Gut zwei Prozent aller Deutschen gelten als hochbegabt. Sie besitzen einen Intelligenzquotienten (IQ) von mindestens 130. Im Durchschnitt liegt der IQ in Deutschland zwischen 85 und 115. Bei einem IQ über 115 sprechen Wissenschaftler von einer Teilbegabung.
Die Erkenntnisse über ein hohes Maß an Intelligenz sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Trotzdem gelingt es nicht immer, eine Hochbegabung zeitig zu erkennen. Auffälligkeiten von Kindern werden häufig als Krankheit diagnostiziert, beispielsweise als ADHS. Dies ist fatal, denn für die Entwicklung ist das zeitige Erkennen der Begabung entscheidend. Schulen sind auf den Durchschnitt ausgerichtet. Hochbegabte Kinder passen aber häufig nicht in dieses Raster. Dies führt dazu, dass sie sich im Unterricht langweilen. Unterforderung kann sich durch auffälliges Desinteresse an der Schule äußern, nicht selten verweigern die Kinder den Unterricht. Dazu trägt auch bei, dass sie sich häufig für Themen interessieren, mit denen sie ihren Schulkameraden voraus sind.
Dies führt zu einer Isolierung im Klassenverband, mitunter können die schulischen Leistungen deutlich abnehmen. Erstaunlich ist, dass es unserem Schulwesen gelungen ist, Schüler mit Lernschwächen oder Behinderungen zu fördern, aber hochbegabte Kinder häufig allein gelassen werden. Dabei gibt es Möglichkeiten, eine Hochbegabung zu erkennen. Wie wichtig das frühe Erkennen ist, zeigt sich daran, dass Wissenschaftler die Ursache nicht ausschließlich in genetischen Faktoren sehen. Für eine hohe Intelligenz spielen auch besonders im jungen Alter erworbene Fähigkeiten eine Rolle.
Wie wichtig die Förderung von Hochbegabung ist, belegen einige Studien. Sie kamen zum Schluss, dass Umweltfaktoren eine entscheidende Rolle für den IQ spielen. Der Begabungsforscher Franz Josef Mönks hält beispielsweise das Zusammenspiel von sechs Faktoren für entscheidend, nur drei Komponenten sind persönlicher Natur. Persönliche Eigenschaften wie Kreativität, Motivation und hohe intellektuelle Fähigkeiten fördern die Chance auf eine hohe Intelligenz.
Am Beispiel der Motivation lässt sich schön nachvollziehen, wie die Umwelt Einfluss nimmt. Hochbegabte Kinder verstehen Unterrichtsstoff häufig schneller als ihre gleichaltrigen Klassenkameraden. Dies führt dazu, dass sie sich langweilen und keine Motivation haben, dem Unterricht zu folgen. Hier sind wir bei den Sozialbereichen. Neben den Gleichaltrigen gehören zu ihnen die Lehrer und die Eltern. Auf Lehrer und Klassenkameraden können Kinder mit einem hohen Intelligenzquotienten störend auf den Unterricht wirken. Eltern sehen sich oft mit dem Wissensdurst der Heranwachsenden überfordert.
Wissenschaftliche Untersuchen ergaben, dass die Förderung von Hochbegabten so zeitig wie möglich beginnen sollte. Dies thematisiert beispielsweise der Neurodidaktiker Prof. Dr. Gerhard Preiß, der darauf hinwies, dass das Gehirn zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr besonders formbar ist. Gerade im frühkindlichen Alter werden Kinder mit hoher Intelligenz nicht selten unbewusst in ihrer Entwicklung gebremst. Ein weitverbreiteter Irrtum von Eltern ist, Kinder von nicht altersgerechter Bildung fernzuhalten. Einem Kind zu erklären, dass es eine bestimmte Frage aufgrund seines Alters nicht zu interessieren hat, bremst es in seiner Entwicklung.
Je öfter ein Kind mit solchen Situationen konfrontiert wird, desto mehr innere Konflikte entstehen. Diese führen dazu, die eigene Begabung als Ursache von Problemen wahrzunehmen und das eigene Potenzial herunterzufahren. Häufig werden sie verhaltensauffällig. Deshalb ist es wichtig, Hochbegabung zeitig zu erkennen und zu fördern.
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