makrophagen als Wirtstiere. So werden die Fresszellen des menschlichen Immunsystems genannt. Eigentlich ist es die Aufgabe der Makrophagen, Eindringlinge zu eliminieren, indem sie diese “auffressen” und den Organismus vor Krankheiten schützen.
Legionellen jedoch werden von Makrophagen nicht eliminiert. Die Keime besitzen die Fähigkeit, im Inneren der Fresszellen zu überleben und sich in rasender Schnelle zu vermehren. Dabei werden die Makrophagen zerstört und Stoffe freigesetzt, die Entzündungen im Lungengewebe verursachen.
2017 wurden pro 100.000 Einwohner 1,7 Erkrankungen festgestellt. Nicht alle Krankheitsfälle, die einer Lungenentzündung nahekommen, werden auf Legionellose getestet. Daher geht man davon aus, dass sich die Anzahl der Erkrankungen in einer Spanne von 18 bis 36 Fällen bewegt.
Legionellose macht sich in zwei Krankheitsbildern bemerkbar. Die Legionärskrankheit beschreibt einen schweren Verlauf. Die harmlose Variante wird als Pontiac-Fieber bezeichnet.
Bei der Legionärskrankheit zeigen sich die ersten Symptome nach einer Zeitspanne von zwei bis zehn Tagen. Die Krankheit selbst ist mit einer schweren Lungenentzündung vergleichbar. Sie kann sehr plötzlich auftreten und macht sich durch starkes Fieber, Schüttelfrost, Unwohlsein sowie Atemnot, Brustschmerzen, Gliederschmerzen und Atemnot bemerkbar. In manchen Fällen werden diese Symptome von Durchfall und Erbrechen begleitet.
Es empfiehlt sich, die Krankheit zügig zu behandeln, weil sie bei Älteren und Menschen mit einer chronischen Krankheit schnell zum Tode führen kann. Als erfolgreiche Behandlungsmethode erweist sich eine Antibiotika-Therapie, die über zwei bis drei Wochen andauert.
Eine abgeschwächte Variante der Legionellose ist das Pontiac-Fieber. Es ähnelt einer einfachen Grippe, ist aber weiterverbreitet. Die Symptome treten als Fieber, trockenem Husten sowie Kopf- und Gliederschmerzen in Erscheinung. Nach ein paar Tagen klingen sie ab, ohne dass die Einnahme von Antibiotika notwendig ist.
Der Schutz vor einem Legionellenbefall setzt sich aus drei Komponenten zusammen. Es können sowohl präventive als auch technische Maßnahmen zum Zuge kommen. Zudem hat die Regierung gesetzliche Regelungen zum Legionellenschutz erlassen.
Die deutsche Trinkwasserverordnung schreibt in ihrer aktuellen Fassung eine regelmäßige Untersuchungspflicht bei öffentlichen und gewerblichen Anlagen vor, bei denen es zu einer Vernebelung kommt. Dazu gehören Wohnbaugesellschaften, Hausverwaltungen und Besitzer von Mehrfamilienhäusern.
Es werden von akkreditierten Laboren regelmäßig Wasserproben genommen und auf Legionellenbefall untersucht. Überschreitet eine Probe von 100 ml den Grenzwert von 100 koloniebildenden Einheiten (KBE), ist eine Meldung ans Gesundheitsamt Pflicht. Bei höheren Werten muss mit Maßnahmen gerechnet werden, die eine Sanierung der gesamten Trinkwasseranlage umfassen.
Verbraucher können sich im Alltag durch vorbeugende Maßnahmen schützen. Als Schlüssel der Legionellenbekämpfung wird angesehen, dass die Wassertemperatur an der Heizungsanlage entgegen den Empfehlungen der Politiker auf nicht weniger als 60° Celsius eingestellt wird. Zudem sollte man nach längerer Abwesenheit zumindest die Dusche bei geöffnetem Fenster etwa drei Minuten mit heißem Wasser laufen lassen und das Bad verlassen. Weiterhin ist es notwendig, Luftbefeuchter und Klimaanlagen regelmäßig zu reinigen.
Zur Verminderung der Legionellenvermehrung werden einige technische Maßnahmen empfohlen, die sich als wirksam erweisen. Die bekanntesten werden im Folgenden aufgelistet:
Ultrafiltration: Mithilfe schlauchförmiger Membranen werden die Legionellen mechanisch gefiltert. Die Porengröße darf 0,05 µm nicht überschreiten.
Thermische Desinfektion: Dabei wird das gesamte Warmwassernetz für mindestens drei Minuten auf 71° Celsius erhitzt. Die Temperatur im Speicher darf 60° Celsius nicht unterschreiten. Moderne Heizungssteuerungen erhöhen die Speichertemperaturen einmal täglich automatisch.
UV-Licht: Mit dezentral eingesetzten Lampen wird das Wasser nahe der Abnahmestellen mit UV-Licht bestrahlt.
Chemische Desinfektion: Die dazu verwendeten Chemikalien müssen die Grenzwerte von § 11 der Trinkwasserverordnung einhalten. Die Chemikalien werden dem Wasser in hohen Konzentrationen zugesetzt und danach ausgespült. Diese Maßnahme ist nicht für den Dauereinsatz geeignet.
Die Empfehlungen für einen sparsamen Energieeinsatz im Alltag sind notwendig und sinnvoll. Im Bereich Warmwasser im Haushalt stoßen sie allerdings an ihre Grenzen, weil sie den Schutz vor Legionellenbefall einschränken.
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