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Wenn Kinder nicht ins Bett wollen: Ruhe und Rituale helfen dem Nachwuchs beim Einschlafen

(ams) – Nur ein Glas Sprudel, nochmal zur Toilette oder eben gucken, was Papa und Mama grad so machen: Wenn es darum geht, nicht ins Bett zu wollen, sind Kinder höchst erfinderisch. „Viele Eltern wissen aus Erfahrung schon, dass Schimpfen jetzt gar nichts bringt. Ruhe und Rituale helfen dagegen umso mehr, damit sich Kinder vom Tag in die Nacht verabschieden“, sagt Dr. Dieter Bonitz, Diplom-Psychologe im AOK-Bundesverband.

„Ich bin morgens immer müde, aber abends bin ich wach“, sang schon Trude Herr in den 1960ern und erinnerte daran, dass keineswegs nur Kinder vom Nachteulen-Phänomen betroffen sind. Auch viele Erwachsene werden abends nochmal richtig munter, finden tausend Dinge zu tun, zappen sich durch die Programme oder surfen im Internet. Hat man dann zu wenig geschlafen, folgt die Quittung am nächsten Morgen: Ständiges Gähnen, Schlappheit, Unkonzentriertheit können die Folgen sein. Der Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern ist: Die Erwachsenen wissen viel besser, wie es sich vermeiden ließe. Kinder brauchen dafür die Hilfe ihrer Eltern. „Und dabei ist liebevolle Konsequenz gefragt. Denn Kinder versuchen am Anfang, die Eltern auszutricksen und das Zubettgehen zu vermeiden“, sagt Bonitz.

Bevor Eltern mit festen Ritualen starten, sollten sie zunächst ergründen, warum ihr Kind partout nicht ins Bett will: Bei ganz kleinen Kindern steckt oft Angst vorm Alleinsein dahinter. Im Leben von Kindergartenkindern passiert so viel Aufregendes, dass ihnen das Abschalten oft sehr schwer fällt. Bei anderen Kindern sind es vielleicht Sorgen oder Konflikte mit Gleichaltrigen. „Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Kind über die möglichen Ursachen. Fragen Sie dabei auch, ob es eigene Vorschläge hat, wie es mit dem Schlafengehen besser klappen könnte“, rät Bonitz. Ganz oft geben Kinder selbst gute Hinweise darauf, was zu tun ist.

Nach dem Gespräch mit dem Kind sollten die Eltern gemeinsam überlegen, wie sie nun vorgehen wollen. „Es ist wichtig, dass Vater und Mutter an einem Strang ziehen. Wenn das Wiederaufstehen nur bei einem nicht erlaubt ist, versucht das Kind, die beiden gegeneinander auszuspiele“, warnt Bonitz. 

Hier sind die besten Tipps, aus denen Sie sich Ihre persönlichen Einschlafrituale zusammenstellen können:

Tagsüber viel bewegen

Eigentlich ein Muss für das gesamte Wohlbefinden des Kindes. Aber fürs Einschlafen ist es natürlich besonders hilfreich, wenn das Kind richtig müde ist.

Schlaffreundlich essen und trinken

Spätes schweres Essen lässt Kinder wie Erwachsene schlechter schlafen, koffeinhaltige Getränke vorm Schlafengehen sollten ebenfalls vermieden werden. Zwischen Abendessen und Bettritual sollte mindestens eine Stunde liegen.

Rechtzeitig in den Ruhemodus schalten

Eine Fernsehsendung gehört für viele Kinder mit zum abendlichen Ritual. Das ist auch in Ordnung, doch sollte der Abstand zur Schlafenszeit groß genug sein. Dasselbe gilt beispielsweise auch für laute Musik, Computerspiele oder wildes Toben – für Kinder ist das alles sehr auf- oder zumindest anregend. Eine Stunde vor der gewünschten Schlafenszeit sollte im Haushalt auf Ruhe geschaltet werden: Die elektronischen Geräte werden ausgeknipst, vielleicht das Licht ein wenig gedimmt und dafür eine Kerze angezündet. „Je nach Alter übernehmen Kinder so etwas gerne selbst – eine schöne Sache, denn so leiten sie selbst das Abendritual ein“, so AOK-Experte Bonitz.

Gemütliche Atmosphäre schaffen

Eine Geschichte lesen, kuscheln, eine leichte Rückenmassage, ein warmes Bad, ein Duftkissen mit Lavendel, ein warmes Kräuterkissen an die Füße legen, vom Tag erzählen – jedes Kind hat hier seine eigenen Vorlieben. Am wichtigsten ist dabei dem Kind, dass Mama oder Papa ihm ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Das heißt: Auch für den Elternteil, der sich gerade kümmert, sind Handy und Fernseher jetzt tabu. Ist das Kind noch zu klein, um über den eigenen Tag zu sprechen, hören die meisten gerne auch, wie es den Eltern ergangen ist.

Der Teddy als Tröster

Gerade kleine Kinder finden abendlichen Trost bei Schnuffeltüchern, Schnullern oder dem Teddy. Bonitz: „Das geliebte Stofftier kann ein guter Helfer beim Abendritual sein, wenn es zum Beispiel das Kind jeden Abend ‚an die Hand‘ nimmt und ins Bett begleitet.“

Gezerre vermeiden – Konflikte vorwegnehmen

Besprechen Sie mit Ihrem Kind, wie das abendliche Ritual künftig aussehen soll – und dass Sie es nicht dulden werden, wenn es immer wieder aufsteht. Besprechen Sie, wie Sie dem Kind das Im-Bett-Bleiben erleichtern wollen: Erinnern Sie es beispielsweise vorm Schlafengehen daran, noch einmal zur Toilette zu gehen oder etwas zu trinken. Im Bett darf es dann vielleicht noch seine Lieblingsgeschichte auf CD hören, wenn es allein dort bleibt.

Nähe und Sicherheit vermitteln

Wenn Ängste ein Thema bei Ihrem Kind sind, lassen Sie im Flur das Licht an oder schaffen Sie ein Nachtlicht an, die Tür darf auch einen Spalt offen bleiben. Sagen Sie Ihrem Kind anfangs, dass sie alle fünf Minuten nach ihm sehen. Wenn es dem Kind besonders schwer fällt, im Bett zu bleiben, können Sie auch mit Belohnungen arbeiten: Schaffst Du es drei Abende hintereinander, dann gehen wir am folgenden Tag extra auf Deinen Lieblingsspielplatz. Während bei vielen Kindern die Aufregung des Tages der Grund ist, nicht ins Bett zu wollen, kann es bei anderen sein, dass der Zeitpunkt verpasst ist. Reiben Kinder sich die Augen, fangen sie an zu starren, sind sie gereizt oder ungeduldig beim Spielen, dann ist es höchste Zeit fürs Bett. Wollen Kinder ganz plötzlich nicht mehr zur gewohnten Zeit ins Bett, kann dahinter aber auch ein nachlassendes Schlafbedürfnis stecken. Vielleicht ist der Mittagsschlaf zu lang oder kann ganz weggefallen. Oder das Kind braucht insgesamt weniger Schlaf. Als Faustregel gilt hier: Kinder zwischen einem und drei Jahren brauchen zehn bis zwölf Stunden Schlaf inklusive Mittagsschlaf. Schulkinder brauchen noch neun Stunden Schlaf. Erst Erwachsene brauchen dann nur noch etwa sieben Stunden Schlaf, um wieder Kraft für den nächsten Tag zu tanken.

Zum ams-Ratgeber 11/15

Quelle: AOK-Medienservice
Internet: http://www.aok-bv.de

Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0


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