Stiftung Kindergesundheit informiert über den Nutzen der Impfung und warum auch Kinder jetzt schon davon profitieren
Nach einem Jahr Pandemie ist es inzwischen soweit: Die Impfungen gegen das Corona-Virus sind da und werden tagtäglich bundesweit eingesetzt, mit schrittweise steigenden Zahlen. Manche Menschen sind trotzdem unsicher: Sie fragen sich, ob auch sie sich impfen lassen sollen oder besser nicht. Die Antwort der Stiftung Kindergesundheit ist ein nachdrücklicher Appell an alle Erwachsene: „Bitte nutzen Sie die Möglichkeit zur Vorbeugung gegen diese bedrohliche Krankheit. Ihr Impfschutz bedeutet auch Schutz für nicht-geimpfte Menschen und für unsere Kinder, die noch nicht geimpft werden können“.
„Jeder Geimpfte schützt nicht nur sich selbst, sondern auch ungeimpfte Personen in seiner Umgebung vor einer ansteckenden Krankheit, wie COVID-19“ sagt Prof. Dr. Johannes Liese, Leiter des Bereichs Pädiatrische Infektiologie und Immunologie an der Würzburger Universitäts-Kinderklinik und Kuratoriumsmitglied der Stiftung Kindergesundheit: „Lassen sich ausreichend viele Menschen impfen, entsteht ein Herdenschutz, auch Gemeinschaftsschutz genannt. Dieser bewirkt eine Unterbrechung der Infektionskette. Das Virus kann sich nicht weiterverbreiten und so werden auch Kinder und Erwachsene, die entweder noch nicht-geimpft sind, oder nicht geimpft werden können geschützt“. Aktuelle Daten aus Israel deuten darauf hin, dass dies auch bei der COVID-19 Impfung zutrifft, und die Impfung auch die Übertragung des Virus verhindern könnte.
Auch wenn mittlerweile erfreulich viele Menschen in Deutschland zumindest eine erste Impfdosis gegen das Coronavirus erhalten haben, gibt es Menschen, die sich (noch) nicht impfen lassen können, berichtet die Stiftung Kindergesundheit:
Schwangere Frauen: Schwangere waren bisher von den Studien zur Untersuchung der verschiedenen COVID-19 Impfstoffe ausgeschlossen und die Teilnehmerinnen wurden gebeten, eine Schwangerschaft zu vermeiden. Dennoch kam es in den Studien mit den bisher in Deutschland zugelassenen Impfstoffen vereinzelt zu Schwangerschaften. Nach den bisher vorliegenden Daten dieser Mütter und ihrer Babys hatte die Impfung jedoch keine nachteiligen Auswirkungen auf die frühe Schwangerschaft und auf das Ungeborene, betont die Stiftung Kindergesundheit. Im Gegenteil, das durch eine COVID-19 Erkrankung besonders gefährdete Neugeborene profitiert durch den Übertritt der schützenden mütterlichen Antikörper über die Plazenta.
Auch wenn gezielte Impfstudien bei Schwangeren erst jetzt in Gang kommen, sprechen sich die amerikanischen und deutschen Fachgesellschaften für Geburtshilfe und Gynäkologie und die Centers for Disease Control in den USA bereits jetzt dafür aus, die COVID-19 Impfung, insbesondere bei Vorliegen von Risikofaktoren auch bei Frauen mit Kinderwunsch und Schwangeren nach Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher Aufklärung anzubieten. Die deutsche Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung für Schwangere jedoch bisher noch nicht.
Kleine Kinder: Die bisher verfügbaren Impfstoffe sind erst für Personen ab 16 oder 18 Jahren zugelassen, jüngere Kinder müssen noch warten. Für Kinder kann ein Impfstoff nur zugelassen werden, wenn er in Studien auch an Kindern untersucht wurde. In Einzelfällen können aber Kinder mit hohem Risiko aufgrund bestehender chronischer Erkrankungen auch außerhalb der Zulassung geimpft werden, wenn Arzt und Eltern dies befürworten.
Zwei Hersteller haben inzwischen Studien mit Kindern ab 12 Jahren begonnen, ein weiterer Impfstoff wird bei Kindern zwischen 6 und 18 Jahren auf Sicherheit und Wirksamkeit untersucht. Diese Impfstoffe könnten schon in diesem Herbst zugelassen werden. Eine Zulassung für jüngere Kinder und Kinder im Grundschulalter ist jedoch erst für das nächste Jahr zu erwarten, wenn auch hier die entsprechenden Studien durchgeführt wurden. Deshalb sind gerade auch diese Kinder auf den Gemeinschaftsschutz durch geimpfte Großeltern, Eltern, ErzieherInnen und Lehrkräfte etc. angewiesen, betont die Stiftung Kindergesundheit in ihrer aktuellen Stellungnahme.
