Zwei unscheinbare Kräuter und Schimmelpilze sind momentane Hauptverursacher von Heuschnupfen und Co
Der Sommer ist auf seinem Höhepunkt angelangt und in ganz Deutschland spürbar. Die Felder werden abgeerntet, und die Hauptblütezeit vieler Pflanzen ist vorbei. „Haa-atschi“ Einiges blüht wohl doch noch. Aber was denn bloß?
Die Klimakenner vom Deutschen Wetterdienst (DWD) haben bereits vor einigen Tagen den Beginn des Frühherbstes ausgemacht – jedenfalls in Bezug auf den Stand der Pflanzenentwicklung. Die Fruchtreife des Schwarzen Holunders ist ein unmissverständliches Zeichen für den Wechsel der Jahreszeit, meldete der DWD jüngst. Für Polenallergiker gibt es aber noch keine Entwarnung. Im Gegenteil – einige fangen erst jetzt zu niesen an.
Grundlagen der Vorhersagen des Pollenflug-Gefahrenindex sind die regionalen kurz- und mittelfristigen Wettervorhersagen des DWD sowie die von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst gemessenen und ausgewerteten Pollenkonzentrationen.
Der Pollenflug-Gefahrenindex ergibt sich dann aus dem Zusammenhang zwischen der in der Luft erwarteten Pollenkonzentration und der Stärke der Symptomatik bei Pollenallergikern. Angegeben wird die erwartete Belastungsintensität.
Was fliegt denn jetzt?
In Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst erstellt der DWD einen Pollenflug-Gefahrenindex, der täglich aktualisiert wird. Demnach fliegen zurzeit noch Gräserpollen, auch wenn deren Hauptflugzeit längst vorbei ist. Die Hauptblüte des Spitzwegerichs hingegen dauert noch an. Menschen, die auf die Pollen dieser unscheinbaren Pflanze reagieren, müssen also noch mit allergischen Symptomen rechnen, wobei der Spitzwegerich als gering allergieauslösend gilt.
Der Beifuß-Ambrosia-Komplex
Überall in Deutschland muss jetzt aber mit der Blüte einer Pflanze gerechnet werden, deren Pollen als hoch allergen gelten: dem Beifuß. Vor allem im Nordosten der Republik ist die Belastung teilweise stark. Die aromatische Pflanze, die von Kennern als Gewürz- und Heilpflanze geschätzt wird, gehört zu den Korbblütlern.
In die gleiche Pflanzenfamilie gehört eine aus Amerika eingeschleppte Art, deren Hauptblütezeit jetzt angefangen hat und bis in den September reicht: die Ambrosia. Die Pollen der auch unter dem Namen Traubenkraut bekannten Pflanze gelten als einer der weltweit stärksten Allergieauslöser. Schon winzigste Pollenmengen können bei sensibilisierten Allergikern zu schweren Symptomen führen. In ganz Europa und auch Deutschland breitet sich die Pflanze immer schneller aus. Damit nimmt auch die Pollenlast in der Luft zu. Das Gemeine dabei ist: Wer auf bereits Beifußpollen reagiert, wird wahrscheinlich auch auf die Pollen der Ambrosia reagieren und umgekehrt. Aufgrund dieser Kreuzreaktivität sprechen Fachleute vom Beifuß-Ambrosia-Komplex.
Um die Ausbreitung der Pflanze einzudämmen, sind alle gefragt: Wer AmbrosiaBestände im öffentlichen Raum sichtet, sollte dies dem örtlichen Grünflächen- oder Pflanzenschutzamt melden. Wer die Pflanze im eigenen Garten antrifft, kann selbst aktiv werden. Das Umweltbundesamt empfiehlt, die Pflanze am besten noch vor der Blüte samt Wurzel mit Handschuhen auszureißen. Wenn die Pflanze bereits blüht, sollte zusätzlich eine Maske gegen Staub getragen werden. Allergiker sollten jeglichen Kontakt vermeiden. Die blühende Ambrosia-Pflanze gehört wegen der Gefahr der Weiterverbreitung nicht in Kompost oder Biomüll, sondern in einer Plastiktüte verpackt in die Restmülltonne. Ausführliche Informationen und Abbildungen der Ambrosia finden Interessierte auf der Internetseite des Julius Kühn-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI).
Auch Schimmelpilzsporen belasten Allergiker
Es lauern noch weitere Allergene, die gerade jetzt massenhaft in der Atemluft vorkommen, nämlich Schimmelpilz-Sporen. Nicht selten sind diese Auslöser für sommerliche Niesattacken und Fließschnupfen. Eine große Bedeutung als Allergieauslöser haben die Sporen des „Schwärzepilzes“ Alternaria alternata und von Cladosporium herbarum. Diese Pilze wachsen auf verrottenden Pflanzenteilen, besonders viele finden sich daher beispielsweise im Rasen, in Kompost- und Laubhaufen, in landwirtschaftlich genutzten Gegenden und feuchten Wäldern. Beide Arten kommen ganzjährig vor, allergierelevante Sporenkonzentrationen treten von Mai bis Oktober auf.
Vorsicht bei der Gartenarbeit
Wer weiß, dass er unter einer Schimmelpilz-Allergie leidet, sollte dies bei Tätigkeiten im Freien beachten. Bei typischen Gartenarbeiten, wie beispielsweise dem Rasenmähen oder Laubrechen, werden die Sporen der Pilze aufgewirbelt und eingeatmet. Vor allem hochgradig sensibilisierte Schimmelpilz-Allergiker sollten deshalb auf diese Tätigkeiten verzichten. Da auch Getreidepflanzen von Schimmelpilzen besiedelt werden, kann es während der Getreideernte zu Aufwirbelungen der Sporen kommen. Bei einer bekannten Sporenallergie sollten sich Betroffene zur Zeit der Getreideernte – wenn möglich – nicht in ländlichen Gebieten aufhalten. Auch Heu kann mit Schimmel belastet sein. Dies sollten Allergiker im Zusammenhang mit der Fütterung von Haustieren bedenken.
Quellen:
1. Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst: Ambrosia – Informationen und Ratgeber;
www.pollenstiftung.de/ambrosia/der-beifuss-ambrosia-komplex/
2. NABU: Allergieauslöser Beifuß-Ambrosie www.nabu-waldeckfrankenberg.de/index.php/allergieausloeser-beifuss-ambrosie.html
3. DWD vom 15.8.16: Beginn des Frühherbstes www.dwd.de
4. Deutsche Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI) e. V.: Alternaria“ – Schimmelpilz und sommerliche Allergenschleuder
www.dgaki.de/alternaria-schimmelpilz-und-sommerliche-allergenschleuder/
Quelle: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
Internet: www.dgk.de
Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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