Ernährung

Veganismus bei Kindern – gibt es richtig oder falsch?

Veganismus bei Kindern – verantwortungslos oder verantwortungsvoll? 

Ob wegen moralischen, ethischen, gesundheitlichen oder modischen Beweggründen. Die vegane Ernährung in Deutschland boomt. Mit mittlerweile rund einer Millionen Pflanzenesser, liegt Deutschland in den Top 5 der Länder, in denen am meisten auf Fleisch und pflanzliche Produkte verzichtet wird. Viele Eltern wollen den Lebensstil auch auf ihre Kinder übertragen und sie von Geburt an vegan, also rein pflanzlich, großziehen. Auf was kommt es dabei an? Was empfehlen Experten? Hier finden Sie alles zum Thema vegane Kinderernährung, den Vor- und Nachteilen und worauf es wirklich ankommt.

Vegane Stillzeit 

Ganz egal, ob das Kind nun vegan, vegetarisch oder mit tierischer und fleichschhaltiger Ernährung aufwachsen soll, in den ersten vier bis sechs Monaten ist die reine Muttermilch die beste Nahrung. Über die Milch werden wichtige Abwehr- und Immunstoffe von der Mutter an das kleine Kind weitergegeben. Auch das Risiko von Krankheiten und Allergien sinkt so stark. Dabei ist die Ernährung der Mutter von großer Bedeutung für die Bildung der Muttermilch. Der erhöhte Bedarf an Magnesium sowie den Vitaminen A, C, E und B1 wird in der Regel bei einer ausgewogenen veganen Ernährung gedeckt. Problematisch wird es bei der Zufuhr von ausreichend Protein, denn einige Veganer nehmen davon zu wenig auf. Damit die Versorgung gut funktioniert, sollte deshalb auf eine Vielzahl an pflanzlichen Proteinträger zurückgegriffen werden. 

Besonders wichtig: Vitamin B12 

Bei einer veganen Ernährung muss besonders auf eine ausreichende Zufuhr des Vitamins B12 geachtet werden. Denn es befindet sich überwiegend und fast ausschließlich in tierischen Produkten. Bei einer Unterversorgung mit Vitamin B12 können schwere Entwicklungsstörungen und Beeinträchtigungen des Wachstums entstehen. Deshalb ist es ratsam, über den Tag verteilt etwa vier Mikrogramm des Vitamins einzunehmen. Kann dieser Wert nicht erreicht werden, müssen Präparate eingenommen werden, damit ein Wert von etwa 10 hergestellt werden kann. Säuglinge verfügen noch nicht über ausreichend Körperreserven, um das Vitamin auch speichern zu können. Deshalb sollte das Baby ebenfalls auf direktem Weg ein solches Supplement erhalten. 

Genügend Vitamin D 

Vitamin D wird von unserem Körper selbst hergestellt und zwar ausschließlich, wenn die Haut Kontakt mit dem Sonnenlicht hat. In nördlichen Breitengraden, in denen die Sonne in den Wintermonaten recht wenig und nicht sehr intensiv scheint, sollte Vitamin D zusätzlich eingenommen werden. Experten raten zu etwa 20 Mikrogramm pro Tag ab dem zweiten Lebensjahr. Auch hier besteht das Problem der geringen Speichermöglichkeit. Deswegen sollte das Baby im ersten Lebensjahr täglich rund 10 Mikrogramm verabreicht bekommen. Wer sein Kind vegan ernähren möchte, sollte dabei zum pflanzlichen Vitamin D2 greifen. Denn das Vitamin D3 wird aus Wollfett hergestellt. Dabei ist zu beachten, dass die pflanzliche Variante über eine wesentlich geringere Wirksamkeit verfügt. 

Ausreichend Omega-3-Fettsäure 

Auch die Omega-3-Fettsäuren kommen besonders zahlreich in tierischen Produkten vor und befinden sich damit kaum in der Muttermilch von Veganern. Dabei ist die Fettsäure besonders wichtig für die Entwicklung der Netzhaut und des Gehirns des Heranwachsenden. Die richtige Umwandlung von pflanzlichen Omega-3-Fettsäuren ist sehr gering. Deshalb empfehlen Wissenschaftler die Einnahme von DHA-haltigen Produkten wie Leinöl, welches mit DHA aus Mikroalgen angereichert ist. Auch Lein-, Wallnuss- oder Rapsöle sollten auf dem Speiseplan stehen. 

