Hat ein Kleinkind eine Gehirnerschütterung erlitten, können Eltern möglicherweise emotionale und Verhaltensänderungen bei ihren Kindern beobachten. Halten diese Anzeichen mehrere Wochen an, sollte der Kinder- und Jugendarzt aufgesucht werden.
Insbesondere Kinder im Vorschulalter erleiden kanadischen Forschern der Universität von Montreal zufolge häufig eine Gehirnerschütterung – bis zu etwa 2% der Kinder im Alter bis 5 Jahren sind jährlich davon betroffen. Eine Studie der Wissenschaftler, die im „Journal of Neuropsychologie“ veröffentlicht wurde, zeigt die negativen Auswirkungen einer leichten Gehirnerschütterung auf die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung. „Das junge Gehirn ist besonders anfällig für Verletzungen, weil der Schädel noch dünn und formbar ist. In den Monaten, die der Verletzung folgen, zeigen sich als erste erkennbare Zeichen dieser kleinen Schäden Schwierigkeiten bei kleinen Kindern im sozialen Bereich und dort insbesondere im Verhältnis zu ihren Eltern“, sagte Professor Miriam Beauchamp, leitende Autorin der Studie.
Eine Gehirnerschütterung in diesem Alter kann den Erwerb neuer Fähigkeiten verlangsamen, zum Beispiel das Erlernen bestimmte Kommunikationsfähigkeiten. „Es gibt sehr wenig Daten über die ersten Anzeichen von Sozialisierungsproblemen im Vorschulalter nach einer Gehirnerschütterung. Eltern-Kind-Beziehungen stellen den Mittelpunkt der sozialen Beziehungen der Kinder dar und können daher Probleme in diesem Bereich gut wiederspiegeln“, erklärte Gabrielle Lalonde, Doktorandin und Erstautorin der Studie.Das Team rekrutiert eine Gruppe von 130 Kindern im Alter zwischen 18 und 60 Monaten, die sie in drei Kategorien unterteilte: Kinder mit Gehirnerschütterung, Kinder mit orthopädischen Verletzungen (in der Regel eine Fraktur oder Verstauchung des Armes oder Beines), aber ohne Gehirnerschütterung, und eine Kontrollgruppe von nicht verletzten Kindern. Das Ziel der Studie war die Qualität der Eltern-Kind-Interaktionen ein halbes Jahr nach der Verletzung zu bewerten. „Wir baten die Eltern, einen Fragebogen ausfüllen, damit sie ihre Beziehung zu ihrem Kind beschreiben könnten. Zugleich sollten sie an einer Sitzung teilnehmen, die gefilmt wurde, in der sie und ihre Kinder typische alltägliche Aktivitäten zeigten: wie z.B. frei Spiel und eine Zwischenmahlzeit – so dass die Forscher die Qualität ihrer Kommunikation, Kooperation und die emotionale Atmosphäre beurteilen konnten“, sagte Miriam Beauchamp. „Die Qualität der Eltern-Kind-Interaktionen war in der Folge einer Gehirnerschütterung deutlich schlechter im Vergleich zu Gleichaltrigen ohne Gehirnerschütterung in der Vergangenheit.“
Da die Interaktionen zwischen Eltern und Kindern von mehreren Faktoren beeinflusst werden können, sind weitere Untersuchungen zu diesem Thema erforderlich, geben die Experten zu bedenken. „Wenn Eltern nach einem Unfall, bei dem sich das Kind evtl. den Kopf gestoßen hat, Verhaltensänderungen bei ihrem Kind bemerken und diese mehr als ein paar Wochen anhalten, sollten sie mit ihrem Kinder- und Jugendarzt bzw. einem Neurologen sprechen, „, riet Beauchamp.
Quelle: EurekAlert! Journal of Neuroscience
Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.
Internet: http://www.kinderaerzte-im-netz.de
Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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