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Hund, Katze, Pferd: Wie sinnvoll ist eine Tier-Krankenversicherung?

Antworten der Verbraucherzentrale NRW zur neuen Gebührenordnung in Tierarztpraxen und zu Fallstricken bei Tier-Policen

Wenn Tiere krank werden, können in der Tierarztpraxis hohe Kosten entstehen, selbst bei kleinen Mitbewohnern. Am 22. November 2022 tritt eine neue Gebührenordnung für Tierärzt:innen in Kraft. Dadurch steigen die Kosten für Untersuchungen und Operationen teils deutlich an. „Eine Tier-Krankenversicherung kann vor hohen Kosten schützen“, sagt Philipp Opfermann, Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale NRW. „Doch wie bei allen Versicherungen gibt es Haken, Ausschlüsse und große Preisunterschiede, da gilt es genau hinzuschauen.“ Philipp Opfermann gibt im Interview Tipps, worauf man vor einem Abschluss achten sollte.

Bild von Mirko Sajkov auf Pixabay

Wie teuer wird es jetzt in der Tierarztpraxis?

Tierarztpraxen berechnen ihre Leistung nach der Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte (GOT). Dort sind gut 1.000 Leistungen von Akupunktur bis Zahnsteinentfernung aufgelistet und mit Gebührensätzen versehen. Die GOT wird nun im November 2022 angepasst und um neue Leistungen erweitert. Manche Behandlungen werden damit doppelt oder sogar fast dreimal so teuer sein wie bisher. So steigen beispielsweise die Kosten für eine einfache Untersuchung bei Hunden von 13,47 Euro auf 23,62 Euro. Die werden zukünftig auch für Katzen fällig – statt bisher 8,98 Euro. Es kann aber auch darüber hinausgehen. Denn je nach Aufwand, dem Wert des Tieres oder auch der Tageszeit kann die Praxis ein Mehrfaches des Satzes in Rechnung stellen, auch ohne Zustimmung des Halters oder der Halterin. Erst wenn es bei erhöhten Schwierigkeiten über das Dreifache des Gebührensatzes hinausgehen soll, müssen Praxis und Tierhalter:in das vor der Behandlung explizit vereinbaren.

Wer sollte eine Krankenversicherung für sein Tier abschließen?

Grundsätzlich sollten Vorsorge, Erkrankungen und ambulante Behandlungen schon bei der Anschaffung des Tieres und beim Unterhalt mitbedacht werden, denn auch das tierische Familienmitglied wird geimpft oder entwurmt, kann krank werden und damit Kosten verursachen. Als Faustregel gilt: Je größer das Tier, desto eher ist eine Krankenversicherung sinnvoll. Versichert werden in der Regel nur gesunde Tiere, wobei sich die Beitragshöhe meist nach Rasse und dem Alter des Tieres richtet. Oft gibt es auch ein Mindest- und ein Höchstalter für das zu versichernde Tier. Für ältere Zeitgenossen oder bei Vorerkrankungen werden die Versicherungsmöglichkeiten rar, zu lange sollte also mit dem Abschluss nicht gewartet werden. Die Preise und die jeweils abgedeckten Risiken unterscheiden sich dabei jedoch enorm. Deshalb raten wir, die Tarife und Bedingungen gut zu vergleichen. Es gibt in der Regel zwei Typen: Zum einen die reine OP-Versicherung, die OP-Kosten ganz oder zumindest zu einem Großteil übernimmt. Und zum anderen die vermeintliche Vollversicherung, die neben Operationen auch andere Behandlungen abdeckt. Dieser erweiterte Schutz hat seinen Preis, der oft ein Vielfaches der OP-Versicherung beträgt. Daher ist die reine OP-Versicherung oft erste Wahl. Für alle anderen Behandlungen muss dann jedoch im Fall der Fälle selber aufgekommen werden.

Welche Leistungen sollte eine Versicherung bieten?

Vor allem notwendige Operationen sind kaum planbar und auch kleine Eingriffe können schnell hohe Kosten mit sich bringen. Daher sollte eine Tierkrankenversicherung rund um OPs leistungsstark sein und neben den eigentlichen Operationskosten auch für Medikamente, Unterbringung und Diagnostik aufkommen. Übernimmt der Versicherer dann auch mindestens den dreifachen Gebührensatz, schützt das vor bösen Überraschungen und hohem Eigenanteil bei teuren Behandlungen oder bei einem Notfall außerhalb der Praxiszeiten. Es werden verschiedene Modelle der Selbstbeteiligung angeboten: keine, feste Beträge oder ein bestimmter Prozentsatz. Je nach Tarif und Behandlung kann das ins Geld gehen. Bei Behandlungskosten in Höhe von 4.000 Euro und einer Selbstbeteiligung von 20 Prozent muss man also trotz Versicherung noch 800 Euro selbst zahlen. Kalkulierbarer ist eine feste Selbstbeteiligung, beispielsweise 250 Euro.

Welche Fallstricke gibt es?

Inzwischen tummeln sich viele Anbieter mit noch mehr Tarifen auf dem wachsenden Markt, was einen Vergleich oft schwierig macht. In vielen Tarifen steigen zudem die Beiträge mit zunehmendem Alter des Tieres an. Das ist jedoch vielen Tierbesitzer:innen oft zu Beginn nicht klar und die Verwunderung ob der hohen Beiträge im Alter dann groß. Besonders gilt es dabei auf die Ausschlüsse zu achten, die den Versicherungsschutz einschränken. Die Hüftdysplasie ist so ein Klassiker, die oft bei bestimmten Rassen ausgeschlossen ist. Wenn das für den eigenen Hund ein Thema werden kann, sollte man dort besonders drauf achten. Außerdem sollte man wissen, dass Tierkrankenversicherungen üblicherweise Jahresverträge sind, die sich automatisch verlängern, aber auch von beiden Seiten gekündigt werden können. Im schlechtesten Fall ist das junge und gesunde Tier lange versichert und fliegt dann raus, wenn mit zunehmendem Alter Zipperlein und Krankheiten zunehmen. Doch einige wenige Versicherer verzichten auf ihr Kündigungsrecht.

Philipp Opfermann, Referent für Versicherungen:

Tierfreunde sollten sich auch mit Abschluss einer Krankenversicherung nicht in falscher Sicherheit wiegen. Ob OP- oder Vollversicherung, es werden nie alle Kosten übernommen. So kann durch Ausschlüsse oder Selbstbehalte auch trotz Versicherungsschutz noch ein erheblicher Betrag von Herrchen oder Frauchen selbst zu zahlen sein. Das sollte jedem klar sein und auch diesen Fall gilt es einzuplanen und gegebenenfalls Rücklagen anzulegen.

Weiterführende Links und Informationen:

Quelle: Verbraucherzentrale NRW
Internet: www.verbraucherzentrale.nrw

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