Jod, Eisen und Calcium 

Eisen wird, auch bei Mischkostlern, nur recht wenig über die Muttermilch abgegeben. 20 Milligramm pro Tag sind dabei für den Säugling besonders gut. Ein solcher Wert kann auch mit einer veganen Ernährung der Mutter erreicht werden. Eisenreiches Obst und Gemüse muss in der Stillzeit also oft auf dem Speiseplan stehen. Werden diese Produkte zusammen mit Vitamin-C-reichen Lebensmittel eingenommen, kann die Wirksamkeit des Eisens verdoppelt oder sogar vervierfacht werden. 

Calcium hingegen ist ein Problem in der veganen Ernährung, denn Milchprodukte fallen weg. Daher sollte besonders viel Sesam, grünes Gemüse wie Kohl und Brokkoli sowie Nüsse gegessen werden. Eine praktische Quelle kann auch Mineralwasser mit beigefügtem Calcium sein. Gerade für Veganer gibt es auf dem Markt darüber hinaus auch mit Calcium angereicherte Hafer- oder Sojadrinks.

Wichtig und unerlässlich für die Gehirnentwicklung des Säuglings ist Jod. Bei Mischköstlern ist der Jodgehalt in der Muttermilch eher gering, bei Veganern noch geringer. Daher ist es wichtig, ausschließlich jodiertes Speisesalz oder aber Meersalz zu verwenden. Zusatzquelle können Algen wie Nori sein. Reicht auch das noch nicht aus, können Ergänzungsmittel eingenommen werden. 

Fazit: Versorgung mit Vitaminen 

In der Stillzeit sollten Mütter besonders viel calciumhaltige Produkte wie Nussmuse, Nüsse, Sesam, Tofu, grünes Gemüse oder angereicherte Mineralwassergetränke zu sich nehmen. Für ausreichend Eisen dienen beispielsweise Kürbiskerne, Quinoa und Vollkornprodukte. In Kombination mit Vitamin C, etwa mit Orangensaft, kann die Wirksamkeit verdoppelt oder vervierfacht werden. Für ausreichend Omega-3-Fettsäuren sollten Mütter vor allem auf Leinöl und Rapsöl setzen. Damit der Vitamin-D-Haushalt in den dunklen Monaten gewährleiostet ist, können vegane Nahrungsergänzungen oder aber angereicherte Lebensmittel herangezogen werden. Für eine gute Versorgung mit Jod, ist es ratsam, nur jodiertes Salz zu verwenden. 

Feste Nahrung 

Ganz egal, ob das Kind mit Mischkost oder pflanzlicher Ernährung aufwächst. Zwischen dem fünften und siebten Monat, sollte zusätzlich zur Muttermilch Beikost hinzukommen. Die Muttermilch alleine kann dann den Nährstoffbedarf nicht mehr decken. Das Hinzumischen von Getreide, Nüsse, Hülsenfrüchte, Leinöl, Algen, Nussmus oder Avocado kann eine nützliche Quelle für diverse Vitamine sein. Sobald abgestillt wurde, sollte, sofern nicht schon vorher geschehen, zusätzlich Vitamin B12 und in den dunklen Monaten Vitamin D verabreicht werden. 

Mehr Proteine im Kleinkinderalter 

Die Ernährung des Kindes wird in diesen Jahren entscheidend geprägt. Für das Wachstum ist Protein von entscheidender Bedeutung. Das pflanzliche Protein ist dabei wesentlich schwächer als tierisches. Daher sollten besonders viele Nüsse, Hülsenfrüchte und Produkte aus Soja angeboten werden. In den folgenden Jahren sollte die übliche Proteinempfehlung um etwa 20 Prozent erhöht werden. 

Im Kleinkinderalter spielt auch die vegane Ernährung im Kindergarten eine entscheidende Rolle. Da Kindergärten meist Wurst- und Schnitzelzonen sind und dadurch die vegane Aufnahme von wichtigen Protein nicht gewährleistet ist, ist es kein Wunder, dass vegane Familien in Eigenregie vegane Kitas gründen.

Einen interessanten und umfassenden Artikel zu dem Thema „Veganer Kindergarten“ haben wir bei Vegawatt gefunden.

