Erste Erkenntnisse einer gemeinsamen Forschungsarbeit des Seattle Children’s Research Institute und der Microsoft Data Scientists liefern neue Informationen darüber, in welchem Umfang Rauchen vor und während der Schwangerschaft zu einem plötzlichen unerwarteten Kindstod (SUID, Sudden Unexpected Infant Death) eines Kindes vor seinem ersten Geburtstag beiträgt.
Laut der in der Fachzeitschrift „Pediatrics“ veröffentlichten Studie verdoppelt jede Art von Rauchen während der Schwangerschaft – auch nur eine Zigarette pro Tag – das Risiko, dass das Kind an einem plötzlichen unerwarteten Kindstod stirbt. Bei Frauen, die durchschnittlich 1-20 Zigaretten pro Tag rauchten, erhöhte sich die SUID-Quote mit jeder zusätzlichen gerauchten Zigarette um 0,07.
„Mit diesen Informationen können Ärzte schwangere Frauen besser zum Thema ‚Rauchen‘ beraten, da sie nun wissen, dass die Anzahl der täglich gerauchten Zigaretten während der Schwangerschaft das Risiko für SUID erheblich beeinflusst“, verdeutlichte Dr. Tatiana Anderson, Forscherin am Seattle Children’s Center und Hauptautorin der Studie. „Ähnlich wie bei öffentlichen Gesundheitskampagnen, bei denen Eltern über die Bedeutung der Schlafposition von Säuglingen aufgeklärt wurden, was zu einer Senkung der Raten von plötzlichen Kindstodes-Fällen (SIDS) von 50% führte, hoffen wir, dass infolge der Beratung von Frauen in Bezug auf dieses Risiko weniger Babys auf diese tragische Wiese sterben.“ Würde keine Frau in den USA während der Schwangerschaft rauchen, könnten dort die aktuellen SUID-Raten um 22% gesenkt werden, so die Forscher.
Um besser zu verstehen, wie das Rauchen zum SUID-Risiko beiträgt, verwendeten die Forscher computergestützte Modellrechnungen, um die Rauchgewohnheiten der Mütter für alle US-Lebendgeborenen von 2007 bis 2011 zu analysieren.
Von den rund 20 Millionen Lebendgeborenen, die in ihre Analyse einbezogen wurden, gab es mehr als 19.000 Todesfälle, die auf SUID zurückgeführt werden konnten, einschließlich SIDS, ein nicht erklärbarer Tod oder Tod durch versehentliches Ersticken und Strangulieren im Bett.
Neben dem Zigarettenkonsum untersuchten die Forscher auch, wie das Rauchen vor der Schwangerschaft und das Reduzieren oder Aufhören mit dem Rauchen während der Schwangerschaft das SUID-Risiko beeinflusst hatten.
Verglichen mit der Hälfte der schwangeren Raucherinnen, die das Rauchen während der Schwangerschaft nicht verringerten, verzeichneten Frauen, die den Zigarettenkonsum im dritten Trimester reduzierten, ein um 12% niedrigeres SUID-Risiko für ihre Kinder. Der erfolgreiche komplette Rauchverzicht war mit einer Verringerung des Risikos um 23% verbunden.
Ihre Analyse zeigte auch, dass Mütter, die drei Monate vor der Schwangerschaft geraucht hatten und im ersten Trimester aufhörten, im Vergleich zu Nichtrauchern immer noch ein höheres SUID-Risiko hatten.
Dr. Anderson erklärte, dass die Daten aus dieser Studie belegten, dass Frauen am besten schon lange vor der Schwangerschaft mit dem Rauchen aufhören sollten.
Dr. Anderson betonte, wie wichtig es ist, dass Frauen begreifen, dass jede Zigarette weniger – wenn sie schon nicht vollständig aufhören können – das Risiko verringert, dass ihr Kind plötzlich und unerwartet an SUID stirbt. Einer der Autoren der Studie, Juan Lavista, Senior Director Data Science des AI For Good Research Lab bei Microsoft, erläuterte, wie das Forschungsteam die Microsoft Artificial Intelligence (A.I.)-Technologie einsetzte, um SUID besser zu verstehen und möglicherweise Leben zu retten.
„Mit künstlicher Intelligenz entwickelten wir maschinelle Lernmodelle, in denen Millionen von Daten über Geburten und Todesfälle von Kindern, einschließlich der Raucherhistorie von Müttern, analysiert wurden. So konnten wir etwas tun, was bisher noch nicht gelungen war: beurteilen, welche Auswirkungen jede weitere Zigarette auf SUID hat , sagte er.
Hintergrund: medicalXpress, Pediatrics
Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.
Internet: http://www.kinderaerzte-im-netz.de
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