Ein Großteil der Bevölkerung in Deutschland fordert grundlegende Maßnahmen, um das Draußenspielen von Kindern zu erleichtern. So plädieren fast alle Befragten der repräsentativen Umfrage für den Kinderreport 2020 für eine bessere Erreichbarkeit von Orten zum Draußenspielen beispielsweise durch kostenlose Busse und Bahnen, sichere Radwege oder grüne Wegeverbindungen. Sehr große Mehrheiten sprechen sich zudem für mehr Spielorte aus, die sich ganz in der Nähe der Wohnung befinden, wie ein kleiner Spielplatz, eine Wiese oder eine Spielstraße. Auch mehr verkehrsberuhigte Bereiche in Wohngebieten, sogenannte Spielstraßen, werden eindeutig favorisiert. Zudem wird ein autofreier Sonntag einmal im Jahr, an dem Kinder überall auf den Straßen spielen können, von einer Mehrheit der Befragten befürwortet. Hauptgründe für Kinder und Jugendliche, nicht draußen zu spielen, sind das Fehlen anderer Kinder zum Spielen und fehlende Zeit. Erwachsene sehen vor allem in anderen Kindern und Jugendlichen, die Kinder ärgern, belästigen oder ängstigen sowie in der Gefährlichkeit des Straßenverkehrs die Haupthinderungsgründe. Das sind die zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Politikforschungsinstituts Kantar Public im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes für den Kinderreport 2020, den der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, Thomas Krüger, und Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey heute in Berlin vorstellten.
„Die Ergebnisse des Kinderreports 2020 zeigen die grundsätzliche Einschätzung der Menschen zum Draußenspiel vor der Corona-Pandemie. Vor dem Hintergrund der aktuellen Einschränkungen entfalten sie eine noch viel höhere Relevanz. Sie sind als direkter Handlungsauftrag für Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft zu verstehen, wenn es darum geht das Draußenspiel von Kindern zu erleichtern und zu fördern. Als zentraler Hinderungsgrund wird von den befragten Kindern das Fehlen Gleichaltriger zum Spielen angegeben. Dies deutet unter anderem darauf hin, dass es vielerorts an einfach zugänglichen Treffpunkten und Angeboten im direkten Lebensumfeld fehlt, an denen sich Kinder begegnen. Insbesondere Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit sind deshalb eminent wichtig und müssen ausgebaut werden. Wir brauchen aber auch endlich kindgerechtere Kommunen in Deutschland. Dazu gehören ausreichend Freiflächen für das kindliche Spiel, beteiligungsorientierte Spielraumkonzepte und der Einsatz bewährter Instrumente wie der Spielleitplanung. Und ausreichende finanzielle Mittel für öffentliche Spielplätze gehören genauso in den Fokus der Aufmerksamkeit wie strengere Vorschriften bei der Pflicht zur Anlage eines hausnahen Spielplatzes beim Neubau von Wohngebäuden“, betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey unterstreicht: „Jedes Kind hat das Recht auf Freizeit und Spiel: das ist verbrieft durch die UN-Kinderrechtskonvention – und gilt unabhängig von Corona. Gerade in Krisenzeiten müssen wir aber dafür sorgen, dass die Rechte und Interessen von Kindern und Jugendlichen nicht zu kurz kommen. Im Gegenteil: wir müssen den Blick auf sie sogar noch schärfen. Der Kinderreport macht deutlich, wie wichtig das Draußenspielen für Kinder und Jugendliche ist. Die Öffnung der Spielplätze trotz Corona ist deshalb richtig. Sie hilft den Kindern, insbesondere in den Städten, sich an der frischen Luft zu bewegen, soziale Kontakte zu erleben, zu spielen und Stress abzubauen. Wir brauchen aber noch mehr Ideen, um mehr Spiel- und Freiräume im Wohnumfeld von Kindern zu schaffen – zum Beispiel durch temporäre Spielstraßen. Mit Blick auf die Zukunft ist für mich entscheidend, dass wir Kinder und Jugendliche generell ernster nehmen als Experten ihrer Lebenswelt. Wenn wir das in der UN-Kinderrechtskonvention vorgesehene Beteiligungsrecht von Kindern und Jugendlichen richtig umsetzen wollen, dann müssen Kinder und Jugendliche bei städtebaulichen und kommunalpolitischen Entscheidungen einbezogen werden. Wir fördern daher bundesweit Städte und Kommunen im Rahmen des Projektes ,Kinderfreundliche Kommunen‘. Ich finde, es ist an der Zeit, die Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern, damit auf lange Sicht jede Stadt und jede Gemeinde eine kinderfreundliche Kommune wird“, so Bundesfamilienministerin Giffey.
