Report „Gekaufte Wissenschaft“ und ihr Einfluss auf das Zulassungsverfahren von Glyphosat
Ein heute veröffentlichter Report von GLOBAL 2000 kritisiert den Einfluss der Industrie auf Zulassungsentscheidungen Europäischer und nationaler Behörden. Die Europäische Bürgerinitiative fordert die Reform des Pestizid-Zulassungsverfahrens.
Monsanto und andere Glyphosat-Hersteller scheinen wissenschaftliche Beweise über die gesundheitlichen Auswirkungen von Glyphosat in ein anderes Licht gerückt zu haben, um die umstrittene Substanz weiter auf dem Markt zu halten, so ein neuer Bericht, den die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 heute veröffentlicht – mit Unterstützung von Avaaz, BUND, Campact, CEO, GMWatch, Pesticide Action Network (PAN) Europa, PAN Germany und Umweltinstitut München.
Zwischen 2012 und 2016 beauftragten Hersteller von Glyphosat eine Reihe von wissenschaftlichen Übersichtsarbeiten (Review Artikel), die in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht wurden und alle zu demselben Ergebnis kamen: Der Pestizidwirkstoff Glyphosat und seine Formulierungen seien nicht gesundheitsschädlich.
Der neue Bericht „Gekaufte Wissenschaft“ zeigt, dass diese von der Industrie beauftragten Übersichtsarbeiten, welche sich überwiegend mit der Frage beschäftigen, ob Glyphosat Krebs verursacht, die DNA verändert, oder Missbildungen erzeugt, grundlegende wissenschaftliche Mängel aufweisen. Dazu zählen das scheinbar kalkulierte Weglassen von relevanten Daten bei gleichzeitiger Einführung irrelevanter Daten sowie die Verletzung von OECD-Vorgaben für die Auswertung von tierexperimentellen Krebsstudien, wodurch statistisch signifikante Krebsbefunde als nicht signifikante Zufallsergebnisse dargestellt werden.
Auch messen diese Industrie-finanzierten Übersichtsarbeiten den unveröffentlichten Studien der Hersteller durchweg höhere Glaubwürdigkeit bei, als den frei zugänglichen Studien aus der wissenschaftlichen Literatur.
Trotz dieser groben Mängel nehmen die Krebsbewertungen von Glyphosat durch europäische und US-amerikanische Regulierungsbehörden wiederholt auf diese Industrie-finanzierten Einschätzungen Bezug. Sowohl das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die US-amerikanische Umweltschutzbehörde (EPA) haben für ihre Schlussfolgerungen, Glyphosat sei weder krebserregend, noch mutagen, noch fruchtschädigend, wiederholt auf Argumente aus diesen Artikeln zurückgegriffen.
„Die Hersteller von Glyphosat haben große Anstrengungen unternommen, um es den Regulierungsbehörden zu ermöglichen, Hinweise auf alarmierende Risiken für die menschliche Gesundheit unter den Tisch zu kehren. Die Tatsache, dass die Behörden ihre „Hilfe“ angenommen haben, ist skandalös“, erklärt Helmut Burtscher, Biochemiker bei GLOBAL 2000 und einer der Autoren der Studie.
Im Gegensatz zu den Behörden hat die Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) diese Industrie-finanzierten Übersichtsarbeiten und die darin zusammengefassten unveröffentlichten Hersteller-Studien für ihre Krebsbewertung von Glyphosat nicht berücksichtigt. Die darin enthaltenen Angaben seien unzureichend und wichtige Details zu den Studien würden fehlen. Die IARC akzeptiert in der Regel keine unveröffentlichten und daher nicht überprüfbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Die Organisationen, die den Bericht heute vorstellen, unterstützen auch die Europäische Bürgerinitiative (EBI), die ein Verbot von Glyphosat fordert – zum Schutz von Mensch und Umwelt vor toxischen Pestiziden.
Ein erklärtes Ziel der „Stop Glyphosat EBI“ ist, dass die Zulassung von Pestiziden nur auf veröffentlichten Studien basiert, und diese nicht unmittelbar von der Pestizidindustrie beauftragt werden, sondern von den zuständigen Behörden, und die Hersteller die Kosten tragen. „Entscheidungen über die Zukunft von Glyphosat sollten sich an der unabhängigen Bewertung der Krebsgefahr durch die IARC orientieren“, fügte Burtscher abschließend hinzu.
Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft >
Die Autoren des Reports „Gekaufte Wissenschaft“, Helmut Burtscher, Peter Clausing und Claire Robinson stehen für Interviews über den Bericht und die Europäische Bürgerinitiative zur Verfügung.
Ansprechpartner:
Autoren des Berichts:
Helmut Burtscher, Biochemiker, GLOBAL 2000, +43 (0) 699 14 2000 34
helmut.burtscher@global2000.at
Peter Clausing, Toxikologe, PAN Deutschland, +49 (0) 176-43795932
pcl@jpberlin.de
Claire Robinson, Herausgeber von GMWatch, claire@clairejr.com
Quelle: Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN Germany)
Internet: http://www.pan-germany.org
Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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