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Kindergesundheit: Infektionsquelle Sandkasten?

Ärmel hoch, jetzt beginnt die Buddelsaison! Aber wie ist das eigentlich – können sich die Kinder im Sand mit Keimen infizieren? Und falls, ja, was kann man dagegen tun?

Sandkästen sind ein Paradies für kleine Kinder. Das Spiel mit dem Sand gehört zu den elementarsten Erfahrungen von Kindern. Kaum ein anderes Material regt in dem Maße die Fantasie und die Sinneswahrnehmung an und bietet so viele Variationsmöglichkeiten. Zu einem attraktiven Garten oder Spielplatz gehört also ein Sandspielbereich.

Doch es gibt auch Bedenken: Die mögliche Infektionsgefahr durch Krankheitserreger im Spielsand ist seit vielen Jahren ein Thema des Öffentlichen Gesundheitsdienstes.

Das ist drin im Sand

Für die hygienische Beurteilung von Spielsand gibt es keine einheitlichen Untersuchungsmethoden oder Bewertungsmaßstäbe. Es gibt aber wissenschaftliche Untersuchungen zu dem Thema.

Das Niedersächsische Landesgesundheitsamt hat ein Merkblatt herausgegeben, für das mehrere wissenschaftliche Studien gesichtet wurden. Die Autoren geben zu bedenken, dass alle Oberflächen in der Umgebung des Menschen mit Bakterien besiedelt sind. Deshalb waren sie nicht verwundert, dass sich in einer Untersuchung selbst in frisch eingebrachtem Spielsand nach kürzerer Zeit eine ähnliche Keimzahldichte und -verteilung fand wie in älterem Spielsand. Überwiegend handelte es sich dabei um für die Gesundheit des Menschen irrelevante Bodenbakterien.

Auch in einer Studie, in der gezielt unter anderem nach sogenannten enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) in Spielsand gesucht wurde, konnten keine krankmachenden Keime gefunden werden.

In einer systematischen Untersuchung von 148 Spielsandproben in den Jahren 2000 und 2001 durch das Landesgesundheitsamt von Baden-Württemberg fanden die Experten sehr wohl Krankheitserreger. In etwa 40 Prozent der Proben wurden fäkale Verunreinigungen nachgewiesen, Parasiten bzw. deren Eier wurden in 26 Prozent der Proben gefunden. In der Hälfte der Fälle handelte es sich dabei um Erreger, die für den Menschen bedeutsam sein können. Dennoch gaben die Experten Entwarnung: Unter Berücksichtigung der Erfahrungen sei das Krankheitsrisiko durch verunreinigten Spielsand insgesamt als gering einzuschätzen.

Möglicherweise wird das Immunsystem mit den Erregern leicht fertig, weil sie nur in einer niedrigen „Dosis“ im Sand enthalten sind.

Tipps für eine gute Sandkastenhygiene
Damit der Sand sauber bleibt, gilt es einige Regeln zu befolgen:

1. Regelmäßig sollte eine mechanische Reinigung des Spielsandes durchgeführt und dabei Laub, Tierkot und Abfälle entfernt werden.

2. Gegen Verunreinigungen durch Tierkot wird eine luftdurchlässige Abdeckung (Netze oder Gitter) empfohlen, die Hunde und Katzen fernhält. Geschlossene Abdeckungen (Planen oder Bretter) hingegen sind nicht empfehlenswert, da sich darunter ein für die Entwicklung von Keimen und Ansiedelung von Ameisen günstiges Mikroklima entwickelt.

3. Eine gelegentliche Lockerung, Durchlüftung und Austrocknung des Sandes verschlechtert nicht nur die Lebensbedingungen für mögliche Krankheitserreger, sondern verbessert auch die Spieleigenschaften.

4. Beim Anlegen eines Sandkastens sollte auf eine wasserdurchlässige Schicht (Drainage) unter dem Sand geachtet werden. Ein kräftiger Regenguss, bei dem das Wasser versickern kann, kann durchaus zur Reinigung beitragen.

5. Der Sand sollte regelmäßig ausgetauscht werden. Die Häufigkeit richtet sich nach dem Grad der Verunreinigung. In den meisten Bundesländern wird für öffentliche Spielplätze bzw. Kindertagesstätten ein jährlicher oder zweijährlicher Sandaustausch empfohlen. Gartenbesitzer können den alten Sand gleich auf dem Rasen verteilen. Der Sand sorgt dafür, dass der Boden aufgelockert wird und wasserdurchlässig bleibt, was für die Graswurzeln gut ist. Außerdem kann das Ausbringen von Sand ein gutes Mittel gegen Moosbildung im Rasen sein.

Gelassenheit statt übertriebener Maßnahmen

Von darüberhinausgehende Maßnahmen wie chemischen oder thermischen Desinfektionsmaßnahmen des Sandes raten Experten ab, da sie unnötig, nicht effektiv und teuer sind.

Sicherlich ist es sinnvoll darauf zu achten, dass beim Backen von „Sandkuchen“ nicht zu viel davon im Magen landet. Aber ob es realistisch ist, das Verschlucken von Spielsand komplett zu verhindern? Wohl kaum, außer Eltern säßen permanent direkt neben ihren Sprösslingen im Sand und hätten sie ununterbrochen im Blick. Was diesen Punkt anbelangt, ist ein wenig Vertrauen in die Abwehrkräfte gefragt. Und vergessen werden sollte auch nicht: Ein bisschen Dreck trainiert durchaus die Immunabwehr und beugt Allergien vor, wie man heute weiß.

Quellen
1. Sichere Kita, Außengelände; Herausgeber: Unfallkasse Nordrhein-Westfalen, Ausgabe Oktober 2014

2. Merkblatt Spielplatz-und Spielsandhygiene; Herausgeber: Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, 2. Aufl . August 2005

3. Hygienische Beurteilung von Spielsand – Merkblatt 2005 Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt

4. Kohnen, Wolfgang et al. Untersuchungen zur mikrobiologisch-hygienischen Qualität von Spielsand. Umweltmed Forsch Prax 2001, 6 (1), 25 – 30.

Quelle: Deutsches Grünes Kreuz e. V.
Internet: www.dgk.de

Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0

 

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