Schlechte Leistungen in Mathematik sind bei Kindern keine Seltenheit. Dahinter kann sich eine Rechenschwäche, die sogenannte Dyskalkulie, verbergen. Diese gehört neben der Lese-Rechtschreib-Schwäche zu den häufigsten Teilleistungsschwächen und hat einen bedeutenden Einfluss auf die Schullaufbahn und Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes. Wie Eltern entdecken können, ob bei ihrem Kind eine Dyskalkulie vorliegt und was in einem solchen Fall zu tun ist, erklären wir in unserem Artikel.
Dyskalkulie beschreibt eine verzögerte Entwicklung im Bereich des mathematischen Denkens. Sie kann sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen auftreten. Meistens wird sie schon recht früh, vor allem in der Grundschulzeit, erkannt. Auffällig ist, dass Kinder mit Rechenschwäche in anderen Schulfächern durchschnittliche bis sehr gute Leistungen zeigen. Aus diesem Grund wird die Dyskalkulie auch als eine Teilleistungsschwäche definiert. Die Ausprägungen können ganz unterschiedlich sein. Manche Kinder beherrschen die grundlegenden Rechenfertigkeiten nicht, andere wiederum zeigen nur in bestimmten Bereichen Fehlleistungen. Rechenschwache Kinder verstehen die Grundsätze der Mathematik nicht. Ihnen bleibt die Welt der Zahlen, trotz ständigem Üben, ein Rätsel.
Eine Rechenschwäche kann mehrere Ursachen haben, welche sich oft überlagern. Diese können grob in verschiedene Kategorien eingeteilt werden:
Organisch-neurologische Ursachen: Für das Verständnis von Mathematik werden verschiedene Bausteine benötigt. Zu diesen gehören zum Beispiel die räumliche Orientierungsfähigkeit, auditive und visuelle Wahrnehmung sowie das Zusammenwirken von Wahrnehmung, Motorik und Gedächtnis. Funktioniert einer dieser Bausteine nicht oder wirken sie nicht so zusammen, wie sie sollten, entsteht eine Dyskalkulie.
Laut der Entwicklungspsychologie von Piaget erfolgt der Aufbau und die Verinnerlichung von Zahlbegriffen und mathematischen Operationen in vier Phasen. Ist eine Phase gestört, kann die nächste nicht erreicht werden.
Psychische, emotionale und soziale Gründe: Ausgelöst durch das engere Umfeld des Kindes können Depressionen, Ängste oder ein ungünstiges Selbstkonzept entstehen und eine Rechenschwäche auslösen.
Didaktische Ursachen: Die Vermittlung von Mathematik ist bei Kindern mit Dyskalkulie schwierig. Bestimmte Begriffe, Zusammenhänge oder Techniken werden von dem Kind nicht verstanden. Bei Fehleranalysen zeigt sich oft, dass das Kind immer wieder die gleichen Fehler macht, welche einer bestimmten Fehlerstruktur unterliegen. Ist diese einmal herausgefunden, kann sie einfacher behoben werden.
Die Rechenschwäche kann eine Reihe von Symptomen aufweisen und diese können vereinzelt auch bei nicht rechenschwachen Kindern auftreten. Wichtig ist, dass Eltern einen ganzheitlichen Blick auf das Kind und dessen Schwierigkeiten in der Mathematik behalten. Bemerken Eltern über einen längeren Zeitraum dauerhaft schlechte Leistungen in Mathe, können aber keinen Grund für die schlechten Leistungen ausmachen, sollten sie an eine mögliche Rechenschwäche denken. Besonders dann, wenn das Kind in allen anderen Fächern gute Noten mit nach Hause bringt. Wir haben einige Punkte zusammengefasst, woran Eltern eine Rechenschwäche erkennen können:
Das Kind verwendet zum Zählen häufig die Finger oder sucht sich andere Hilfsmittel.
Die Grundregeln des Rechnens können nicht erfasst werden.
Tabellen oder Karten können nicht gelesen und verstanden werden.
Unterschiede von Größe, Länge, Form etc. können nicht erfasst werden
Textaufgaben bereiten dem Kind Schwierigkeiten.
Das Kind scheitert vor allem an Minus-Aufgaben.
Rechenregeln werden nicht hergeleitet und bleiben ungenutzt
Einer und Zehner werden oft vertauscht, Zahlen häufig verdreht
Verdacht auf eine Rechenschwäche – was sollten Eltern unternehmen?
Haben Eltern den Verdacht, dass bei ihrem Kind eine Dyskalkulie vorliegt, sollten sie sich an entsprechende Stellen wenden, welche eine förderdiagnostische Untersuchung des Kindes durchführen. Diese stellen den aktuellen Entwicklungsstand fest, verschaffen Klarheit über den Grad der Störung und geben Ratschläge zu Art und Umfang der notwendigen Hilfen. Eltern können ihre Kinder bei einer Dyskalkulie unterstützen. Sie können zum Beispiel gemeinsam mit ihrem Kind mathematische Aufgaben lösen oder interessante Lernvideos auf gut-erklaert.de ansehen. Hier werden viele Themen aufgegriffen, zahlreiche Beispiele verdeutlichen Lösungswege und Vorgehensweisen und können die Entwicklung des mathematischen Denkens fördern.
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