Säuglinge und Kleinkinder sind besonders gefährdet, Fremdkörper zu verschlucken, beziehungsweise einzuatmen. Als sehr risikobehaftet gelten Nüsse und andere kleine runde Gegenstände mit glatter Oberfläche, aber auch Magnete und Batterien. Da im Notfall schnelles und kompetentes Handeln lebensrettend sein kann, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) Eltern und Aufsichtspersonen, sich frühzeitig über geeignete Anlaufstellen wie Kinderkliniken zu informieren. Zudem rät sie, sich vorsorglich mit Erste-Hilfe-Maßnahmen vertraut zu machen. Die Versorgung von Kindern mit verschluckten und eingeatmeten Fremdkörpern ist auch Gegenstand einer neu erschienenen Leitlinie, an der die DGKCH mitgearbeitet hat.
„Verschluckte oder eingeatmete Gegenstände und Nahrungsmittel gehören zu den häufigsten Notfällen von Kindern zwischen dem 6. Lebensmonat und dem 4. Lebensjahr – mit steigender Tendenz“, sagt Dr. med. Peter Schmittenbecher, Chefarzt der Kinderchirurgie am Klinikum Karlsruhe. Meist husten oder scheiden die Betroffenen den Fremdkörper von alleine aus. Mehr als drei von hundert Kindern jedoch ersticken, nachdem Nahrungsmittel oder kleine Spielzeugteile die Atemwege verstopft haben.
Im Zweifelsfall sollten Eltern mit ihren Kindern sofort eine Klink aufsuchen. Vielfach lassen sich die Fremdkörper unter Vollnarkose mit einem Endoskop, mitunter aber nur durch einen kinderchirurgischen Eingriff, wieder entfernen. Bei der Behandlung arbeiten idealerweise Mediziner verschiedener Fachdisziplinen, wie Kinderanästhesisten, Intensivmediziner, Pneumologen und Kinderchirurgen, Hand in Hand. „Diese Notfall-Eingriffe sind komplikationsträchtig und erfordern viel Erfahrung“, betont Schmittenbecher, der an der Erstellung der Leitlinie mitgewirkt hat. Damit ihre Kinder eine fachgerechte Behandlung erhalten, sollten Eltern sich rechtzeitig über entsprechend qualifizierte Kliniken und Praxen erkundigen, rät er: „Kinderärzte wissen in der Regel Bescheid, wo man hingehen sollte.“
Doch am besten ist, wenn nichts passiert. „Kleine Gegenstände und Nahrungsmittel mit runder, glatter Oberfläche sowie spitze Gegenstände müssen von Kindern unbedingt ferngehalten werden“, sagt Dr. med. Tobias Schuster, Pressesprecher der DGKCH. Denn besonders während der sogenannten oralen Phase im Alter zwischen etwa vier Monaten und eineinhalb Jahren erkunden die Kleinen die Welt, indem sie alles in ihren Mund stecken. „Da die Atem- und Verdauungswege bei Kindern noch eng sind, bleiben Fremdkörper zudem leichter stecken“, erläutert Schuster, Chefarzt der Kinderchirurgie am Klinikum Augsburg. Und er ergänzt: „Eltern sollten auch daran denken, dass Spielzeuge zerfallen und damit ebenfalls eingeatmet oder verschluckt werden könnten.“
Auch Magnete und Batterien landen bei Kindern öfter im Magen-Darm-Trakt. Sie können sich aus Spielzeug lösen oder finden sich im Haushalt. Kritisch wird es, wenn sich mehrere Magnete im Darm gegenseitig anziehen und ihn dadurch verstopfen oder durchlöchern. „Dies kann zu schweren inneren Verletzungen bis hin zum Tod führen“, berichtet Schmittenbecher. Batterien wiederum schädigen die Schleimhaut des Magen-Darm-Traktes besonders stark: „Sie können sich an den Schleimhäuten elektrisch entladen und so zu tiefen Verätzungen führen“, erläutert er.
Eltern mit Kindern im kritischen Alter sollten die Umgebung ihres Nachwuchses regelmäßig aus seiner (Vierfüßler-) Perspektive auf Gefahren absuchen, fasst der Sprecher der DGKCH zusammen. Und gegessen werden sollte nur am Tisch – unter Aufsicht.
Quelle:
Leitlinie „Fremdkörperaspiration und Fremdkörperingestion, interdisziplinäre Versorgung von Kindern“
Registernummer 001–031, Klassifikation S2k
Stand: 10.12.2015, gültig bis 9.12.2020
Abrufbar unter: http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/001-031.html
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie
Internet: www.dgkch.de
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