Getreidebratling, Lupinen-Bratwurst oder Soja-Eis – vegetarische und vegane Ersatzprodukte haben die deutschen Supermärkte erobert. Die Nachfrage steigt, das Angebot nimmt stetig zu. Die Verbraucherzentralen haben bei einem bundesweiten Marktcheck insgesamt 50 Fleisch- und 51 Wurstersatzprodukte sowie 26 Alternativen für Milchprodukte unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die Kennzeichnung ist oft mangelhaft. Auch der von vielen Verbrauchern erwartete höhere Gesundheitswert im Vergleich zum tierischen Original wird längst nicht von allen Produkten erfüllt.
Bei dem durchgeführten Marktcheck stand neben dem Gesundheitswert die Kennzeichnung der Produkte im Vordergrund. Bewertet wurden der Produktname und die Bezeichnung, die Spurenkennzeichnungen sowie die Verwendung von Siegeln und die Zusammensetzung der Produkte.
Nur circa 50 Prozent der Lebensmittel im Test werden im Produktnamen als „vegetarisch“ beziehungsweise „vegan“ ausgelobt. Stattdessen tauchen verschiedene, nicht definierte Begriffe wie „pflanzlich“ und „veggie“ oder „100 % pflanzlich“ auf.
Die Bezeichnung eines Lebensmittels als „vegan“ oder „vegetarisch“ ist bisher gesetzlich nicht definiert. „Eine klare gesetzliche Regelung könnte mehr Klarheit und eine leichtere Orientierung für Verbraucher schaffen“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Die Verwendung von Siegeln lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Von den insgesamt 127 getesteten Produkten tragen 31 das Vegetarisch- und 47 das Vegan-Siegel des ProVeg (ehemals VEBU – Vegetarierbund Deutschland). Die Vegan-Blume der Vegan Society ist auf 20 Produkten zu finden. Hinzu kommen mehr als 15 verschiedene Symbole von Herstellern. „Der Label-Dschungel mit unterschiedlichen Kriterien ist intransparent. Vielen Menschen sind die Abbildungen unbekannt und sie wissen nicht, was sich dahinter verbirgt“, so Valet.
Viele Verbraucher erwarten, dass Ersatzprodukte eine gesündere Alternative sind. Tatsächlich zeigen sich bei den Nährwerten aber große Unterschiede. So sind Ersatzprodukte für Wurst und Fleisch zwar durchschnittlich kalorienärmer und enthalten weniger gesättigte Fette als die Originalprodukte, dafür jedoch oft zu viel Salz (80 Prozent). Im Marktcheck weisen sogar 90 Prozent der Produkte, die mit nährwert- oder gesundheitsbezogenen Angaben werben, eine ernährungsphysiologisch ungünstige Zusammensetzung auf.
Darüber hinaus enthalten einige Ersatzprodukte bis zu acht Zusatzstoffe – teilweise mehr als das zum Vergleich herangezogene Originalprodukt. Zusatzstoffe, von deren häufigem Verzehr abzuraten ist, finden sich sowohl im Ersatz- (z.B. E 425) als auch im Originalprodukt (Nitritpökelsalz). „Vegetarische und vegane Ersatzprodukte bieten somit nicht zwangsläufig eine gesündere Alternative. Verbraucher müssen daher genau hinschauen und jedes Produkt anhand der Zutatenliste bewerten“, rät Valet.
Der vollständige Untersuchungsbericht zum Marktcheck mit weiteren Ergebnissen ist veröffentlich auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Hamburg unter www.vzhh.de
Bild/er: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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