Vegane Kinderernährung: die Fakten 

Eine vegane Kinderernährung ist umstritten, aber nach wissenschaftlichen Studien möglich. Dabei ist Vitamin B12 das einzige Vitamin, welches in der pflanzlichen Ernährung zusätzlich eingenommen werden sollte, da es nahezu ausschließlich in trierischen Lebensmitteln vorkommt. Experten raten dazu, den Vitamin B12-Haushalt jedes Jahr im Blut kontrollieren zu lassen und gegebenenfalls die Dosierung anzugleichen. In der Stillzeit muss die Mutter besonders auf die Aufnahme der wichtigen Nährstoffe wie Jod, Zink, Eisen, Calcium und Omega-3Fettsäuren achten. Ernährungsberatungen können nützlich sein, sollten Unsicherheiten bestehen. 

Beachtet werden muss, dass der Bedarf an bestimmten Vitaminen und Nährstoffen mit den Jahren wächst. Gerade im Wachstum und der Pubertät benötigt der Körper ausreichend davon. Mädchen im Alter zwischen 10 und 13 Jahren und Jungen im Alter zwischen 12 und 15 Jahren benötigen viel Nährstoffe und Vitamine für die Umstellung des Hormonhaushaltes, der Körperfunktionen und das Gehirn. Eisen, Zink und Proteine sind dann besonders wichtig für das Wachstum. Mit dem Einsetzen der Menstruation, erhöht sich der Eisenbedarf bei Mädchen. Eisenhaltige Lebensmittel sollten dann oben auf dem Speiseplan stehen. Gibt es ärztlich bestätigte Mängel, kann auch ein Ergänzungsmittel helfen. 

Die Nachteile bei einer vergangenen Ernährung 

Wenn die Eltern nicht auf eine ausgewogene Ernährung und eine Ernährung mit den wichtigen Vitaminen und Nährstoffen achten, können schwere Entwicklungsstörungen die Folge sein. Viele Kinderärzte und Wissenschaftler lehnen daher eine reine vegane Ernährung ab. Zu schwerwiegend könnten die Folgen sein. Gerade im Laufe der Entwicklung von Körper und Geist. 

Die Vorteile bei einer veganen Kinderernährung 

Aus gesundheitlichen Gesichtspunkten betrachtet, ist eine vegane Ernährung sicherlich nicht ungesund. Tierische Milch kann zu Allergien führen, antibiotikaversuchtes Fleisch dem Körper schaden und zu viel davon Übergewicht, Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte mit sich bringen. Tatsächlich kommen Studien zu dem Ergebnis, dass Jugendliche, die sich überwiegend pflanzlich ernähren im Durchschnitt schlanker sind und auch niedrigere LDL-Cholesterinwerte im Blut auffindbar sind. 

Moral, Gesundheit und Verantwortung: eine Frage der Verantwortung 

Eine vegane Ernährung von Kindern ist möglich, allerdings ist sie mit viel Aufwand verbunden und erfordert eine hohe Verantwortung der Mutter und des Vaters. Nur wenn alle wichtigen Vitamine und Nährstoffe beachtet werden, kann eine solche Ernährung folgenlos funktionieren. Die Entscheidung der Ernährung ist meist moralisch und ethisch bedingt. Daher wollen viele vegan lebenden Eltern auch ihr Kind pflanzlich ernähren. Das Heranwachsen ist der sensibelste Abschnitt im Leben eines Menschen: Hirn, Organe und Knochen werden in den Jahren geformt. Mit Abschluss der Pubertät ist eine vegane Ernährung, unter Beachtung einiger Punkte wie die Zugabe von ausreichend Vitamin B12, problemlos möglich. Wer sein eigenes Fleisch und Blut also pflanzlich großziehen möchte, sollte sich das vorher gut überlegen und viel Aufwand in diesen Jahren in Kauf nehmen. Am Ende wird sich das allerdings lohnen. 

Betreuung durch den Arzt oder die Ernährungsberatung 

Vor dem Besuch beim Arzt brauchen sich vegan lebende Eltern nicht zu schämen. Ganz im Gegenteil. Es zeugt von großer Verantwortung. Mit einem Blutbild kann und sollte jährlich kontrolliert werden, wie es um die einzelnen Werte steht. So kann die Ernährung dann angepasst werden oder auf Zusatzprodukte zurückgegriffen werden. Junge Eltern, die selbst noch nicht viel Erfahrung mit der veganen Ernährung haben, sollten sich an eine Ernährungsberatung wenden. Sie kann Speispläne aufstellen und bei der Planung der Nahrung behilflich sein. Darüber hinaus können diese Experten zusätzliche hilfreiche Tipps geben. Somit fühlen sich viele Eltern sicherer und gut aufgehoben. Mit der vegetarischen oder vergangenen Ernährung von Kindern sind inzwischen die meisten Ernährungsberatungsstellen vertraut.

Bild/er: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0

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