Die Säuglingshüfte (auch Hüftdysplasie) bezeichnet angeborene Fehlstellungen des Hüftgelenkes im Sinne einer Störung der Verknöcherung bei Babys. Anlässlich des Tags des Babys am 02. Mai klärt Kinderorthopädin Prof. Dr. Utzschneider in diesem Beitrag über die Erkrankung auf und erläutert, wie man die Säuglingshüfte am besten erkennen und behandeln kann.
Das Hüftgelenk des Menschen ist ein Kugelgelenk. Es besteht aus der Hüftgelenkspfanne und dem Hüftgelenkskopf. Da das Hüftgelenk ein Kugelgelenk ist, kann es in jede Richtung frei bewegt werden. Diese Beweglichkeit wird von Muskeln, Bändern sowie durch die Hüftgelenkspfanne begrenzt.
Bei neugeborenen Babys ist das Hüftgelenk noch nicht verknöchert und besteht nur aus Knorpel. Entwickelt sich das Kind normal, wird der Knorpel zwischen dem dritten bis neunten Lebensmonat allmählich von Knochensubstanz ersetzt. Für diese Ossifikation ist die korrekte Stellung von Hüftkopf und Hüftpfanne unerlässlich. Andernfalls kommt es zu einer Verknöcherung der Fehlstellung, die man später nur noch mit einer Operation beheben kann.
Es kann passieren, dass Hüftkopf und -pfanne nicht so wachsen, wie es sein sollte. Das stellt eine Form der Hüftdysplasie dar, die im Laufe des Lebens zu einer eingeschränkten Funktion der Hüfte und schließlich zu Arthrose führen kann.
Gut zu wissen: Die Hüftgelenksdysplasie ist das häufigste kinderorthopädische Krankheitsbild bei Säuglingen in Deutschland.
Es scheint eine Reihe von Faktoren zu geben, die eine Hüftdysplasie begünstigen. Dazu zählen die familiäre Häufung des Krankheitsbildes, Fruchtwassermangel, Mehrlingsschwangerschaften sowie ein hohes Geburtsgewicht. Begründet wird das damit, dass diese Umstände dafür sorgen, dass das Kind weniger Platz im Mutterleib hat. Des Weiteren geht man davon aus, dass eine Beckenendlage des Babys während der Schwangerschaft und Geburt eine Hüftgelenksdysplasie begünstigt.
Standard in der Diagnose der Säuglingshüfte ist der Ultraschall (Sonographie). Die Untersuchung ist schmerzlos und sollte in den ersten Lebenswochen erfolgen, vor allem, wenn Risikofaktoren bestehen. In Deutschland ist die Sonographie der Hüftgelenke Bestandteil der U3 Vorsorgeuntersuchung.
Röntgenuntersuchungen zeigen ein sehr genaues Bild der knöchernen Strukturen, allerdings bilden sie keinen Knorpel ab und sind somit in den ersten Lebensmonaten nicht aussagekräftig. Ein weiterer Nachteil ist die mit der Untersuchung verbundene Strahlenbelastung, die man beim Ultraschall nicht hat. Aus diesem Grund hat sich die Ultraschalluntersuchung aufgrund der fehlenden Strahlenbelastung und der guten Sichtbarkeit der Knorpelstrukturen als Standardmethode durchgesetzt.
Der österreichische Orthopäde Reinhard Graf entwickelte hierzu zwei Messwinkel zur Bewertung des Pfannendaches in der Sonographie. Mit dem Pfannendachwinkel α und dem Knorpeldachwinkel β kann der Arzt den Grad der Dysplasie einschätzen und die richtige Therapie auswählen.
Bei Typ I ist keine therapeutische Hilfe notwendig und die Hüfte ist normal entwickelt.
Typ II beschreibt in mehreren Abstufungen unterschiedlich unreife Hüften und auch Dysplasiegrade, die, je nach Alter des Kindes, beobachtet (Typ IIa) oder mit einer Spreizhosentherapie Typ IIb, Typ IIc) behandelt werden müssen. Eine Sonderform stellt Typ d dar, da diese Hüften ein hohes Risiko haben, in einer ausgerenkten Hüfte zu enden.
Typ III und Typ IV sind Hüften mit einer Dysplasie, die so schwerwiegend ist, dass das Hüftgelenk ausgerenkt ist. Diese Hüfte muss man mit einer sofortigen, eng überwachten Spreizhosentherapie behandeln. Ein stationärer Krankenhausaufenthalt mit Anlage einer sog. Overheadextension und Beckenbeingipsbehandlung kann notwendig sein. In Einzelfällen muss der Arzt die Gelenke unter Vollnarkose operativ einrenken.
Hüftdysplasien können unbehandelt zu einem frühzeitigen Verschleiß der Hüftgelenke führen (Dysplasiecoxarthrose), welcher eine frühe Implantation eines künstlichen Hüftgelenkes nach sich zieht.
Seit die Früherkennung im Rahmen der U3 Vorsorgeuntersuchung eingeführt wurde, ist die Prognose der Säuglingshüfte deutlich besser geworden. Denn je früher man eine Dysplasie erkennt, desto besser und weniger invasiv sind die Therapieoptionen und damit die Heilungschancen.
Prof. Dr. Utzschneiders wissenschaftliche Tätigkeit begann 2004 an der LMU München. Dort habilitierte sie sich schließlich 2011 mit einer Forschungsarbeit zur Verwendung von Polyethylen in der Knieendoprothetik, für die sie einen hochdotierten Wissenschaftspreis erhielt. 2009 übernahm sie die stellvertretende Leitung des Schwerpunktes „Kinderorthopädie“ und im Verlauf dann schließlich die Leitung der Kinderorthopädie am Klinikum Großhadern. 2016 wechselte sie zum OrthoCenter, einer renommierten Praxis für Orthopädie, wo sie das gesamte Spektrum der Kinderorthopädie weiterhin behandelt und auch operativ tätig ist bei angeborenen und erworbenen Hüft- und Knieerkrankungen, Fußdeformitäten, Beinachsfehlern sowie neuroorthopädischen Krankheitsbildern und vielen weiteren orthopädischen Krankheiten.
Bild oben: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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