Wenn ein Kind auf einmal nicht mehr in den Kindergarten oder die Schule gehen will, oft über Bauch- oder Kopfweh klagt oder wenig Kontakt zu Gleichaltrigen hat, können dies Anzeichen dafür sein, dass es in der Schule gemobbt wird. Auch beschädigte oder verschwundene Sachen des Kindes sowie Schrammen oder Kratzer am Körper sind mögliche Warnsignale.
„Kinder, die gemobbt werden, leiden meist still und werden ängstlich, unsicher oder auch depressiv. Viele reagieren auf eine permanente Erniedrigung frustriert und hilflos, vertrauen sich niemandem an und ziehen sich zurück. Doch es gibt auch Kinder, die mit gesteigerter Aggressivität reagieren“, berichtet Dr. Ingo Spitczok von Brisinski vom Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland e. V. (BKJPP) mit Sitz in Mainz. „Dauert das Mobbing über einen längeren Zeitraum an, kann im schlimmsten Fall das Selbstwertgefühl eines Kindes dauerhaft geschädigt werden. In der Folge können sich psychosomatische Beschwerden wie Unkonzentriertheit, Bettnässen oder auch Alpträume und Angstattacken einstellen.“ Kinder, die gemobbt werden, schämen sich oftmals deswegen und berichten zuhause nicht selbst davon. Manchmal haben sie auch Angst davor, dass sie noch mehr drangsaliert werden, wenn sie Erwachsene in ihre Probleme einbeziehen.
Im Kindergartenalter noch kein systematisches Mobbing
In Grundzügen ist Mobbing schon im Kindergartenalter vorhanden. Haben Kinder damit Erfolg, lernen sie Macht über andere auszuüben und ihre Interessen auch sozial unverträglich durchzusetzen. Dabei findet das Mobbing überwiegend in Situationen statt, in denen keine oder nur wenige Erwachsene zugegen sind. So fördern beispielsweise große Kindergruppen, die von wenig Personal beaufsichtigt werden, eher Mobbingsituationen. Ein weiterer begünstigender Umstand ist, wenn das Gemeinschaftsgefühl in einer Gruppe nicht ausgeprägt ist. „Mobbing im Kindergartenalter entsteht ungeplant und oft dann, wenn aggressive Kinder auf wehrlose treffen. In diesem Lebensalter verfolgen die Kinder noch keine langfristigen Ziele, einem anderen Kind zu schaden und es sozial auszugrenzen“, ergänzt der Kinder- und Jugendpsychiater. „Vielmehr sind sie noch nicht dazu in der Lage, die Emotionen von anderen Kindern richtig zu deuten und zu erfassen, wie sich das gemobbte Kind in seiner Opferrolle fühlt. Den Tätern ist gar nicht bewusst, wie sehr ihr Verhalten das Opfer in Bedrängnis bringt.“ Hintergrund von Mobbing ist in vielen Fällen, dass Kinder zu wenig Aufmerksamkeit und Anerkennung von Gleichaltrigen, Erwachsenen oder Eltern verspüren, was dazu führen kann, die Frustration an anderen auszulassen.
Bei Mobbing-Verdacht rasch handeln
Haben Eltern den Verdacht, dass ihr Kind gemobbt wird, sollten sie zeitnah aktiv werden, das Gespräch mit dem Kind suchen und dabei geduldig zuhören. „Eltern können ihr Kind ermutigen, von seinen Gefühlen und den Vorkommnissen zu erzählen. Emotionale Unterstützung von den Eltern und eine positive Rückmeldung über die Stärken des Kindes sind dann sehr wichtig, um das Selbstwertgefühl des Kindes zu stärken. Ziel der elterlichen Unterstützung sollte es sein, dem Kind mehr Selbstvertrauen zu vermitteln und es in der Lage zu versetzen, «Nein» zu sagen und sich gegenüber Gleichaltrigen durchzusetzen.“ Daneben sollten die Erzieherinnen im Kindergarten über die Beobachtungen aufgeklärt werden. Sie sollten für das mögliche Problem sensibilisiert werden, damit sie gegebenenfalls eingreifen können. Im Hinblick auf die Täter ist es nützlich, ihnen zu veranschaulichen, welche Folgen ihre Übergriffe für das Opfer haben. Sie müssen lernen, ihre Bedürfnisse auf sozial verträglichere Art zu befriedigen und auf mobbendes Verhalten zu verzichten. Nicht selten sind die Täter aber auch zuvor Opfer gewesen oder sind es immer noch, so dass auch mit Ihnen an Möglichkeiten zur konstruktiven Selbstwertgefühlsteigerung gearbeitet werden sollte. (äin-red)
Quelle: www.kinderpsychiater-im-netz.org
Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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