(ams) – Nicht für jeden ist der Verzehr von Erdnussbutter und -flips ein Genuss. „Erdnüsse zählen zu den häufigsten Auslösern einer Lebensmittelallergie, die schon im Kleinkindalter auftreten kann“, sagt Dr. Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband.
Erdnüsse stammen ursprünglich aus Südamerika und gehören botanisch zur Familie der Hülsenfrüchte. Allergien gegen die Frucht des „Arachis hypogeae“-Strauches haben in den vergangenen Jahren zugenommen. In westlichen Ländern leiden etwa 1,4 bis drei Prozent der Kinder an einer Erdnussallergie. Davon gehen Wissenschaftler der britischen Studie „Learning early about Peanut Allergie“, kurz LEAP, aus. Bei einer Lebensmittelallergie reagiert der Körper auf normalerweise ungefährliche Stoffe mit einer überschießenden Abwehrreaktion. Auslöser ist nicht das ganze Nahrungsmittel, sondern nur ein kleiner Teil, meist ein Eiweißbestandteil. Während Allergien gegen andere Nahrungsmittel häufig mit der Zeit abnehmen, bleibt eine Erdnussallergie oft lebenslang bestehen. Die Symptome sind sehr unterschiedlich. Manche Kinder vertragen Erdnüsse trotz eines positiven Allergietests problemlos. Andere reagieren auf den Verzehr mit einem Jucken und Brennen an Lippe, Zunge und Mundschleimhaut. Anzeichen können auch Hautreizungen wie Nesselausschlag oder ein Neurodermitis-Schub sein. Seltener sind Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Bei einer kleinen Gruppe der Kinder mit Erdnussallergie treten schwere Symptome auf wie Atemnot, Blutdruckabfall bis hin zum Kreislaufschock (anaphylaktischer Schock). Schon kleinste Mengen einer Erdnuss können ausreichen, um lebensbedrohliche Symptome hervorzurufen.
Beim Verdacht auf eine Lebensmittelallergie sollten Eltern mit ihrem Kind einen Kinder- und Jugendarzt aufsuchen, der möglichst auf Allergien spezialisiert ist. Dieser kann eine Erdnussallergie mithilfe verschiedener Haut- und Blutuntersuchungen sowie diätischer Verfahren feststellen. So verzichten Patienten während einer sogenannten Eliminationsdiät für einen bestimmten Zeitraum auf den Verzehr von Erdnussprodukten. Verbessern sich dadurch die Symptome, entscheidet der Arzt, ob noch ein Provokationstest notwendig ist, bei dem Patienten wieder erdnusshaltige Lebensmittel essen. Verschlechtern sich daraufhin die Symptome, deutet das auf eine Erdnussallergie hin. Bei starken Sofortreaktionen muss ein Provokationstest ärztlich überwacht werden. Steht die Diagnose Erdnussallergie fest, sollten Betroffene erdnusshaltige Nahrungsmittel konsequent meiden. Hasel- und Walnüsse sowie andere Nusssorten können sie jedoch weiterhin essen.
Zutatenlisten lesen
Beim Einkauf ist es daher wichtig, das Eltern die Zutatenlisten lesen. Der EU-Allergen-Kennzeichnungsverordnung zufolge müssen erdnusshaltige Lebensmittel gekennzeichnet sein. Seit 13. Dezember 2014 gilt zudem eine Kennzeichnungspflicht für lose Waren beim Bäcker, Metzger oder im Restaurant. Auch dort müssen Zutatenlisten zur Verfügung stehen, in denen die 14 häufigsten Auslösergruppen von Unverträglichkeiten und Allergien genannt sind. Sind solche Informationen nicht zugänglich, sollten Eltern nachfragen und sich die Zutatenlisten zeigen lassen. Meiden sollten Betroffene auch Produkte mit dem freiwilligen Hinweis „Kann Spuren von Erdnuss enthalten“. So können Erdnüsse durch gemeinsam genutzte Produktionsanlagen in Lebensmittel gelangen, die eigentlich erdnussfrei hergestellt sind. Dieses Risiko besteht vor allem bei Schokolade, Gebäck, Müsli, Müsliriegeln sowie Trockenfrüchten. Trotz aller Vorsicht kann es passieren, dass Kinder und Jugendliche versehentlich Erdnussbestandteile zu sich nehmen. Kommt es dadurch zu einer Schockreaktion, muss unter der Nummer 112 sofort ein Notarzt gerufen werden. Sinnvoll ist es, dass Kinder und Jugendliche, die bereits einen allergischen Schock hatten, eine Notfall-Apotheke mit Adrenalin sowie einen Notfallausweis bei sich tragen. Eltern sollten Erzieher oder Lehrer darüber informieren.
Stillen ist sinnvoll
Um einer Lebensmittelallergie vorzubeugen, empfiehlt sich, dass Mütter ihre Kinder bis zum Ende des vierten Lebensmonats ausschließlich stillen. Eine spezielle Diät in der Schwangerschaft und Stillzeit ist meist nicht sinnvoll. Falls ausschließliches Stillen nicht möglich ist, sollte Kindern mit erhöhtem Allergierisiko eine sogenannte Hydrolysatnahrung zugefüttert werden, bei der Eiweißbestandteile in kleinere Bausteine gespalten sind. Ab Beginn des fünften Lebensmonats können Eltern mit der Beikost beginnen. Potenzielle Allergieauslöser wie Hühnerei, Fisch oder glutenhaltige Getreide (zum Beispiel Weizen, Roggen und Dinkel) sollten sie schrittweise einführen. Die Gabe von Fisch wird empfohlen. Ganze Nüsse sollten Eltern ihren Kindern nicht geben, da das Risiko besteht, dass sie diese verschlucken. Wissenschaftler sind der Frage nachgegangen, ob man allergiegefährdete Kleinkinder mit potenziellen Allergieauslösern konfrontieren sollte. Die britische LEAP-Studie zeigt, dass allergiegefährdete Kinder, die regelmäßig Erdnussprodukte zu sich nehmen, deutlich seltener eine Erdnussallergie entwickeln als Kinder, die solche Produkte nicht essen. Für die Studie, die im März 2015 im New England Journal of Medicine erschien, wurden 640 allergiegefährdete Babys zwischen vier und elf Monaten ausgewählt, die ein behandlungsbedürftiges Ekzem und/oder eine Allergie gegen Eier hatten, aber keine Sensibilisierung gegen Erdnüsse zeigten. Die Wissenschaftler teilten sie nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen ein: Eine Gruppe konsumierte fünf Jahre lang dreimal pro Woche Erdnussbutter sowie mit Erdnussbutter gemischte Popcorn, die andere nahm keine Erdnussprodukte zu sich. Im Alter von fünf Jahren wurden die Kinder erneut untersucht. Das Ergebnis: Die Kinder, die jahrelang Erdnussproteine gegessen hatten, entwickelten deutlich seltener eine Allergie dagegen als jene, die darauf verzichtet hatten.
Quelle: AOK-Medienservice
Internet: http://www.aok-bv.de
Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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