Videospiele üben auf Kinder eine besondere Faszination aus: Sie machen Abenteuer in virtuellen Welten erlebbar, sind spannend oder witzig und lassen sich häufig auch gemeinsam mit Freunden spielen. Doch immer wieder hört oder liest man in den Medien von Videospielsucht und deren negativen Folgen für Kinder und ihre Entwicklung. Eine aktuelle Studie kommt jetzt zu neuen Erkenntnissen: Demnach ist vor allem die tägliche Spieldauer entscheidend, ob Kinder Verhaltensauffälligkeiten entwickeln. Doch sie zeigt auch, dass Games ebenso positive Effekte haben können. Was lernen Eltern aus den Ergebnissen?
Die gute Nachricht vorweg: Videospiele haben auch positive Effekte auf die Entwicklung von Kindern. Das ergab jedenfalls eine spanische Studie von Forschern des Hospital del Mar in Barcelona. Ausgewertet wurde in Zusammenarbeit mit ihren Eltern das Spielverhalten von 2.442 Kinder zwischen sieben und elf Jahren. Es wurden Fragen nach dem Spielekonsum, der täglichen Spieledauer und etwaigen Verhaltensauffälligkeiten gestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder, die Videospiele spielen, häufig reaktionsschneller als nichtspielende Altersgenossen sind. Zugleich ergab die Studie aber, dass Kinder, die sehr viel Zeit vor der Flimmerkiste verbringen, eher zu Verhaltensauffälligkeiten neigen. Das traf vor allem auf Kinder zu, die mehr als neun Stunden pro Woche spielen. „Videospielen an sich ist weder gut noch schlecht, die darauf verwendete Zeit gibt den Ausschlag“, zitiert die Kölnische Rundschau Jesus Pujol, den Wissenschaftler und Erstautor der Studie.
Allerdings berücksichtigt die Studie weder die Art der Spiele noch den sozialen Hintergrund der Kinder. So könnten etwaige Verhaltensauffälligkeiten auch auf für Kinder ungeeignete Spiele oder familiäre Probleme zurückzuführen sein. Vielleicht ist sogar ein gestörtes Verhältnis zu den Eltern dafür verantwortlich, dass Kinder sich in virtuelle Welten flüchten. Das betont mit Blick auf die Studie auch Andreas Lange, Chef des Computerspielmuseums in Berlin: Kinder, die wenig spielen, kommen laut Lange eher aus intakten Familien, in denen es „eine große Aufmerksamkeit für das Miteinander“ gibt, erklärt er der Kölnischen Rundschau. Daher sollten Eltern zum einen auf eine nicht allzu lange Spielzeit ihrer Kinder achten, zugleich aber auch das Miteinander in der Familie stärken und Alternativen zu den Videospielen aufzeigen. Videospiele sollte man aber ruhig auch mal gemeinsam in der Familie spielen – das zeigt Kindern, dass Eltern ihr Hobby ernstnehmen und sich dafür interessieren.
Wie aber erkennen Eltern, wann ein Kind zu viel spielt? Welche Richtwerte gibt es? Aufschluss gibt der Elternratgeber der USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle): Demnach können Symptome wie Kopfschmerzen, Gereiztheit, Antriebslosigkeit oder das Vernachlässigen von sozialen Kontakten Anzeichen für zu lange Spielzeiten der Kinder sein. Die Richtwerte für unbedenkliche Spielzeiten hängen vom Alter des Kindes ab. Für 10- bis 12-Jährige empfiehlt der USK-Ratgeber eine Spielzeit von täglich circa 75 Minuten. Ab 12 Jahren sind demnach im Regelfall 90 bis 120 Minuten und eine mit dem Alter zunehmend flexiblere Gestaltung der Spielzeit unbedenklich.
Darüber hinaus sollten Eltern die Alterseinstufungen von Videospielen beachten und Spiele auf die Alterstauglichkeit prüfen: Bei Verkaufsversionen im Laden ist stets auf der Vorderseite der Hülle ein Siegel der USK zur Einstufung des Spiels angebracht. Bei Online- und Browserspielen, die nicht immer von der USK getestet werden, gibt es spezielle Kategorie-Seiten für kindgerechte Spielen. Oftmals findet man im Netz auch konkrete Altersempfehlungen zu den einzelnen Titeln. So listet etwa diese exemplarische Übersicht Spiele auf, die vorwiegend Mädchen im Alter zwischen sieben und fünfzehn Jahren ansprechen. Eltern können sich anhand solcher Informationen selbst ein Bild machen und zusammen mit ihren Kindern ein geeignetes Spiel auswählen. Beim gemeinsamen Auswählen und Spielen können Eltern ihren Kindern dann auch den verantwortungsvollen Umgang mit Videospielen beibringen.
Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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