foodwatch fordert verpflichtende Einführung des Nutri-Score und Kinderwerbebeschränkungen
foodwatch hat die heutige Entscheidung des Bundesrates begrüßt, durch die Lebensmittelhersteller in Deutschland das Nährwert-Label Nutri-Score freiwillig auf ihren Produkten verwenden können. Die Verbraucherorganisation forderte Bundesernährungsministerin Julia Klöckner auf, die deutsche EU-Ratspräsidentschaft jetzt dafür zu nutzen, die Farbkennzeichnung europaweit verpflichtend einzuführen. Im Kampf gegen Fettleibigkeit und damit verbundene Krankheiten wie Typ-2-Diabetes brauche es zudem weitere gesetzliche Regulierungen, etwa Beschränkungen der an Kinder gerichteten Werbung für ungesunde Lebensmittel.
„So schön es ist, dass Frau Klöckner ihren Widerstand gegen den Nutri-Score aufgegeben hat und endlich auch Lebensmittelhersteller in Deutschland die verbraucherfreundliche Kennzeichnung rechtssicher verwenden können, so unzureichend ist eine rein freiwillige Regelung. So lange die Nutri-Score-Ampel nur freiwillig ist, werden die Hersteller unausgewogener Produkte die Kennzeichnung einfach nicht nutzen. Echte Orientierung im Supermarkt bietet nur eine verpflichtende Nährwertkennzeichnung“, erklärte Luise Molling von foodwatch. Die Verbraucherorganisation forderte weitere Maßnahmen: „Der Nutri-Score kann nur ein Baustein unter vielen sein im Kampf gegen Fehlernährung und ernährungsbedingte Krankheiten. Julia Klöckner darf nicht länger auf freiwillige Initiativen der Industrie hoffen. ‚Frau Ministerin Freiwilligkeit‘ muss endlich verbindliche Maßnahmen durchsetzen: Neben einem europaweit verpflichtenden Nutri-Score braucht es vor allem gesetzliche Regelungen, um Kinder vor den perfiden Marketingstrategien der Junk-Food-Konzerne zu schützen. Während immer mehr Länder Kinderwerbebeschränkungen umsetzen, können hierzulande Ferrero, Coca-Cola und Co. ihr Junkfood weiterhin ungehindert an Kinder und Jugendliche vermarkten, weil sich Frau Klöckner nicht mit Big Food anlegen will.“
foodwatch warnte zudem vor einer Verwässerung des Nutri-Score. Die Lebensmittellobby arbeite bereits mit Hochdruck daran, die Berechnungsgrundlage der Ampel-Kennzeichnung so zu verändern, dass unausgewogene Produkte gesünder abschneiden – selbst einige Zuckergetränke bekämen dann eine grüne Ampel.
Der Bundesrat hat heute einer Verordnung zugestimmt, die es Lebensmittelherstellern ermöglicht, den Nutri-Score freiwillig zu verwenden. Voraussichtlich ab Anfang November können Hersteller die Farbkennzeichnung rechtssicher auf ihre Produkte drucken. Eine verpflichtende Verwendung ist nur durch eine EU-weite Regelung möglich.
Quelle: foodwatch e.V.
Internet: www.foodwatch.de
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