Sobald ein Kind auf die Welt kommt, ändert sich das Leben radikal. Das bestätigen alle Eltern, allerdings auf unterschiedliche Weise. Männer erleben den Familienzuwachs anders als Frauen. Wie fair ist die Familienplanung wirklich und welche Gründe stecken hinter der Entscheidung für oder gegen ein Kind? Der Beitrag beantwortet diese und andere Fragen.
Die meisten verstehen unter dem Begriff Familienplanung die Abstimmung über den zeitlichen Rahmen und über die Zahl der Kinder. Doch zu einer fairen Familienplanung gehören wesentlich mehr Aspekte. Einer der wichtigsten ist die Abstimmung der individuellen Karriereplanung auf die gemeinsame Familienplanung. Dies gilt für beide Elternteile. Auch wenn es eigentlich selbstverständlich sein sollte, dass Männer und Frauen gleichermaßen ein Recht auf berufliche Verwirklichung haben, zeigt die Praxis, dass nach wie vor eine überwältigende Mehrheit der Frauen jahrelang zu Hause bleibt oder lediglich einen geringfügigen Job annimmt.
Die Konsequenz daraus ist auf finanzieller Ebene ein geringer Rentenanspruch in der Zukunft. Hinzu kommt fehlende soziale Anerkennung, die sich bei den meisten Berufstätigen im Alltag fast automatisch einstellt. Mit dem Fehlen von positiven Feedbacks zu persönlichen Leistungen geht nicht selten ein kaum merklicher, schleichender Rückgang des eigenen Selbstwertgefühls einher. Dieser ist sehr individuell ausgeprägt. Natürlich lassen sich nicht alle Frauen und erst recht nicht alle Elternpaare über einen Kamm scheren, denn jeder Mensch geht auf seine eigene Weise mit der Situation um. Dennoch bleibt festzustellen:
Viele Frauen hegen schon früh einen großen Kinderwunsch, freuen sich auf die Mutterschaft und stellen sie, wenn es endlich so weit ist, in ihren Lebensmittelpunkt. Sie verzichten im ersten Moment gerne auf eine Vollzeitstelle und berufliche Perspektiven, doch ist es ratsam, alle Aspekte der Lebensplanung abzuwägen und langfristig zu denken. Familienplanung ist nicht isoliert zu betrachten, weil die Auswirkungen sich über Jahrzehnte hinweg manifestieren. Leichtfertig auf berufliche Chancen und eine gewisse Absicherung im Alter zu verzichten ist weder für Frauen noch für Männer ein guter Deal. Im Rahmen einer fairen Familienplanung gehören deshalb auch diese Themen auf den Tisch.
Tipp: Es ist fair, die gefassten gemeinsamen Entschlüsse turnusmäßig auf den Prüfstand zu stellen und neu zu besprechen. Entscheidungen lassen sich revidieren und an veränderte Lebensumstände und persönliche Bedürfnisse anpassen. Schließlich sollen alle Familienmitglieder ein glückliches und erfülltes Leben führen.
59 % der Frauen in Deutschland schieben ihren Kinderwunsch insbesondere aus zwei Gründen nach hinten. Der erste Grund liegt in den hohen Kosten, die Kinder verursachen. Bis zum 18. Lebensjahr fallen durchschnittlich 117.000 Euro an, die Eltern aufbringen müssen. Dieser Faktor ist so abschreckend, dass mehr als 30 % ihren Kinderwunsch lieber aufschieben, bis sie sich in eine finanziell sichere Position manövriert haben.
Der zweite Grund liegt nach der Kinderwunschstudie von Zava darin, dass Frauen zuerst ihre eigenen Wünsche und Träume ganz ohne Kinder verwirklichen wollen. Auffällig ist, dass der Anteil gut ausgebildete Frauen etwa mit einem Bachelorabschluss überproportional stark vertreten ist. Weitere 24 % legen ihren Fokus auf die Karriere und stellen deshalb den Kinderwunsch zurück.
Erstgebärende werden immer älter
Lag das durchschnittliche Alter von Müttern bei der Geburt 2009 bei knapp 28,8 Jahren, verschob sich der Durchschnitt im Jahr 2019 auf 30,1 Jahre. Der Anteil der Frauen, die mit 40 Jahren oder später Mutter werden, hat sich im selben Zeitraum auf das Vierfache gesteigert. Insgesamt ist die Zahl der Geburten zurückgegangen und die Politik und Fachleute diskutieren über die Gründe, die eigentlich so offensichtlich sind.
