Es stand zu befürchten, dass Schwangere ein erhöhtes Risiko haben, schwer an COVID19 zu erkranken, denn auch eine Influenza-Infektion gefährdet Mutter und Kind. Zwei
neue Publikationen bestätigen jetzt diese Vermutung.
(dgk) Daten aus England fassen die Auswertung des Klinikregisters vom St. George’s Hospital in London zusammen. Untersucht wurde der Verlauf von insgesamt 3.527 Schwangerschaften zwischen Juni 2020 und Ende Januar 2021 von Müttern, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren. Es zeigte sich, dass die Zahl der Früh- und Totgeburten doppelt so hoch war wie bei nicht Infizierten. Die Kinder mussten nach der Geburt häufiger über drei Tage oder länger im Krankenhaus bleiben oder innerhalb der ersten sechs Lebenswochen erneut hospitalisiert werden. Es gab jedoch keine Hinweise auf eine direkte Schädigung der Neugeborenen durch das Virus wie es etwa von Röteln- oder Windpockeninfektionen bekannt ist.
Auch eine kürzlich publizierte Studie der Universität Oxford, die Daten aus 18 Ländern ausgewertet hat, zeigt eine höhere Zahl von Früh- und Totgeburten. Gefunden wurde auch ein erhöhtes Risiko der SARS-CoV-2-infizierten Mütter, an einer sogenannten Schwangerschaftsvergiftung zu erkranken, die erhöhten Blutdruck, Eiweiß im Urin und Ödeme verursacht. Die Zahl der Not-Kaiserschnitte nahm ebenfalls zu.
Eine Impfung Schwangerer gegen Influenza wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) schon seit 2010 empfohlen, um die schweren Verläufe der Virusinfektion zu verhindern. Aber wie sieht es aus mit der COVID-19-Impfung?
Die STIKO empfiehlt derzeit keine generelle Impfung in der Schwangerschaft, da zur Anwendung der COVID-19-Impfstoffe in der Schwangerschaft aktuell noch wenig Daten vorliegen. Eine Impfung in der Schwangerschaft ist jedoch keinesfalls ein Anlass für einen Schwangerschaftsabbruch. Die STIKO empfiehlt die Impfung aber in begründeten Einzelfällen in der Schwangerschaft und führt dazu aus: „Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung oder mit einem erhöhten Expositionsrisiko aufgrund ihrer Lebensumstände kann nach Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher Aufklärung eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff ab dem 2. Trimenon angeboten werden.“
Auch zur Anwendung der COVID-19-Impfstoffe in der Stillzeit liegen aktuell nur wenige Daten vor. Laut STIKO ist es jedoch sehr unwahrscheinlich, dass eine Impfung der Mutter
während der Stillzeit ein Risiko für den Säugling darstellt. Die STIKO verweist auf die gemeinsame Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM), der
Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und der Nationalen Stillkommission (NSK). Danach überwiegt der potenzielle Nutzen bei Stillenden mit erhöhtem
COVID-19-Risiko die Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der Impfung deutlich.
Quellen:
Aerzteblatt.de: SARS-CoV-2 erhöht Schwangerschafts- und Geburts-komplikationen. 21. Mai 2021
I. Gurol-Urganci et al.: Maternal and perinatal outcomes of pregnant women with SARS-CoV-2 infection at the time of birth in England: National cohort study. AJOG, May 19, 2021
DOI:https://doi.org/10.1016/j.ajog.2021.05.016
J. Villar et al.: Maternal and neonatal morbidity and mortality among pregnant women with and without COVID-19 Infection. The INTERCOVID Multinational Cohort Study. JAMA, April 22, 2021.
doi:10.1001/jamapediatrics.2021.1050
Robert Koch-Institut – COVID-19 und Impfen: Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ), Fragen zur COVID19-Impfempfehlung (Stand 12.5.2021).
Quelle: Deutsches Grünes Kreuz e. V.
Internet: http://www.dgk.de
Bild/er: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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