„Da sowohl die Erwachsenen als auch die jüngeren Kinder dem Draußenspielen bereits große Bedeutung beimessen, sollte bei den älteren Kindern mit Bildungs- und Beteiligungsoffensiven angesetzt werden, um die Bedeutung des Draußenspiels zu vermitteln sowie ihre Bedarfe, insbesondere in der Stadt- und Raumplanung ebenso wie in der Bau- und Verkehrsplanung besser berücksichtigen zu können. Draußenspielen erfordert jedoch nicht nur Orte, sondern auch entsprechende Freiräume im immer stärker institutionalisierten und organisierten Alltag von Kindern. Es gilt daher, in den Schulalltag integrierte Angebote, die das Spielen im Freien ermöglichen, zu entwickeln und flächendeckend umzusetzen, vor allem im Rahmen von Ganztagsschulen. Wir brauchen aber auch eine Einschränkung des Straßenverkehrs, um das Draußenspielen von Kindern zu erleichtern. Dazu gehört die Einführung von Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts ebenso wie der Ausbau verkehrsberuhigter Bereiche, temporärer Spielstraßen und die dauerhafte Endwidmung von einzelnen Straßen für den motorisierten Verkehr. Aber auch ein autofreier Sonntag einmal im Jahr, an dem Kinder überall auf den Straßen spielen können, wäre ein guter Ansatz, um das Draußenspielen von Kindern zu erleichtern“, so Krüger weiter.
Wichtigkeit des Draußenspielens für Kinder
Für 39 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen kommt dem Draußenspielen eine sehr große Bedeutung zu, für weitere 31 Prozent ist es wichtig.
Die erwachsenen Befragten kommen zu ganz anderen Einschätzungen. Für 89 Prozent kommt dem Draußenspielen eine sehr große Bedeutung zu, für weitere 10 Prozent ist es wichtig.
Was Kinder am Draußenspielen hindert
Hauptgrund für die Kinder und Jugendlichen, nicht draußen zu spielen, ist das Fehlen anderer Kinder zum Spielen. Das gaben 54 Prozent der Befragten an. Für 46 Prozent ist ein weiterer wichtiger Grund, nicht draußen zu spielen, fehlende Zeit. Dass der Straßenverkehr zu gefährlich zum Draußenspielen ist, meinen 35 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen.
Bei den Erwachsenen nimmt bei den Hinderungsgründen das Thema „Angst“ eine hervorgehobene Stellung ein. 65 Prozent der Befragten gaben an, dass es andere Kinder und Jugendliche gibt, die Kinder ärgern, belästigen oder ängstigen. 64 Prozent der Erwachsenen halten den Straßenverkehr für zu gefährlich, und 58 Prozent sehen Erwachsene, die meckern, wenn Kinder draußen spielen, als Hinderungsgrund.
Was Kindern das Draußenspielen erleichtern würde
Zur Erleichterung des Draußenspielens plädieren 92 Prozent der Kinder und Jugendlichen für eine bessere Erreichbarkeit von Orten zum Draußenspielen beispielsweise durch kostenlose Busse und Bahnen, sichere Radwege oder grüne Wegeverbindungen. 88 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind der Auffassung, dass mehr Spielorte, die sich ganz in der Nähe der Wohnung befinden, wie ein kleiner Spielplatz, eine Wiese oder eine Spielstraße, das Draußenspielen erleichtern würden. Auch mehr verkehrsberuhigte Bereiche in Wohngebieten, sogenannte Spielstraßen, werden von den Kindern und Jugendlichen eindeutig favorisiert. 87 Prozent der Befragten befürworten das als eine Maßnahme, die das Draußenspielen erleichtern würde. Die Einrichtung von naturbelassenen Flächen im Wohnumfeld, sogenannte Naturerfahrungsräume, wird ebenfalls als sinnvolle Maßnahme angesehen, 86 Prozent der Kinder und Jugendlichen sehen das so. Große Sympathie gibt es auch für in den Schulalltag integrierte Angebote, die das Spielen im Freien vor allem im Rahmen von Ganztagsschulen ermöglichen. 84 Prozent der Kinder und Jugendlichen sprechen sich dafür aus. Für einen autofreien Sonntag einmal im Jahr, an dem Kinder überall auf den Straßen spielen können, sprechen sich 58 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen aus, und für die Forderung nach Tempo 30 als innerörtliche Regelgeschwindigkeit für alle Fahrzeuge plädieren 52 Prozent.
