Frühlingsgefühle, Frühjahrsmüdigkeit – ja was denn nun?
Geht es uns im Frühjahr gut, sagen wir: Das sind die Frühlingsgefühle! Fühlen wir uns schlecht, heißt es: Das ist die Frühjahrsmüdigkeit. Was ist da los?
Nicht wenige Menschen hierzulande erleben im Frühjahr einen Durchhänger. Sie fühlen sich schlapp und müde, für sie ist klar: Das ist die Frühjahrsmüdigkeit.
Über die Ursachen dafür wird spekuliert. Hat das etwas mit den Hormonen zu tun, den steigenden Temperaturen oder einem Eisenmangel?
Die Wissenschaft tut sich mit der Frühjahrsmüdigkeit schwer. Wer die englische Übersetzung des Begriffes in eine der großen Datenbanken für wissenschaftliche Publikationen eingibt, wird kaum fündig.
Dennoch gibt es Versuche, die Frühjahrsmüdigkeit als Reaktion des menschlichen Organismus auf den Jahreszeitenwechsel zu erklären. Bei den Einflussfaktoren sind die sich verändernden Licht- und Temperaturverhältnisse naheliegende Kandidaten. Die zunehmende Helligkeit allerdings müsste eigentlich genau das Gegenteil einer Müdigkeit bewirken. Das Licht beeinflusst über das Auge die Aktivität der Zirbeldrüse. In der Folge sinkt der Spiegel des «Schlafhormons» Melatonin, was sich zwar negativ auf die Schlafqualität auswirken könnte, aber tagsüber wacher machen sollte. Zudem führt das intensivere Tageslicht zu einer gegenüber den düsteren Wintermonaten vermehrten Ausschüttung des «Glückshormons» Serotonin – was gute Laune und Energie vermittelt. Demnach müssten wir von Frühlingsgefühlen beflügelt werden!
Allerdings gibt es auch die Hypothese, dass diese Neuregulierung der hormonellen Balance ein Stressfaktor wäre, der sich in Form von Stimmungsschwankungen und Müdigkeit bemerkbar machen kann.
Für eine gute Stimmung zu Beginn der wärmeren Jahreszeit sprechen psychologische Effekte. Beobachtbare Phänomene der Natur wecken in uns eine Aufbruchstimmung. Und allein dadurch, dass die Tage länger werden, nimmt der Tatendrang zu. Psychologen machen zudem sogenannte Kontrasteffekte für Frühlingsgefühle verantwortlich. Denn tatsächlich, wer in den dunklen Monaten genug Licht tankt, nimmt die Frühjahrssonne weniger intensiv und euphorisch wahr. Hinzu kommt eine Erwartungshaltung, nach dem Motto: „Draußen tut sich was, also muss sich auch in meinem Leben etwas verändern.“
Also, wer hat denn nun Recht, die Frühjahrsmüden oder Stimmungskanonen? Einen möglichen Ansatz gibt es, der sowohl die Frühjahrsmüdigkeit als auch Frühlingsgefühle begründen kann: Nämlich das Bedürfnis, für alles eine Erklärung zu finden. Normale Müdigkeitserscheinungen werden im Frühling einfach der Jahreszeit „angelastet“, ebenso wie eine besonders gute Stimmung.
Vertraut man aber den angeführten Hormon-Hypothesen, sollten wir den Körper darin unterstützen, das neue Gleichgewicht möglichst rasch zu finden. Genügend Schlaf hilft ebenso wie die Empfehlung, sich häufig dem vollen Tageslicht auszusetzen, am besten kombiniert mit Bewegung.
Quelle: Deutsches Grünes Kreuz e.V.
Internet: www.dgk.de
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