Forscher der Universität von Manchester sind über einen „sehr steilen Anstieg“ von Selbstverletzungen bei Teenagern – zumindest in England – beunruhigt. Zudem warnen sie davor, dass sich das Suizidrisiko nach selbstverletzendem Verhalten um den Faktor 17 zu erhöhen scheint.
Den Wissenschaftlern der Universität von Manchester zufolge hat zwischen 2011 und 2014 das selbstverletzende Verhalten (SSV) bei Mädchen im Teenageralter um 68% zugenommen.
Die Studie ergab auch, dass weniger als 1 von 4 jugendlichen Patienten mit SSV männlichen Geschlechts war und dass Jugendliche in benachteiligten Gebieten wesentlich seltener an spezialisierte Fachärzte überwiesen wurden als Jugendliche in wohlhabenderen Gebieten.
Vorsätzliche Selbstverletzung oder Selbstvergiftung wird als der stärkste Risikofaktor für nachfolgenden Selbstmord angesehen. Dr. Cathy Morgan und Professor Nav Kapur von der Universität Manchester leiteten die Studie, die im „British Medical Journal“ veröffentlicht wurde.
Sie analysierten Daten von 16.912 Patienten aus 674 Allgemeinarztpraxen. Berichte über Selbstverletzungen bei Mädchen im Teenageralter (13 bis 16 Jahre) stiegen von 45,9 pro 10.000 im Jahr 2011 auf 77,0 pro 10.000 im Jahr 2014 – ein Anstieg um 68%. Bei männlichen Patienten traten nur 12,3 Fälle pro 10.000 Jungen auf.
Professor Kapur kommentierte: „Das wahrscheinlich auffälligste Ergebnis der gesamten Studie war dieser offensichtlich sehr starke Anstieg des Selbstverletzungsrisikos bei Mädchen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren.“ […] „Wir können diesen schnellen Anstieg bei Mädchen nicht wirklich erklären. Möglicherweise ist dafür ein verschärftes Bewusstsein oder eine bessere Erfassung von Selbstverletzungen in der Primärversorgung verantwortlich.“
„Aber es könnte auch ein Ergebnis von zunehmendem Stress und mehr psychischen Problemen bei jungen Menschen sein. Es gibt Hinweise darauf, dass häufige psychische Störungen innerhalb dieser Altersgruppe vermehrt auftreten.“ Viele Betroffene litten zusätzlich unter Depressionen.
Dr. Morgan fügte hinzu: „Wir wissen, dass einer von zehn Jugendlichen irgendwann vor seinem 20. Lebensjahr sich selbst verletzt, und wir wissen auch, dass Selbstverletzung der stärkste Risikofaktor für nachfolgenden Selbstmord ist – die zweithäufigste Todesursache bei jungen Menschen weltweit. Da Selbstverletzungen meist im Geheimen geschehen, ist es jedoch sehr schwierig, das volle Ausmaß des Problems zu erkennen.“
Jugendliche, die sich in der Studie selbst geschädigt hatten, waren im Verlauf der Nachbeobachtung etwa neunmal häufiger eines unnatürlichen Todes verstorben. Die Gefahr von Selbstmord und tödlichen Alkohol- und Drogenvergiftungen nahm deutlich zu. Das Selbstmordrisiko war bei Betroffenen gegenüber gesunden Jugendlichen um etwa das 17-Fache erhöht, und die Gefahr, aufgrund einer akuten Alkohol- oder Drogenvergiftung zu sterben, war 34-mal so hoch wie in der gesunden Kontrollgruppe (in der letzten Studienphase: 8638 selbstverletzte Kinder und Jugendliche und 170.274 gesunde Gleichaltrige).
Quelle: Mancunion (Manchester Media Group), BBC News, Springer Medizin, BMJ
Bild/er: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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