Nach den Sommerferien beginnt die Schule wieder. Für viele Schulanfänger ist die Einschulung ein freudiges Ereignis. Endlich gehört man zu den „Großen“. Was aber hat es zu bedeuten, wenn das eigene Kind schnell und deutlich hinter seinen Mitschülern und Mitschülerinnen sowie auch den eigenen Erwartungen herhinkt? Wie können Eltern reagieren? Wenn also Lernstörungen wie Legasthenie oder Dyskalkulie den Kindern die Freude am Lernen nehmen und zu großem Frust führen, dann können eine gute Diagnostik und Therapie sowie ergänzende Hilfsangebote den Schulalltag wieder erträglich machen.
Im Grundschulalter sind drei bis sieben Prozent aller deutschen Schulkinder davon betroffen, dass sie viel schwieriger Lesen und Schreiben lernen. Das kann gekoppelt oder voneinander getrennt auftreten. Jungen sind drei bis viermal häufiger betroffen als Mädchen.
Bei einer Rechenstörung haben die Kinder Probleme, Zahlen zu verstehen, und gehörte Zahlen in geschriebene Ziffern umzuwandeln. Auch fehlt ihnen das Verständnis für die Begriffe „mehr“ oder „weniger“. Das Problem tritt schon bei kleinen Zahlen und einfachen Aufgaben auf. Etwa drei bis sechs Prozent der Grundschulkinder sind von einer Rechenstörung betroffen, Mädchen gleichermaßen wie Jungen.
Wenn die jeweilige Störung frühzeitig erkannt wird und durch Stützung im persönlichen Umfeld sowie gezielte Therapie behandelt wird, haben die Kinder gute Chancen, damit erfolgreich umzugehen. Manchmal reifen die Kinder auch einfach und die Probleme gehen begleitet mit der Zeit zurück. Wenn jedoch die Probleme nicht angegangen werden, stürzt dies die Betroffenen in kürzere oder langfristige Krisen. Hänseleien, Unverständnis und Druck verschlimmern alles nur. Als psychische Folge unbegleiteter Lernstörungen können eine Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitäts-Störung (ADHS), Depressionen, Angst- oder Rechen- sowie Sprech- und Sprachstörungen entstehen. Die niedrigste Schwelle sind bei Kindern Bauch- und / oder Kopfschmerzen, mit denen sie die eigentlichen Probleme ausdrücken, die sie aber manchmal aus ihrer Kindessicht nicht klar benennen können.
Lernstörungen können mittels vielfacher Betrachtungen des Kindes gut festgestellt werden. Dazu werden Tests durchgeführt, die sich nicht nur mit Lesen und Schreiben oder Rechnen beschäftigen. Die allgemeine Intelligenz wird beurteilt sowie vorsichtshalber verschiedene Störungsmöglichkeiten gegengeprüft, um diese zumeist auszuschließen. Auch, ob das Kind gut sieht und hört, wird überprüft. Das gesamte Umfeld – Familie, Schule und grundsätzliche Förderung – wird in der Kindesbetrachtung einbezogen. Die Diagnose Lese-Rechtschreib-Störung und / oder Rechenstörung wird erst dann als solche getroffen, wenn das Kind in wichtigen Bereichen des Alltags stark beeinträchtigt ist. Dazu gehört die Schule aber auch der Umgang mit Zahlen oder Lesen im sonstigen Alltag. Es wird davon ausgegangen, dass alle Lernstörungen auch genetisch beeinflusst sein können, denn oft treten die Probleme mehrfach über die Generationen oder unter Geschwistern hinweg auf. Wenn Lesen, Schreiben und Rechnen gleichermaßen nicht wie beim Durchschnitt der Klasse erlernt werden, spricht man von einer kombinierten Störung schulischer Fertigkeiten.
Nicht nur das Kind wird gezielt beim Lesen, Schreiben und oder Rechnen gefördert. Auch das gesamte Umfeld muss sensibilisiert und aufgeklärt werden, um dem Kind den Druck zu nehmen. Dies bezieht Lehrer und Erziehende unbedingt mit ein. Es gibt speziell ausgebildete sogenannte Legasthenie-Therapeuten, die in einem langen Prozess die Fertigkeiten zum Lesen und Schreiben Schritt für Schritt vermitteln und konsequent üben. Dies geschieht oft über Jahre begleitend zur Regelschule. Dabei können „Nachteilsausgleiche“ beantragt werden, so dass die Schulnoten von der Störung nicht grundsätzlich verschlechtert werden. Bei einer Rechenstörung kann auch die Notengebung in Mathematik ausgesetzt werden. Dazu gehören auch Zeitvorteile oder zusätzliche Hilfsmittel. Falls eine zusätzliche psychotherapeutische Begleitung als notwendig erachtet wird, sollte diese möglichst rasch aufgenommen werden. Manchmal können auch sorgfältig ausgewählte Medikamente die Therapie unterstützen.
Notwendig ist neben der Begleitung und Stützung der Eltern auch, dass das Kind Ausgleich und Selbstbewusstsein findet. Angebote in Sport und Musik ohne Leistungszwang bieten sich dafür stets an. Wichtig ist, dass das Kind in seinem Alltag Entspannungsoasen hat, um dem Üben und dem Leistungsdruck etwas entgegen zu setzen und Kräfte zu sammeln.
Quelle: pro psychotherapie e.V.
Internet: www.therapie.de
Bild/er: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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