Kinder müssen den Umgang mit negativen Gefühlen lernen dürfen

Bloß nicht vor den Kindern?

(dgk) Lisa K. ist bedrückt und traurig. Sie kümmert sich um ihre Freundin, die seit Wochen im Krankenhaus liegt. Vielleicht wird sie nicht mehr gesund. Vor ihren Kindern Sophia (12) und Max (10) verbirgt sie, was sie momentan bewegt. Die beiden kennen die Freundin kaum, und sie sollen nicht belastet werden.

Eltern-Kind Interaktion im Stresstest

Ähnliche Situationen kennen wohl alle Eltern. Sie meinen, ihren persönlichen Schmerz, Frust oder Stress vor ihren Kindern verstecken zu müssen. Doch das kann auch unerwünschte Folgen haben. Ein Team amerikanischer Wissenschaftlerinnen hat ein Experiment dazu unternommen. Sie luden Eltern mit ihren 7- bis 11-jährigen Kindern ein. Die Mütter und Väter wurden mit einem Stresstest unter spürbaren Druck gesetzt. Danach trafen sie ihre Kinder wieder und sollten diesen beim Bauen eines Legohauses helfen. Einer Hälfte der erwachsenen Probanden wurde vorher die Anweisung gegeben, ihre Gefühle vor den Kindern zu verbergen. Die anderen Eltern bekamen diese Anweisung nicht.

Eltern, die ihre Gefühle unterdrückten, reagierten weniger warmherzig

Diejenigen Eltern, die ihre negativen Emotionen unterdrücken sollten, zeigten sich beim Bauen weniger emotional empfänglich und weniger warmherzig gegenüber ihren Kindern und leiteten sie auch weniger an, so die Psychologinnen. Das übertrug sich auf die Kinder: Sie spürten, dass etwas nicht in Ordnung war und reagierten verhaltener auf ihre Eltern als die Kinder aus der anderen Gruppe.

Gefühle angemessen teilen ist besser

Kinder spüren, dass etwas unterdrückt wird, es gäbe Dutzende Studien, die das zeigen, so Sara Waters, eine der Autorinnen in der Pressemitteilung der University of California. Aber viele Eltern meinten, es sei richtig, schlechte Gefühle vor Kindern zu verbergen.

Wenn Kinder das Gefühl haben, dass etwas Negatives passiert ist, die Eltern sich aber normal verhalten, ist das für sie verwirrend. Anstatt sie vor ihren Kindern zu unterdrücken, sollten Eltern negative Gefühle – in angemessener Weise – mit ihren Kindern teilen. Dabei sollten sie auch darlegen, was sie tun wollen, um das Problem zu lösen. Was aber, wenn es gar keine Lösung gibt? Wenn, wie in dem eingangs erwähnten Beispiel, die Freundin nicht mehr gesund wird? An beiden Situationen können Kinder wachsen. Sie lernen Probleme zu lösen und ihre eigenen Emotionen zu regulieren.

Quellen:
1. Spektrum der Wissenschaft online vom 3.12.2018: Bloß keine negativen Gefühle zeigen?
2. Washington State University. „Emotional suppression has negative outcomes on children: New research shows it’s better to express negative emotions in a healthy way than to tamp them down.“ ScienceDaily, 26 November 2018. www.sciencedaily.com/releases/2018/11/181126093158.htm.

 

Quelle: Deutsches Grünes Kreuz für Gesundheit e.V.

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