Bereits kleine Schürf- oder Schnittwunden reichen aus, um sich mit dem Tetanus-Erreger zu infizieren. Er verursacht den Wundstarrkrampf, eine lebensgefährliche Infektionskrankheit, an der in Deutschland rund ein Viertel aller Infizierten sterben. Der einzig wirksame Schutz ist die Tetanus-Impfung. Sie muss alle 10 Jahre aufgefrischt werden.
Bei Tetanus, dem Wundstarrkrampf, handelt es sich um eine lebensgefährliche Infektionskrankheit, die weltweit verbreitet ist. Erreger ist das Bakterium Clostridium tetani, dessen Sporen nahezu überall vorkommen können, auch im Erdboden und Straßendreck. „Menschen infizieren sich mit Tetanus, wenn Sporen des Bakteriums durch Wunden in den Organismus eindringen“, erläutert Prof. Gereon Nelles vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) in Krefeld. „Für eine Infektion reichen bereits Bagatellverletzungen, wie kleine Schnitt- oder Schürfwunden, aus, die man sich beispielsweise schnell bei der Gartenarbeit zuziehen kann. Der einzig wirksame Schutz vor dem Wundstarrkrampf ist die Tetanus-Impfung. Dabei ist unbedingt zu beachten, dass ein wirksamer Impfschutz nur etwa 10 Jahre anhält und nach dieser Zeit wieder aufgefrischt werden muss.“
Die Sporen sind ein sehr widerstandsfähiges Stadium des Bakteriums. Sie können selbst unter äußerst widrigen Bedingungen längere Zeit überleben. Gelangen die Sporen in den Körper, gehen sie unter anaeroben Bedingungen, also bei Abwesenheit von Sauerstoff, in die Bakterienform über, vermehren sich und sondern spezielle Giftstoffe ab. „Das Toxin Tetanospasmin des Tetanus-Erregers schädigt Nervenzellen, die für die Steuerung der Muskulatur zuständig sind, und führt dadurch zu den typischen Muskelkrämpfen, wie sie beim Wundstarrkrampf auftreten“, berichtet Prof. Nelles. „Ein anderer Giftstoff, das Tetanolysin, hingegen greift das Herz an.“ Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen der eigentlichen Infektion und dem Auftreten der ersten Symptome, dauert in der Regel zwischen drei Tagen und drei Wochen. In seltenen Fällen kann sie auch mehrere Monate betragen.
Die ersten Anzeichen einer Tetanus-Infektion ähneln der einer Grippeerkrankung. Die Patienten leiden unter Kopfschmerzen, Schwindel, Unruhe, Gliederzittern, Schwäche und Ermüdungserscheinungen sowie Muskelschmerzen und Schweißausbrüchen. „Ganz typisch für den Wundstarrkrampf sind die Muskelkrämpfe. Es kann zu einer Kieferklemme kommen, durch die ein Öffnen des Mundes nicht mehr möglich ist“, erklärt der Neurologe. „Durch eine Verkrampfung der mimischen Muskulatur entsteht ein grinsender Gesichtsausdruck, das als Teufelsgrinsen bezeichnet wird. Vom Nacken absteigend treten anschließend Krämpfe der langen Rückenmuskulatur auf, die zu einer schmerzhaften Überstreckung des Oberkörpers führen und unbehandelt sogar Wirbelbrüche verursachen können.“ Weltweit verläuft etwa die Hälfte der Tetanus-Infektionen tödlich. In Deutschland liegt die Streberate trotz einer intensivmedizinischen Versorgung bei rund 25 Prozent.
Die Behandlung einer Infektion konzentriert sich im Wesentlichen auf die Neutralisierung des Erregers und seiner Giftstoffe, die Wundversorgung sowie eine Verringerung der Symptomatik. In schweren Fällen ist eine medikamentöse Muskelerschlaffung zusammen mit einer künstlichen Beatmung erforderlich. Für die Bekämpfung von Erreger und Giftstoffen werden Patienten, die keinen oder einen nicht ausreichenden Impfschutz besitzen, nachträglich immunisiert. Dazu werden ein abgeschwächtes aber immunologisch wirksames Toxin, das im Organismus zur Bildung von Antikörpern gegen die Giftstoffe des Erregers führt, sowie menschliche Antikörper gegen den Tetanuserreger selbst verabreicht. Tetanus kann nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden.
Die Impfung gegen Tetanus wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin für alle Erwachsenen, Kinder und Jugendlichen sowie Säuglinge empfohlen. Die Kosten für die Impfung werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Zur Grundimmunisierung von Erwachsenen werden insgesamt 3 Impfungen verabreicht, bei Kindern sind es 4 Impfungen. Anschließend muss der Impfschutz alle 10 Jahre aufgefrischt werden. Der Impfstoff gegen Tetanus besteht aus einem abgeschwächten Toxin des Tetanuserregers, der zu einer Antikörperproduktion des Geimpften gegen die Giftstoffe des Erregers führt. Im Falle einer Infektion werden somit die Tetanustoxine vom Organismus neutralisiert und zerstört. Aufgrund einer hohen Durchimpfungsrate in der Bevölkerung, tritt der Wundstarrkrampf hierzulande nur noch selten auf. Da seit dem Jahr 2001 keine Meldepflicht nach dem Infektionsschutzgesetz für Tetanus mehr besteht, liegen derzeit keine genauen jährlichen Infektionszahlen vor.
Quelle: Monks – Ärzte im Netz GmbH
Internet: www.neurologen-im-netz.org
Bild/er: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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