foodwatch fordert: Auch belastete Produkte von Nestlé, Humana und Novalac müssen zurückgerufen werden
Die Drogeriekette Rossmann hat den Verkauf einer Charge seiner Säuglingsmilch „Babydream Kinderdrink“ gestoppt, die einer staatlichen Laboruntersuchung zufolge mit aromatischen Mineralölen (MOAH) belastet war.
Babymilch der Eigenmarke „Babydream“
Kunden könnten bereits gekaufte Produkte der Charge 1466876 mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 08.2020 in den Filialen „ganz einfach zurückgeben“, schrieb das Unternehmen am Freitag in einer Nachricht an foodwatch.
Rossmann reagiert damit auf eine Veröffentlichung der amtlichen Laborbefunde durch die Verbraucherorganisation am Vortag. MOAH werden von der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA als potenziell krebserregend und erbgutverändernd eingestuft und gelten in Lebensmitteln auch in Spuren als unerwünscht.
In der staatlichen Laboruntersuchung waren auch in Babymilchen von Nestlé, Humana und Novalac MOAH nachgewiesen worden. foodwatch forderte die Hersteller auf, die betroffenen Produkte unverzüglich zurückzurufen. Andernfalls müssten die Behörden einen Rückruf anordnen.
foodwatch kritisierte zudem, dass Rossmann die amtlichen Testergebnisse bereits seit längerer Zeit vorgelegen haben, das Unternehmen aber wochenlang auf eine Warnung seiner Kunden verzichtete. „Wenn nicht einmal ein amtlicher Laborbefund bei Babyprodukten dazu führt, dass die Produkte unverzüglich aus dem Regal geräumt und die Kunden gewarnt werden, zeigt dies den politischen Handlungsbedarf auf“, erklärte foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker. „Ernährungsministerin Julia Klöckner muss endlich sichere Grenzwerte für Mineralölverunreinigungen durchsetzen, wobei aromatische Mineralöle in den Produkten gar nicht nachweisbar sein dürfen.“
foodwatch sieht Unternehmen und Bundesregierung in der Verantwortung dafür, dass nur noch Babymilchen in den Handel kommen, die garantiert frei von gefährlichen Mineralölbelastungen sind. Im vergangenen Oktober hatte Frau Klöckner in Bezug auf entsprechende Babymilch-Tests noch gesagt: „Wenn sich herausstellt, dass Baby- oder Säuglingsmilch der Gesundheit unserer Kleinsten schaden könnte, darf sie nicht im Supermarkt landen.“ foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker: „Bisher haben sich die Worte der Ministerin als leere Versprechungen erwiesen. Frau Klöckner schützt die Geschäftsinteressen von Nestlé & Co., aber nicht die Gesundheit von Babys.“
Am Donnerstag hatte die Verbraucherorganisation bisher unveröffentlichte staatliche Laborbefunde der Chemischen- und Veterinäruntersuchungsämter (CVUA) in Münster und Stuttgart öffentlich gemacht, die bei mehreren Säuglingsmilchen Mineralölverunreinigungen nachgewiesen hatten. Beide Labore fanden in den Produkten gesättigte Mineralöle (MOSH), deren genaue gesundheitliche Auswirkungen noch unklar sind. Das CVUA Münster identifizierte zudem die besonders gefährlichen MOAH in 14 von 50 Babymilch-Proben. Betroffen waren dabei sechs Nestlé-Produkte („BEBA Pro HA 2“, „BEBA Supreme Pre, von Geburt an“, „BEBA Optipro 2“, „BEBA Optipro 1“, „BEBA Pro HA 1, von Geburt an“ und „BEBA Pro HA Pre“), jeweils zwei Produkten des Herstellers Novalac („Säuglingsmilchnahrung PRE 400g“ und „BK, Blähungen und Koliken“) und Humana („SL Spezialnahrung bei Kuhmilchunverträglichkeit“ und „Anfangsmilch 1 von Geburt an“) sowie das jetzt aus dem Verkauf genommene Rossmann-Produkt.
In seiner Nachricht an foodwatch betonte Rossmann, dass der Verkaufsstopp „vorsorglich“ erfolge. Dem Unternehmen vorliegende Eigenuntersuchungen seien „unauffällig“ gewesen, weshalb Rossmann auch die zurückgezogene Charge als „unbedenklich“ bezeichnete. foodwatch kritisierte dies als verharmlosend. Das CVUA Münster habe seine Tests auf dem höchsten Stand der Labortechnik durchgeführt und dabei MOAH nachgewiesen. foodwatch ist bekannt, dass viele Unternehmen bei Eigenuntersuchungen bisher nicht nach dem anerkannten Laborstandard des „Joint Research Centre (JRC)“ der EU verfahren sind, weshalb ihre Kontrollen auch zu falsch negativen Ergebnissen führen könnten. foodwatch forderte Rossmann daher auf, seine Testergebnisse samt der angewandten Verfahren öffentlich zu machen und für alle weiter gehandelten Babymilch-Chargen auf Basis des JRC-Standards nachzuweisen, dass keine Belastung mit MOAH vorliegt.
Quelle: foodwatch e.V.
Internet: www.foodwatch.de
Mehr dazu: foodwatch: Staatliche Labore finden Mineralöle in Babymilchpulver
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