Jede Schwangere möchte ein gesundes Kind zur Welt bringen. Die Weichen dafür muss sie schon zu Beginn der Schwangerschaft stellen. Dies erklärt Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, anlässlich des Weltfrühgeborenentages am 17. November 2016. Wenn schon verfrühte Wehen eingesetzt haben, ist es in den meisten Fällen zu spät. Mit einer medikamentösen Wehenhemmung lassen in diesen Fällen sich meist nur wenige Tage gewinnen, die genutzt werden, um die Reifung der Babylunge mit Arzneimitteln zu beschleunigen.
In Deutschland kommen mehr als 9% aller Babys zu früh, also vor dem Ende der 37. Woche. Die Zahlen sind trotz aller Anstrengungen der Medizin nicht rückläufig. „Das Risiko für eine zu frühe Geburt steigt, je älter die Frauen sind; es steigt bei Übergewicht, bei Schwangerschaftsdiabetes, bei Mehrlings-Schwangerschaften, wenn die Blutgefäße der Plazenta, des Mutterkuchens, nicht richtig funktionieren, bei Eisenmangel, und es steigt vor allem dann, wenn ungesunde Keime die Vagina besiedeln“, erläutert Albring. „Während das Alter der Mutter nicht verändert werden kann, kann gegen fast alle Faktoren etwas unternommen werden. So können Schwangere, die bereits übergewichtig sind, sorgfältig auf ihre Ernährungsweise achten, damit das Kind nicht durch ein Überangebot an Kalorien zu groß wird. Gleiches gilt für die Babys von Schwangeren mit einem Schwangerschafts-Diabetes. Hier kommt es ohne Behandlung vermehrt zu Frühgeburten, weil die Babys schon vor dem Erreichen ihrer Reife so groß sind, dass die Gebärmutter ein weiteres Wachstum nicht mehr aushält.“
Ein großes Risiko stellt die Keimbesiedelung der Vagina dar, die meist völlig unbemerkt verläuft. Die Keime können durch den Gebärmutterhals in den Gebärmutterkörper gelangen, einen vorzeitigen Blasensprung auslösen und zu einem um viele Wochen verfrühten Geburtsbeginn führen. „In der ärztlichen Schwangerenvorsorge können wir diese Infektionen entdecken und lokal behandeln, lange bevor es zu Frühgeburtsbestrebungen kommt“, so der Frauenarzt. Auch ein Eisenmangel, der in einen Mangel an rotem Blutfarbstoff (Anämie) bei der Mutter und in einen chronischen Sauerstoffmangel beim Kind münden kann, tritt bei sehr vielen Schwangeren auf und kann die Neigung für eine Frühgeburt verstärken.
Einen anderen Risikofaktor können Frauenärztinnen und -ärzte bei der routinemäßigen Ultraschall-Untersuchung entdecken, nämlich eine mögliche Unterfunktion der Plazenta, deren Gefahren Albring beschreibt: „Wenn die Plazenta das Kind nicht ausreichend mit Blut und Nährstoffen versorgt, ist das nicht nur sehr schlecht für das Baby. Häufig führt das auch zu einem Bluthochdruck der Schwangeren, der im Verlauf der Schwangerschaft zu echten Notfällen führen kann.“ Ob diese Gefahr tatsächlich besteht, kann dann bereits sehr früh in der Schwangerschaft durch weitere Laboruntersuchungen widerlegt oder bestätigt werden. Es ist in diesen Fällen möglich, mit der frühen Gabe von sehr niedrig dosierter Acetylsalicylsäure dieser Entwicklung zu begegnen.
Schwangerschaften mit Mehrlingen, die Folge einer Kinderwunschbehandlung sind, werden dagegen seltener. Denn es gelingt immer besser, nach einer künstlichen Befruchtung im Labor nur noch ein einzelnes befruchtetes Ei auszuwählen, das sehr gute Entwicklungschancen hat.
„Wir würden uns wünschen, dass auch Frühgeburten als Folge von Vaginalinfektionen oder Gestationsdiabetes seltener werden“, so Albring. „Wenigstens lassen sich inzwischen immer mehr Schwangere gegen Grippe impfen; auch das hilft, Frühgeburten wegen einer schweren Erkrankung der Mutter zu verhindern.“
Quelle: Berufsverband der Frauenärzte
Internet: www.bvf.de – www.frauenaerzte-im-netz.de
Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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