Kinder jeden Alters sind zwar grundsätzlich empfänglich für das Virus und können es auch übertragen, sind jedoch bisher kein „Motor“ der Pandemie, sagt Infektionsexperte Professor Johannes Liese: „Zum Glück sind bisher insbesondere jüngere Kinder von einer Ansteckung mit dem Virus SARS-CoV-2 weniger betroffen als Erwachsene. Im Vergleich zu Erwachsenen ist die Zahl der an COVID-19 erkrankten Kinder deutlich niedriger und auch das Krankheitsbild zeigt bei ihnen einen überwiegend leichten Verlauf“.
Der Würzburger Kinder- und Jugendarzt schätzt deshalb das Risiko für Kinder in Kitas und Schulen als relativ niedrig ein: „Bei Kindern, die mit COVID-19 im Krankenhaus behandelt werden müssen, überwiegen die leichten bis moderaten Verläufe, die oft als eine leichte Lungenentzündung ablaufen. Todesfälle sind extrem selten. Bei mehr als 1.500 Aufnahmen und Untersuchungen in unserer Klinik gab es lediglich zwei positive Nachweise: Beide Kinder waren asymptomatisch, kamen also aus einem anderen Grund und waren die einzigen, die wir hier in unseren Screening-Untersuchungen identifizieren konnten.“
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie wurden an der Würzburger Universitätsklinik unter Federführung von Professor Johannes Liese und Professor Oliver Kurzai in einer weiteren Studie untersucht. Ziel der Wü-KiTa-CoV-Studie war es, Infektionen mit dem neuen Corona-Virus in Kinderbetreuungs-Einrichtungen möglichst frühzeitig, einfach und am wenigsten belastend für Kinder und deren Eltern zu entdecken und so einen sicheren und kontinuierlichen Betrieb der Kinderbetreuung auch während der Corona-Pandemie zu ermöglichen.
Der soeben abgeschlossene 1. Teil der Würzburger Kitastudie überprüfte bei mehr als 800 teilnehmenden Kindergartenkindern und ihren Betreuern die möglichen Infektionsrisiken in Kitas sowie die Wirkung von Hygienemaßnahmen. Professor Johannes Liese über die vorläufigen Ergebnisse: „Bei unserer großen Kindergartenstudie haben wir mehrere tausend Untersuchungen gemacht. Die bis zu 2x wöchentlichen Untersuchungen aus Rachenabstrichen und Speichelproben wurden von den Kindern und Betreuern sehr gut akzeptiert. Wir konnten bei über 4000 Untersuchungen nur sehr wenige Infektionen mit dem neuen Coronavirus nachweisen können. Unsere Studienergebnisse zeigen, dass es unter kontinuierlicher Überwachung möglich ist, Kitas und Schulen auch in der derzeitigen Situation wieder zu öffnen“.
Das gelte auch nach dem Auftreten von Virus-Mutationen, sagt Professor Johannes Liese: „Die neuen Virusvarianten, wie z.B. die britische Virusvariante breiten sich derzeit schnell aus und betreffen auch Kinder häufiger als bisher. Trotzdem sollte eine KiTa Betreuung weiterhin ermöglicht werden. Eine kontinuierliche Überwachung mittels Teststrategien wie in der Würzburger Kindergartenstudie, sowie die Einhaltung von Hygienekonzepten bieten einen effektiven Schutz und erlauben die Weiterführung der KiTa Betreuung“.
Die wochenlange Schließung von Kitas und Schulen hat erhebliche negative Konsequenzen für die soziale, kognitive, emotionale und gesundheitliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, betont die Stiftung Kindergesundheit. Sie spricht sich deshalb gemeinsam mit weiteren wissenschaftlichen Organisationen für eine umgehende Öffnung von Bildungseinrichtungen für alle Kinder im Vorschul- und Schulalter aus. Nur so könne den drohenden Folgen einer stark eingeschränkten Bildung und Erziehung der Kinder und Jugendlichen vorgebeugt werden.
„Gemeinsam spielen und lernen ist entscheidend auch für die Gesundheit von Kindern“, unterstreicht Professor Johannes Liese. „Mittlerweile wissen wir genug, um auch in der derzeitigen Situation Kitas und Grundschulen wieder öffnen zu können. Wir können den Prozess mit sorgfältigen Hygienemaßnahmen begleiten, mit regelmäßigen Begleituntersuchungen überwachen und so einen sicheren Betrieb in Kindergärten und Schulen gewährleisten“.
Quelle: Stiftung Kindergesundheit
Internet: www.kindergesundheit.de
Bild/er: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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