BUND-Reihe „Gut Leben im Sommer“: Sommer, Sonne, Stress: Stadtbäume leiden unter Trockenheit und Hitze. Der BUND gibt Tipps zum richtigen gießen und wässern
Die hohen Temperaturen führen in Städten zu einer hohen Belastung: Asphalt und Gebäude heizen sich stark auf, die Hitze steht in den Straßenschluchten. Besonders ältere Menschen und Kinder sollten dann verstärkt Schatten aufsuchen. Aber auch die Natur leidet. Das eigentlich so frische Grün der Bäume wird welk, Hitze und Trockenheit fordern ihren Tribut. Unsere Stadtnatur ist in diesen heißen, trockenen Tagen auf genügend Feuchtigkeit angewiesen. Während viele Menschen ihre eigenen Pflanzen in der Wohnung, auf dem Balkon oder im Garten regelmäßig gießen, geraten die Bäume auf öffentlichem Boden schnell in Vergessenheit.
Wie geht es den Bäumen in der Stadt in diesen heißen Tagen?
Afra Heil: „Den Stadtbäumen geht es schlecht. In Deutschland gab es in den letzten Monaten zu wenig Regen, um das Stadtgrün ausreichend mit Wasser zu versorgen. Gerade in der heißen Sommerphase kann die Natur ausreichenden Niederschlag gut gebrauchen. Im Moment muss sie von den Reserven zehren, die aufgrund der Dürrejahre spärlich ausfallen. Die Bäume haben in der Stadt außerdem mit Bodenverdichtung, zu kleinen Baumscheiben und Belastung durch Schadstoffe zu kämpfen. Insbesondere junge Bäume oder Flachwurzler wie Ahorn kommen nicht an das durch die Hitze gesunkene Grundwasser heran und sind deshalb auf zusätzliche Wasserversorgung angewiesen.
Dabei spielen die Bäume für die Klimatisierung in unseren Städten eine besondere Rolle: ein ausgewachsener Laubbaum verdunstet an einem heißen Sommertag etwa 400 Liter Wasser und kühlt damit die Umgebung deutlich ab. Eine Untersuchung des BUND Naturschutz in Bayern mit einem Aspirationspsychrometer nach Aßmann* hat gezeigt, dass die gemessene Temperatur an baumlosen Standorten mindestens drei Grad höher lag als in baumreichen Parks oder Straßen.“
Wenn Stadtbäume für das Klima in der Stadt so einen großen Einfluss haben, warum werden nicht mehr davon gepflanzt?
Afra Heil: „Stadtnatur steht unter Druck, die Flächen werden für (Wohn-)Bebauung in Anspruch genommen und leider fallen Grünflächen und eben auch Bäume diesem Bauboom zum Opfer. Hier muss ein Umdenken stattfinden und das wertvolle Grün erhalten und in Zeiten der Klimakrise sogar erweitert werden.
Besonders bei Baumfällungen sind die stattfindenden Nachpflanzung zwar gut gemeint, aber die Ökosystemleistungen eines alten Baumes ist schwer zu kompensieren. Es dauert durchschnittlich rund 25 Jahre bis eine neu gepflanzte Linde eine mittlere Größe von zehn Metern erreicht. Pflanzgruben müssen ausreichend groß sein, um den Bäumen genügend Raum zum Wachsen zu bieten und dadurch eine verbesserte Versickerung ermöglichen. Baumscheiben, die wasserdurchlässig sind fördern eine Versickerung in den Boden. Auch ein nachhaltiges Regenwassermanagement mit Entsiegelung von Wegen und Plätzen hilft, mehr Regenwasser im Boden zu speichern und nicht abzuleiten.“
Wie kann jede/r von uns den Stadtbäumen helfen?
Afra Heil: „Wer dem Stadtbaum vor der Haustür helfen möchte, kann die Arbeit der Kommunen und Städte beim Gießen zeitweise unterstützen. Es empfiehlt sich, ausgewachsene Bäume einmal pro Woche mit circa acht bis zehn 10-Liter-Eimern mit aufgefangenem Regen- oder Brauchwasser** zu gießen. Einmal wöchentlich eine große Menge Wasser zu gießen ist effektiver als täglich eine kleine Menge, denn nur so erreicht das Wasser auch die tiefen Wurzeln. Andernfalls verbleibt es an der Oberfläche, wo es schnell wieder verdunstet.“
Was muss man beim Gießen beachten?
Afra Heil: „Die Baumscheibe sollte beim Gießen erst ein wenig angefeuchtet werden, damit die Erde das Wasser besser aufnimmt. Gießringe um den Baum können das Wasser länger in Baumnähe halten, oftmals ist ein Ring aus Erde rund um den Baum schon ausreichend. Frühmorgens oder abends sind bevorzugte Zeiten zum Gießen, da das Wasser dann nicht sofort verdunstet. Noch besser sind große, bepflanzte Baumscheiben, denn die gesetzten Pflanzen halten den Boden zusätzlich locker und schützen vor direkter Sonneneinstrahlung und vor Verdunstung. Durch die Auflockerung wird der Boden wiederum aufnahmefähiger. Mit geeigneten Pflanzen lassen sich hier auch kleine Oasen für Insekten schaffen. Mehr Artenvielfalt kommt nicht nur den Bäumen zu Gute, sondern verbessert auch unsere Lebensqualität in der Stadt.“
Darf man denn die Baumscheiben einfach selber bepflanzen?
Afra Heil: „Viele Kommunen erlauben die private Bepflanzung von Baumscheiben, in der Regel ist jedoch eine gesonderte Genehmigung notwendig. Hier einfach beim zuständigen Grünflächenamt nachfragen, in vielen Fällen sind die Ämter sehr aufgeschlossen. Bei der Bepflanzung von Baumscheiben ist darauf zu achten, dass die Baumwurzeln nicht verletzt werden, tiefer als 10 Zentimeter sollte der Boden deshalb nicht aufgelockert werden. Wenn neue, torffreie Erde aufgebracht wird, sollte diese nicht höher als zwei Zentimeter aufgeschüttet werden. Ansonsten kann es zu Fäulnis um den Stamm herumkommen.“
Brauchwasser kann alles Mögliche sein: vom Gemüsewaschen, zu Kochwasser (aber ohne Salz oder Gewürze) ,kaltes Wasser beim Duschen, altes Blumenwasser. Hauptsache es sind keine Putzmittel, Salze und Co. Drin.
Mehr Informationen:
www.bund.net/stadtnatur
Quelle: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Internet: www.bund.net
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