Weg mit dem Handy: Babys brauchen ungeteilte Aufmerksamkeit

Einer Studie der Universität von Kalifornien (UCI) zufolge sollten Mütter sich bei der Babypflege auf ihr Kind konzentrieren und ihr Handy weglegen. Ein unaufmerksamer Umgang mit dem Baby stünde mit jugendlichen Depressionen in Zusammenhang.

Die amerikanischen Wissenschaftler kamen in ihrer Untersuchung zu dem Schluss, dass unkonzentrierte und chaotische mütterliche Fürsorge die Entwicklung des Gehirns beinträchtigen und so im späteren Leben zu emotionalen Störungen führen könne.

Die Untersuchung wurde zwar an Nagetieren durchgeführt, aber die Ergebnisse legen auch für Menschen nahe, dass, wenn Mütter durch zahlreiche Alltags-Unterbrechungen bei der Zuwendung zu ihren Kindern gestört werden – auch scheinbar harmlose Ablenkungen wie Telefonate und Textnachrichten – dies eine lang anhaltende Wirkung entfalten kann.

Dr. Tallie Z. Baram und ihre Kollegen zeigen, dass die Regelmäßigkeit und das Muster der mütterlichen Fürsorge für die Entwicklung des Gehirns, das vorhersehbare und kontinuierliche Impulse braucht, von entscheidender Bedeutung sind. Die Ergebnisse der Studie veröffentlichten die Wissenschaftler in „Translational Psychiatry“.

Die UCI-Forscher vermuten, dass unregelmäßige bzw. chaotische mütterliche Betreuung von Säuglingen die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass betroffene Kinder als Jugendliche und junge Erwachsene riskantes Verhalten, Drogensucht und Depression entwickeln. Da Handys inzwischen so allgegenwärtig sind und Menschen sich daran gewöhnt haben, sie regelmäßig zu nutzen und darauf nachzusehen, ob sie einen Anruf, eine Nachricht oder Ähnliches erhalten haben, sind die Ergebnisse dieser Studie für die heutigen Mütter und Babys von großer Bedeutung, so die Autoren.

Von emotionalen Störungen, wie Depressionen, ist bekannt, dass sie auf Wechselwirkungen zwischen den Genen und der Umwelt beruhen, insbesondere in sensiblen Entwicklungsphasen.

Während der Adoleszenz zeigten Nagetiernachkommen, die keine konstante Fürsorge erfahren hatten, wenig Interesse an süßer Nahrung oder Spielen mit Gleichaltrigen – zwei voneinander unabhängige Anzeichen für die Fähigkeit, Freude zu erleben. Als Anhedonie wird die Unfähigkeit bezeichnet, sich glücklich zu fühlen. Dies gilt als Vorbote einer späteren Depression. Beim Menschen kann es auch dazu führen, dass Jugendliche Freude mithilfe von extremer Stimulation suchen, wie durch riskante Verhaltensweisen, Alkohol- oder Drogenkonsum.

Baram erklärte, dass ein bestimmter Schaltkreis im Gehirn – das Dopamin-Rezeptor-System -, der für Vergnügen verantwortlich ist, bei Neugeborenen und Babys erst reift. Für das Belohnungssystem des Gehirns spielen Dopaminrezeptoren eine zentrale Rolle. Wenn kleine Kinder kaum zuverlässige Muster erfahren, kann sich das Dopamin-Rezeptor-System nicht richtig entwickeln – es besteht die Gefahr, dass das Kind Anhedonie empfindet.

Quelle: ScienceDaily; University of California, Irvine; Translational Psychiatry

Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.
Internet: http://www.kinderaerzte-im-netz.de

Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0


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