Auch bei den Erwachsenen belegt die Forderung nach besserer Erreichbarkeit von Orten zum Draußenspielen beispielsweise durch kostenlose Busse und Bahnen, sichere Radwege oder grüne Wegeverbindungen den Spitzenplatz. Hier liegt die Zustimmungsrate sogar bei 94 Prozent. Mehr Spielorte, die sich ganz in der Nähe der Wohnung befinden, sehen bei den Erwachsenen wiederum 94 Prozent als förderlich an, auch mehr verkehrsberuhigte Bereiche in Wohngebieten treffen mit 85 Prozent auf viel Zustimmung. Die Einrichtung von naturbelassenen Flächen im Wohnumfeld, sogenannte Naturerfahrungsräume, wird von 88 Prozent der Erwachsenen als sinnvolle Maßnahme angesehen, das Spielen im Freien vor allem im Rahmen von Ganztagsschulen von 87 Prozent. Bei den Erwachsenen ist mit 51 Prozent eine knappe Mehrheit für einen autofreien Sonntag einmal im Jahr, an dem Kinder überall auf den Straßen spielen können, 48 Prozent lehnen dies ab. Und Tempo 30 als innerörtliche Regelgeschwindigkeit für alle Fahrzeuge befürworten 46 Prozent, 53 Prozent lehnen sie ab.
Mitbestimmung von Kindern bei der Stadt- und Freiflächenplanung
22 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen schätzen ihre Möglichkeiten, bei der Stadt- und Freiflächenplanung mitzubestimmen, als sehr gut oder eher gut ein, 69 Prozent als eher schlecht oder sehr schlecht. Die Meinungen der befragten Erwachsenen, wie sie die Möglichkeiten von Kindern einschätzen, bei der Stadt- und Freiflächenplanungen mitzubestimmen, sind insgesamt positiver als die der Kinder und Jugendlichen. Insgesamt 32 Prozent schätzen die Möglichkeiten als sehr gut oder eher gut ein, 65 Prozent als eher schlecht oder sehr schlecht.
Für den Kinderreport 2020 des Deutschen Kinderhilfswerkes führte das Politikforschungsinstitut Kantar Public zwei Umfragen, eine unter Kindern und Jugendlichen (10- bis 17-jährige) und eine unter Erwachsenen (ab 18-jährige), in Deutschland durch. Befragt wurden insgesamt 1.644 Personen, davon 624 Kinder und Jugendliche sowie 1.022 Erwachsene. Die Befragungen wurden online unter Nutzung eines Access-Panels (Kinder und Jugendliche) sowie mittels computergestützter Telefoninterviews (Erwachsene) durchgeführt. Die Fragen wurden Kindern und Jugendlichen sowie Erwachsenen gleichermaßen gestellt, allerdings wurde den Kindern und Jugendlichen ein Fragebogen mit Formulierungen vorgelegt, die der Altersgruppe angepasst worden waren. Die Fehlertoleranz der Umfrage bei den Kindern und Jugendlichen liegt mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit bei unter 1,7 (bei einem Anteilswert von 5 Prozent) bzw. 4,0 Prozentpunkten (bei einem Anteilswert von 50 Prozent), die bei den Erwachsenen bei unter 1,4 (bei einem Anteilswert von 5 Prozent) bzw. 3,1 Prozentpunkten (bei einem Anteilswert von 50 Prozent).
Der Kinderreport 2020 des Deutschen Kinderhilfswerkes, die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage für den Kinderreport 2020 und eine Zusammenfassung des Kinderreports 2020 können unter www.dkhw.de/kinderreport2020 heruntergeladen werden.
Quelle: Deutsches Kinderhilfswerk e.V.
Internet: www.dkhw.de
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