Resistente Darmbakterien als Souvenir – Hände weg von Antibiotika bei Reisedurchfall

Keine andere Krankheit tritt auf Reisen so häufig auf wie eine Durchfallerkrankung. Forscher warnen nun davor, bei normalen Krankheitsverläufen ein vorsorglich mitgenommenes Antibiotikum einzunehmen. Denn der Nutzen dieser Therapie ist gering, das Risiko, als Souvenir resistente Darmbakterien aus dem Urlaubsland einzuschleppen, wird jedoch erhöht.

Wer in den Tropen oder Subtropen Urlaub macht, kehrt möglicherweise mit einer veränderten Darmflora nach Hause zurück. Diese Aussage scheint nicht besonders aufregend zu sein, doch finden sich in der Darmflora der Heimkehrer besonders oft resistente Keime, von denen man weiß, dass sie potentiell gefährlich sind.

Finnische Forscher wollten wissen, welche Risikofaktoren die Mitnahme resistenter Darmbakterien aus dem Urlaub begünstigen. Dafür untersuchten sie Stuhlproben von mehr als 400 Reisenden vor und nach ihrem Urlaub in exotischen Gefilden.

Die Wissenschaftler fanden mehrere Risikofaktoren. So spielt natürlich eine Rolle, wo genau man Urlaub macht. Es gibt Regionen, in denen sich besonders viele Touristen mit resistenten Erregern anstecken, z. B. in Südasien. Ein weiterer Risikofaktor ist ein Reisedurchfall: Wer damit zu kämpfen hatte, kehrte eher mit resistenten Keimen im Darm nach Hause zurück, was ja auch eigentlich zu erwarten ist.

Überraschend ist aber die Erkenntnis, dass eine Behandlung des Reisedurchfalls mit Antibiotika die Besiedelung mit resistenten Keimen noch zusätzlich fördert. Die Schlussfolgerungen der Wissenschaftler: Urlauber sollten alles tun, um einer Reisediarrhö vorzubeugen. Sollte sie „Montezumas Rache“ aber dennoch treffen, ist es bei leichtem bis mittelschwerem Verlauf ratsam, auf eine Selbstbehandlung mit Antibiotika zu verzichten.

Die bringen sowieso nicht so viel, wie manch einer glauben mag: Einer Metaanalyse zufolge verkürzen Antibiotika die Krankheitsdauer nur um etwa einen Tag, nicht mehr als andere Mittel wie Probiotika. Diese führen aber nicht zu einem erhöhten Risiko für eine Besiedelung mit resistenten Keimen.

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Durchfall im Urlaub: So können Sie den Krankheitsverlauf einordnen

Ein Reisedurchfall kann den Urlaub vermiesen, ist aber in der Regel nicht lebensbedrohlich.

Bestehen außer Durchfall nur Übelkeit, Bauchschmerzen oder Stuhldrang, spricht man von einer unkomplizierten Reisediarrhö, die keine Antibiotikabehandlung notwendig macht.

Bei blutig-schleimigen Stuhlbeimengungen und/oder Fieber ist von einem schweren Krankheitsverlauf auszugehen. In diesem Fall sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, der beurteilen kann, ob Antibiotika sinnvoll sind.

Reisedurchfall vorbeugen und behandeln

(dgk) In manchen Ländern, z. B. in Indien und Ägypten, leiden im Verlauf ihres Urlaubs bis zu 80 Prozent der Touristen an einer Reisediarrhö, die daher auch als „Delhi belly“ oder „Pyramiden sidestep“ bezeichnet wird. Wer in tropische oder subtropische Gefilde fliegt, sollte sich vorher erkundigen, ob sein Reiseziel in einem solchen Risikogebiet für Durchfallerkrankungen liegt.

Vorbeugen ist die beste Medizin

Falls das der Fall ist, sollten Vorkehrungsmaßnahmen getroffen werden. Dazu gehören neben häufigem Händewaschen vor allem bestimmte Hygieneregeln beim Essen. Die wichtigsten Tipps haben wir für Sie zusammengestellt.

