Blutentnahmen und andere mit Schmerzen verbundene Eingriffe bei Neugeborenen finden immer noch weitgehend ohne schmerzlindernde Maßnahmen statt. Eine Studie mit Daten aus 13 Ländern zeigt, dass ausgerechnet bei den Kleinsten kaum Maßnahmen gegen den Schmerz ergriffen werden.
Fehlende Schmerztherapie bei medizinischen Eingriffen
Blutabnahme aus der Ferse, Venenpunktion, Absaugen der Atemwege, Nasenschläuche legen – damit werden Babys unter einem Monat, die sich zur Behandlung im Krankenhausauf befinden, bis zu 17-mal täglich malträtiert, ohne dass ausreichend schmerlindernde Maßnahmen ergriffen würden. Das berichten portugiesische Forscher nach Auswertung von 18 Studien mit 3.156 Babys unter einem Monat, die sich zur Behandlung auf einer pädiatrischen oder Neugeborenen-Intensivstation befanden.
Besonders betroffen sind die Allerkleinsten
Betroffen macht die Tatsache, dass ein adäquates Schmerzmanagement gerade bei den Allerschwächsten häufig fehlte – wie bei Frühgeborenen, beatmeten Neugeborenen und durch Krankheiten besonders stark belastete Kinder. Solche also, bei denen besonders viele Eingriffe gemacht werden müssen.
Schnuller und Co: Es gibt effektive Maßnahmen
Man fragt sich, warum kaum Maßnahmen gegen die dabei entstehenden Schmerzen ergriffen werden. Vor allem angesichts der Tatsache, dass es eigentlich effektive nicht medikamentöse Strategien zur Schmerzlinderung bei Babys gibt.
Ein mit Zuckerlösung getränkter Schnuller, verabreicht zwei Minuten vor einer Blutabnahme kann gegen den Schmerz helfen, ebenso wie das Stillen während der Blutentnahme, Pucken (festes Einwickeln in ein Tuch) oder enger Körperkontakt mit der Mutter. Und bei reiferen Neugeborenen sollte die Blutabnahme besser durch Venenpunktion als Ritzen der Ferse geschehen.
Andere Länder machen es vor
Stillen während der Blutabnahme oder Pucken wird im Klinikalltag sicherlich nicht immer möglich sein. Dennoch kann etwas getan werden. Vorreiter diesbezüglich ist die Schweiz. Hier erhalten alle Frühchen bei invasiven Prozeduren irgendeine Form der Schmerlinderung, zumeist in Form einer Zuckergabe. Und auch in Holland werden die Kleinsten mit Hilfe von Schnuller, Zuckerlösung oder Zuwendung getröstet.
Auch die Kleinsten leiden genauso unter Schmerzen wie Erwachsene
Fachleute gehen davon aus, dass Föten ab der 24. Schwangerschaftswoche die Fähigkeit besitzen, Schmerz zu empfinden. Und weiter, dass jeder Schmerz durch medizinische Eingriffe, den Erwachsene verspüren, auch von Kindern empfunden wird. Und dies aufgrund der Unreife neuronaler Strukturen sogar in stärkerer Intensität. Es wird Zeit, dass sich auch hierzulande dieses Bewusstsein durchsetzt.
Quelle:
Dr. Elke Oberhofer unter springermedizin.de, publiziert am: 13.8.2015; basierend auf: Cruz MD et al. Epidemiology of painful procedures performed in neonates: A systematic review of observational studies.
Eur J Pain 2015; online 29. Juli; doi: 10.1002/ejp.619
Quelle: Deutsches Grünes Kreuz e. V.
Internet: www.dgk.de
Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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