Selbstverwirklichung oder Kind? Diese Frage stellen sich viele Frauen, denn beides scheint miteinander kaum vereinbar zu sein. Junge Frauen wünschen sich ganz genauso wie junge Männer Zeit, um sich selbst zu finden, um Ihre Wünsche und Träume entwickeln und verwirklichen zu können. Es scheint in unserer Gesellschaft kaum möglich, Kind und Selbstverwirklichung unter einen Hut zu bringen. Abgesehen davon, dass der Selbstverwirklichungswunsch bei Frauen unter 30 ohnehin hoch angesiedelt ist, ermöglichen die Grundzüge in der deutschen Gesellschaft keine problemlose Vereinbarung von Familie und Beruf. Kita-Plätze sind knapp trotz eines gesetzlich verbrieften Anspruchs und Firmen mit einem hausinternen Kindergarten sind Mangelware.
Die Bertelsmann-Stiftung hat untersucht, wie sich Mutterschaft auf das Lebenserwerbseinkommen auswirkt. Damit ist das Einkommen gemeint, das während eines ganzen Lebens insgesamt erwirtschaftet werden kann.
Die Untersuchung hat festgestellt, dass Frauen mit Kind im Schnitt 40 % ihres Lebenserwerbseinkommens einbüßen. Je mehr Kinder sie haben, desto höher sind die Einbußen. Bei Frauen mit drei oder mehr Kindern ist das Lebens Erwerbseinkommen auf 30 % reduziert. Hauptgründe dafür sind die ständigen Beschäftigungspausen und die anschließende oder begleitende Teilzeitarbeit.
Frauen mit Kind haben nicht dieselben Berufschancen wie Männer mit Kind. Der gesellschaftliche Druck ist teils subtil und teils unübersehbar, wenn sie versuchen, Kind und Job unter einen Hut zu bekommen. Neben den Schwierigkeiten Kinder unterzubringen, kommen persönliche Gewissensbisse und die Frage hinzu, ob sie nicht doch zu viel arbeiten und sich zu wenig um die Familie kümmern. Viele Frauen entscheiden sich dann lieber gleich gegen Kinder oder verschieben die Mutterschaft weit nach hinten.
Wenn Familienplanung fair sein soll, gehören alle Aspekte, Bedenken und Probleme auf den Tisch. Es gibt vieles, was ein Paar mit Kinderwunsch allein nicht zu seinen Gunsten ändern kann, so etwa das Angebot an Kitaplätzen oder die Regelungen zum Elterngeld. Mit den gegebenen gesellschaftlichen Umständen müssen sich alle Eltern arrangieren.
Aber es gibt zahlreiche kleine und große Dinge, die jedes Paar im eigenen Alltag ändern und neu gestalten kann. Dazu gehört eine schonungslose Offenheit, die als Grundlage für einen wirklich fairen Konsens dient. Ein solcher Konsens könnte lauten, dass die beruflichen Karrieren beider denselben Stellenwert haben und ihre Bedeutung nicht von der Höhe des monatlichen Gehaltsschecks abhängen darf. Schließlich verdienen Männer durchweg mehr als Frauen, auch bei gleicher Qualifikation, so dass die Höhe des Gehalts keine faire Vergleichsgrundlage ist. Zudem könnte eine faire Vereinbarung lauten, dass eine private Vorsorgeversicherung für den Partner abgeschlossen wird, der überwiegend zu Hause bleibt, um den Lebensverdienstausfall nicht zu einem ins Rentenalter verschobenes Problem werden zu lassen. Wenn sich ein Paar diesen vermeintlichen Luxus nicht leisten kann oder will, schlagen sich die Folgen spätestens im Rentenalter zu ungunsten der Frau nieder, die lebenslang finanziell abhängig bleibt.
Sicher ist es nicht leicht, in unserer Gesellschaft ökonomische Aspekte nicht so hoch zu bewerten und stattdessen auf Fairness zu setzen. Doch die Auseinandersetzung damit lohnt sich in vielerlei Hinsicht und schafft einen Rahmen, in dem Muttersein kein Armutsrisiko oder etwa Verzicht auf Selbstverwirklichung bedeutet.
Neue Vorschul-Animationsserie ab 4. Februar 2025 bei KiKA In der neuen Animationsserie für Vorschulkinder erleben…
An den Weihnachtsfeiertagen kommen in vielen Haushalten Gerichte auf den Tisch, für deren Zubereitung jede…
Vegane Ersatzprodukte sind immer gefragter – nicht nur bei Veganerinnen und Veganern. Die Ergebnisse im…
Die Niederlande sind bekannt für die flache, radfahrerfreundliche Landschaft, die endlose Sandstrände, unzählige Kanäle und…
Diese Rechte haben Verbraucher:innen beim Umtausch von Weihnachtsgeschenken. Der Wollpullover hat die falsche Größe, das…
Das EU Schnellwarnsystem Safety Gate (vormals RAPEX) informiert über Sicherheitsrisiken beim Kinderhochstuhl froggy. Es besteht…