Rauchen während der Schwangerschaft kann immense Folgen für die Gesundheit des Kindes und der Mutter haben. Trotz dieses wissen, rauchen nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) immer noch etwa 12,1 % der Schwangeren in Deutschland. Dabei greifen sogar 11,2 % der Frauen täglich zur Zigarette. Ein neue Studie weist werdende Mütter auf eine weitere Gefahr für das Ungeborene hin. Demnach erhöhe Tabakrauchen das Risiko des Kindes an Schizophrenie zu erkranken. Bei der Schizophrenie handelt es sich um eine Geisteskrankheit, die sich meist im jugendlichen Alter oder im jungen Erwachsenenalter ausbildet.
Schizophrenie Risiko um 38% erhöht
Für die finnische Studie wurden alle Lebendgeburten zwischen 1983 und 1998 untersucht. Dazu wurde den Frauen in der frühen und in der Mitte der Schwangerschaft Blut abgenommen, woraus die Konzentration von Cotinin im Serum bestimmt wurde. Cotinin ist ein Abbauprodukt des Nikotins, das länger als Nikotin im Blut, Speichel, Urin und in den Haaren nachgewiesen werden kann. Während die Befragung bezüglich des Nikotinkonsums oftmals nicht verlässlich ist (gerade werdende Mütter werden im Gespräch mit ihrem Arzt vermutlich eine deutlich geringere Menge an täglich gerauchten Zigaretten angeben), lässt die Messung des Cotinin-Spiegels eine bessere Beurteilung des Rauchverhaltens zu.
Über ein nationales Register konnten 977 Fälle von Schizophrenie unter den im Untersuchungszeitraum geborenen Kindern diagnostiziert werden. Die Fälle wurden mit den damals ermittelten Daten verglichen, sodass ein Bezug zwischen Rauchverhalten (Cotinin-Spiegel im Blutserum der Mutter) und Schizophrenie hergestellt werden konnte.
Ein erhöhter Cotinin-Spiegel konnte mit einem erhöhten Risiko für Schizophrenie assoziiert werden. Dabei war das Risiko für die Kinder um 38% erhöht. Kovarianten, wie das Alter der Mutter, psychologische Störungen der Eltern oder sozioökonomischer Status nahmen keinen Einfluss auf den Effekt. Ein Einfluss des Gewichts bezogen auf das Reifealter auf das Schizophrenie-Risiko erreichte ebenfalls keine Signifikanz.
Die Studie untersuchte zum ersten Mal den Zusammenhang zwischen Rauchen in der Schwangerschaft und dem Schizophrenie-Risiko des Kindes. Obwohl die Ergebnisse eine Signifikanz aufweisen und somit einen beweiskräftigen Zusammenhang aufzeigen, müssen weitere Untersuchungen folgen. Sollten Folgestudien ähnliche Ergebnisse zeigen, kann der Effekt zweifelsfrei bestätigt werden.
Womit bei Schizophrenie zu rechnen ist
Weltweit beträgt das Risiko, in seinem Leben an Schizophrenie zu erkranken, zwischen 0,5 und 1,6 %. Die Symptome der Schizophrenie sind in erster Linie eine Ich-Störung, Wahn und akustische Halluzinationen. Schizophrene Menschen neigen dazu, sich aus dem Alltagsleben zurückzuziehen, wirken in ihren Bewegungen oft wächsern und verlangsamt und können Symptome bis zur Erstarrung erleiden. Gefühlsmäßig wirken Betroffene oft abgeflacht und scheinen keine Anteilnahme zu zeigen.
Die Erkrankung wird mit Psycho-, Familien- und Verhaltenstherapie, sozialen Maßnahmen sowie mit Medikamenten behandelt. Ziel der Therapie ist, dass die Betroffenen ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen können. Warum Menschen an Schizophrenie erkranken, ist derzeit nicht eindeutig zu erklären. Viele Faktoren scheinen in der Krankheits-Entwicklung eine Rolle zu spielen, zu denen nun wohl auch das Rauchen während der Schwangerschaft zählt.
Gesundheitliche Auswirkungen durch das Rauchen
Tabakrauchen hat etliche schädliche Auswirkungen auf das ungeborene Kind. So erleiden Raucherinnen deutlich mehr Fehl- und Totgeburten als Nicht-Raucherinnen und haben zudem ein erhöhtes Risiko für Eileiter- und Bauchhöhlenschwangerschaften sowie Komplikationen im Geburtsverlauf. Jedes siebte Kind einer Raucherin kommt zu früh auf die Welt.
Darüber hinaus zeigen die Kinder häufiger ein geringes Geburtsgewicht, eine Entwicklungsverzögerung und Fehlbildungen. Oft besteht eine verminderte Intelligenz. Zahlreiche Krankheits-Risiken sind bei Kindern von Raucherinnen erhöht:
Asthma
Diabetes mellitus Typ 2 (Zuckerkrankheit)
Herzkreislauf-Probleme
Krebserkrankungen (z.B. Nierenkrebs, Leukämie und Non-Hodgkin-Lymphome)
Die Kinder entwickeln häufiger Übergewicht als die Kinder von Nichtraucherinnen, zeigen häufiger Verhaltensauffälligkeiten und neigen dazu, später selbst abhängig von Nikotin zu werden. Zudem wird bei Kindern von Raucherinnen häufiger ein Sudden-Infant-Death-Syndrome (SIDS = plötzlicher Kindstod) beobachtet. Beim plötzlichen Kindstod versterben augenscheinlich gesunde Säuglinge und Kleinkinder völlig unerwartet.
Durchschnittlich 3600 Zigaretten raucht das ungeborene Kind einer Raucherin im Bauch mit. Wird vor der Schwangerschaft ein Rauchstopp vorgenommen, lässt sich im Umkehrschluss hinsichtlich der Studie aus Finnland sagen, dass das Risiko für etliche Erkrankungen, insbesondere für Schizophrenie, durch diese Maßnahme gesenkt wird.
Quellen: Augsburger Allgemeine, The American Journal of Psychiatry, KiGGS, 121doc
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