In vielen Medienangeboten besteht für Kinder und Jugendliche das Risiko, mit Hate Speech, also diskriminierenden Aussagen gegen bestimmte Einzelpersonen oder Gruppen, konfrontiert zu werden. Was viele Eltern nicht wissen: Es können auch die eigenen Kinder sein, die Hassbotschaften verbreiten – unbewusst oder auch bewusst. Wichtig ist deshalb, Kinder über Hate Speech aufzuklären und Verhaltensregeln im Netz festzulegen. Darauf macht die Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“ anlässlich des Aktionstags für Betroffene von Hasskriminalität am 22. Juli aufmerksam.
Oft sind es die jüngeren Nutzer*innen, die soziale Netzwerke neugierig erkunden und dabei auf Hate Speech in Posts und Kommentaren stoßen. Für Eltern ist es meist ein Schock, wenn sie herausfinden, dass ihr eigenes Kind herabsetzende Inhalte verbreitet hat. „Heranwachsende trifft ein besonderes Risiko bei Hate Speech. Häufig können sie die Inhalte nicht auf den ersten Blick als solche erkennen, noch nicht richtig einordnen oder auch nicht die Konsequenzen abschätzen“, erklärt SCHAU HIN!-Mediencoach Iren Schulz.
Besonders schwierig ist es, wenn menschenverachtende Botschaften mit einem Witz oder Meme getarnt werden. Solche Beiträge sind bewusst auf Heranwachsende zugeschnitten. Dabei kann es vorkommen, dass sie Hate Speech nicht nur als Beobachter*innen oder Betroffene erfahren, sondern diese vermeintlich witzigen Posts auch selbst weitersenden, ohne die Inhalte wirklich zu verstehen.
Heranwachsende verbreiten Hate Speech aber auch ganz bewusst – vor allem dann, wenn sie in Gruppen eingebunden sind. Äußert sich zum Beispiel ein*e angesagte Influencer*in abwertend zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder Person, schließen sich die Follower*innen oftmals mit hetzerischen Kommentaren an. „In solchen Fällen steht der Wunsch nach Zugehörigkeit und Anerkennung an erster Stelle“, sagt Iren Schulz.
Damit Hass und Hetze im Netz keinen dauerhaft negativen Einfluss auf Einstellungen und Verhalten von Heranwachsenden haben, begleiten Eltern ihre Kinder auf ihren Wegen durch die Medienwelt und bleiben gesprächsbereit. Wenn Erwachsene Offenheit und Interesse an den Medienaktivitäten ihres Nachwuchses zeigen, fällt es leichter, herabwürdigende Ansichten zu erkennen und zum Thema zu machen. „‚Wo hat mein Kind plötzlich diesen Begriff aufgeschnappt?´ fragen sich Eltern und können dies zum Anlass für ein Gespräch nutzen“, so Schulz. Eltern brauchen dann keine Scheu haben, ihrem Kind hetzerische Äußerungen und deren Zusammenhänge zu erklären.
Zudem ist es wichtig, Kinder und Jugendliche für Hate Speech im Netz und die möglichen Folgen zu sensibilisieren. Schulz: „Eltern verdeutlichen ihrem Kind, welches menschenfeindliche Weltbild hinter Hate Speech steht: ‚Was wäre, wenn Du flüchten müsstest und dich niemand willkommen heißt?‘ oder ‚Was wäre, wenn du nur wegen deines Glaubens beschimpft wirst?‘“. Eltern hinterfragen mit ihren Kindern Verallgemeinerungen und Vorurteile in Bezug auf soziale Gruppen, um sie gegen Hate Speech stark zu machen.
„Von Klein auf können Eltern mit ihrem Kind über Toleranz und respektvolle Kommunikation sprechen. Was im Alltag gilt, gilt auch für das Internet“, betont Schulz. Wichtig ist auch, das Selbstvertrauen des Kindes zu stützen: Beleidigungen sind kein Ausdruck von Stärke. Um die Verbreitung von Hate-Speech-Beiträgen zu verhindern, können Eltern mit ihren Kindern Verhaltensregeln für die Online-Kommunikation festlegen: So sollten zum Beispiel Beiträge und Nachrichten nicht vorschnell weitergeschickt oder kommentiert werden, auch wenn die Kinder dazu aufgefordert werden.
„SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“ ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der beiden öffentlich-rechtlichen Sender Das Erste und ZDF sowie der AOK – Die Gesundheitskasse. Der Medienratgeber für Familien unterstützt seit 2003 Eltern und Erziehende dabei, ihre Kinder im Umgang mit Medien zu stärken.
Quelle: SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.
Internet: www.schau-hin.info
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