Wasser stets abkochen, mindestens eine Minute lang. Am besten nur Getränke aus original verschlossenen Flaschen zu sich nehmen, auch das Wasser zum Zähneputzen

Rohes Obst oder Gemüse nur dann essen, wenn es selbst geschält wurde (nicht vom Buffet nehmen)

Auf Salat besser verzichten, er kann durch Kopfdüngung oder nach dem Waschen in unsauberem Wasser verunreinigt sein

Fleisch und Fisch müssen gut gekocht oder gebraten sein, Muscheln meiden

Speisen dürfen nicht bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden

Eiswürfel in Drinks und nicht original abgepacktes Speiseeis meiden

Wenn Montezumas Rache zuschlägt: Flüssigkeitsverlust ausgleichen

Kommt es trotz dieser Maßnahmen zu einer Durchfall-Erkrankung, muss gehandelt werden. Die Grundlage jeder Therapie ist der Ersatz der verlorenen Flüssigkeit und Mineralien. Hat man kein spezielles Präparat aus der Apotheke dabei, kann man sich mit einer selbst hergestellten Mischung helfen: Dafür einen Liter sauberes Wasser mit einem Teelöffel Kochsalz und acht Esslöffeln Zucker mischen. Als Faustregel für die Trinkmenge gilt: pro Stuhlgang ein Glas Flüssigkeit zu sich nehmen.

Probiotika

Präparate mit nützlichen Darmbakterien gehören in die Reiseapotheke, wenn man in ein gefährdetes Gebiet reist. Laut Studien verkürzen diese Probiotika eine Durchfall-Erkrankung etwa um einen Tag – ähnlich wie Antibiotika, nur ohne gravierende Nebenwirkungen. Allerdings sollte man sich in der Apotheke beraten lassen, denn es sollten nur solche Bakterienstämme zum Einsatz kommen, deren Wirksamkeit belegt ist. Die Präparate enthalten unterschiedliche Mengen an probiotischen Bakterien. In Bezug auf einige Bakterienstämme ist dies wichtig, denn beispielsweise Lactobazillen wirken umso besser, je höher die Dosis ist. Probiotika, die gekühlt aufbewahrt werden müssen, sind für die meisten Reisen ungeeignet. Außerdem müssen in einem Beratungsgespräch Gegenanzeigen ausgeschlossen werden.

Motilitätshemmer, Aktivkohle und Co

Präparate mit Aktivkohle, Pektin, Heilerde und Tannin hingegen haben keinen oder keinen gesicherten Effekt. Sogenannte Motilitätshemmer, die die Bewegung des Darms herabsetzen, können zwar die Symptome schnell lindern, dürfen jedoch nur einen Tag angewendet werden, z. B. um reisefähig zu sein. Grund: Motilitätshemmer verlängern die Zeit, die der Nahrungsbrei im Darm verbringt. Damit haben die darin befindlichen Erreger mehr Zeit, Darmzellen zu infizieren, Giftstoffe können sich ansammeln. Für Kinder unter 12 Jahren sind sie grundsätzlich kontraindiziert.

Quellen:
(1) Allen SJ, Martinez EG, Gregorio GV, Dans LF. Probiotics for treating acute infectious diarrhoea. Cochrane Database Sys Rev 2010; (11): CD003048.
(2) Pharmazeutische Zeitung online Ausgabe 29/2012: Reisediarrhö – Häufigstes Problem auf Fernreisen http://www.pharmazeutische-zeitung.de/?id=42742
(3) Anu Kantele: Antimicrobials Increase Travelers‘ Risk of Colonization by Extended-Spectrum Betalactamase-Producing Enterobacteriaceae; Clin Infect Dis. (2015) doi: 10.1093/cid/ciu957

Quelle: Deutsches Grünes Kreuz e. V.
Internet: www.dgk.de

Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0


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