Unreife Hüfte bei Neugeborenen – Eltern sollen auf frühen Baby-Ultraschall achten

Eine ungenügende Ausbildung der Hüftgelenkpfanne ist die häufigste Fehlbildung bei Neugeborenen. Je früher die drohende Fehlstellung erkannt wird, desto besser die Heilungschancen. Obwohl spätestens die Vorsorgeuntersuchung U3 eine Ultraschall-Untersuchung der Hüfte vorschreibt, erhalten jedes Jahr schätzungsweise bis zu 70.000 Säuglinge dieses Screening nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) rät daher jungen Eltern, auf die Durchführung der Untersuchung zu achten.

Die Therapie der kindlichen Hüfterkrankungen ist ein Thema auf dem 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH). Der Chirurgenkongress findet vom 26. bis 29. April 2016 in Berlin statt.

Kommt ein Kind zur Welt, ist der Hüftkopf seines Oberschenkels zunächst aus weichem Knorpelmaterial. Im Laufe der Zeit härtet die Substanz aus, wird durch Knochen ersetzt. Doch bei etwa drei von Hundert Neugeborenen ist dieser Reifungsprozess gestört – es droht eine Fehlbildung der Hüfte. Unbehandelt drohen spätestens im Erwachsenenalter starke Schmerzen beim Sitzen, Stehen und Gehen, häufig auch komplizierte Operationen. Zudem fördert eine Hüftfehlstellung Arthrose. „Mindestens zehn Prozent aller künstlichen Hüften bei Patienten unter 50 Jahren lassen sich darauf zurückführen“, sagt Professor Dr. med. Andrea Meurer, Vizepräsidentin der DGOOC.

Aus diesen Gründen schreibt das Kinderuntersuchungsheft für alle Säuglinge eine Ultraschalluntersuchung der Hüfte in der U3 vor, die in der vierten bis sechsten Lebenswoche stattfinden soll. „Dem Vorsorgeheft liegt ein entsprechendes Formblatt bei, zudem eine Abfrage der Risikofaktoren für eine unreife Hüfte“, so Meurer. Ist der Kinderarzt entsprechend ausgebildet und ausgerüstet, übernimmt er die schmerz- und strahlungsfreie Untersuchung selbst. „Andernfalls kann er zur Sonographie an einen Kinderorthopäden überweisen“, erläutert die Ärztliche Direktorin der Orthopädischen Universitätsklinik Friedrichsheim FFM.

Früh im Ultraschall erkannt, kann in vielen Fällen schon das Tragen einer Spreizhose in den ersten Lebensmonaten die Hüftdysplasie vollständig korrigieren. „Daneben gibt es Bandagen, Hüftbeugeschienen, Riemenzügelbandagen oder auch einen festen Sitz-Hock-Gips, je nach Grad der Fehlstellung“, so Meurer. Generell gilt: Je früher die Diagnose erfolgt, desto unwahrscheinlicher wird eine aufwändige Operation, bei der die Orthopäden das kindliche Becken durchtrennen müssen. „Welche Form der Richtig- und Ruhigstellung schließlich gewählt wird, hängt unter anderem auch von der Bereitschaft der elterlichen Mitarbeit ab“, betont Orthopädin Meurer.

Deren Aufmerksamkeit ist zudem bei der Früherkennung gefragt. Denn bei körperlichen Auffälligkeiten oder vorliegenden Risikofaktoren kann der Hüftultraschall schon bei der U2 gemacht werden, also zwischen dem dritten und zehnten Lebenstag. „Zu den Risikofaktoren für eine Hüftdysplasie zählen vor allem Steiß- oder Beckenendlagengeburten, Mehrlingsschwangerschaften, Fehlbildungen der Füße und eine familiäre Vorbelastung“, erläutert Meurer. Äußere Anzeichen können unterschiedlich lange oder ungleichmäßig abgespreizte Beine sowie asymmetrische Gesäßfalten sein. „Sollten Eltern oder Hebamme solche Ungleichmäßigkeiten auffallen, bitte gleich den Klinik- oder Kinderarzt bei der U2 darauf ansprechen“, rät Meurer. Das Vorsorgeheft zählt einige der wichtigsten Risikofaktoren auf.

Weitere Infos zum Kongress: www.chirurgie2016.de

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
Internet: www.dgch.de

Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0


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