Tödliche Fensterstürze von Kleinkindern – auch eine Corona-Folge?
Weilburg in Hessen, Ostern: Ein anderthalb Jahre altes Kind stürzt aus dem Fenster und verletzt sich schwer. Güstrow, am Wochenende darauf: Ein Zweijähriger fällt aus dem dritten Stockwerk und stirbt. Sind schwere Unfälle wie diese auch eine Folge der Corona-Quarantäne, in der Kinder mehr Zeit zu Hause verbringen und womöglich nicht immer optimal beaufsichtigt werden können?
„Stürze von Kleinkindern aus dem Fenster und vom Balkon häufen sich leider auch in ’normalen‘ Frühjahren und Sommern“, sagt dazu Dr. Susanne Woelk, Geschäftsführerin der Aktion Das sichere Haus (DSH), Hamburg. Die Gründe dafür sind fast immer die gleichen: Über einen langen Zeitraum zum Lüften geöffnete Fenster, Kletterhilfen wie Stühle, Sofas und Tische in Fensternähe und unzureichende Aufsicht. „Diese Ursachen spielen auch in diesem Jahr die größte Rolle. Da wir jetzt aber viel mehr Zeit mehr oder weniger unfreiwillig zu Hause verbringen, steigt auch das Risiko eines häuslichen Unfalls – das gilt aber für alle Generationen“, so Woelk weiter.
Noch sei es zu früh für eine Analyse, die DSH werde aber die Meldungen zu häuslichen Unfällen aufmerksam verfolgen und mit den Vorjahren vergleichen, ergänzt die Unfall-Expertin.
Fenster und Balkone sichern
Schon mit einfachen Mitteln kann das Unfallrisiko an Fenstern und Balkonen gemindert werden:
Öffnen Sie Fenster nur kurz zum Stoßlüften – auch an heißen Tagen.
Wenn kleine Kinder im Haushalt leben, schließen Sie die Tür zu dem Zimmer ab, in dem das Fenster oder die Balkontür offen steht.
Stellen Sie keine verrückbaren Möbel in Fensternähe auf. Schon Zweijährige haben die Kraft, einen Stuhl an das Fenster zu schieben.
Haben Sie Ihre Jüngsten immer im Auge.
Stellen Sie Regeln auf, zum Beispiel: „Wenn Du auf den Balkon möchtest, musst Du mir immer Bescheid sagen. Ich komme dann mit.“
Hängen Sie Blumenkästen auf die Innenseite der Balkonbrüstung, sie sind dort eine effektive Kletterbarriere.
Schieben Sie Balkonmöbel an die Wand.
Weitere Infos zu Unfallrisiken im Haushalt finden Sie auf der Webseite der DSH: http://www.das-sichere-haus.d
Über die DSH:
Die Aktion DAS SICHERE HAUS (DSH) informiert über Unfallgefahren in Heim und Freizeit. Mit ihrer Arbeit will die gemeinnützige DSH dazu beitragen, die hohen Unfallzahlen zu senken: Pro Jahr sterben in Deutschland über 11.000 Menschen in den vermeintlich sicheren eigenen vier Wänden, bei der Gartenarbeit, beim Heimwerken, beim Sport oder bei anderen Freizeitaktivitäten.
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