In der neuen Juli-Ausgabe hat das ÖKO-TEST-Magazin Schweinenackensteaks nicht nur auf Antibiotika und Keime untersuchen, sondern auch von geschulten Sensorikern die Frische überprüfen lassen.
Das Ergebnis: zweimal Gammelfleisch, antibiotikaresistente Keime in vier und sogar Rückstände eines Antibiotikums in einer Probe. Dazu kommt, dass die Haltungsbedingungen der konventionell gehaltenen Schweine katastrophal sind, wie das Verbrauchermagazin ermittelt hat. Bio-Fleisch hat dagegen mit „gut“ abgeschnitten.
Insgesamt 13 Schweinenackensteaks hat ÖKO-TEST untersucht und fast alle schneiden schlecht ab. So waren zwei der drei Chargen des Grillprodukts von Rewe Ja! SchweineNackensteaks in Paprikamarinade zum Ende der Mindesthaltbarkeitsfrist verdorben. Das Fleisch roch abweichend und zeigte stellenweise graugrünliche Verfärbungen. Dazu fanden sich deutlich erhöhte Keimzahlen über dem Richtwert der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie. Aus Sicht der Lebensmittelüberwachung sind solche Proben nicht mehr verkehrsfähig.
Elf weitere Proben waren sensorisch noch in Ordnung, wiesen aber ebenfalls schon zu viele Keime auf. Besorgniserregend ist, dass in vier Proben antibiotikaresistente Keime analysiert wurden. Einige von ihnen können gefährliche Wundinfektionen verursachen. Andere gelten unter Wissenschaftlern als besonders problematisch, weil sie Enzyme bilden, die viele Antibiotika unwirksam machen und die Resistenzeigenschaften auf andere Bakterien, etwa im Magen-Darm-Trakt, übertragen können, sodass Infektionen schwerer zu behandeln sind. Im Steak von Aldi Nord fand das beauftragte Labor außerdem in einer Charge ein Antibiotikum, das in der Tierhaltung häufig verabreicht wird, aber auch in der Humanmedizin üblich ist.
ÖKO-TEST wollte außerdem wissen, wie die Schweine gelebt haben. Doch bei den Herstellern stieß das Verbrauchermagazin auf eine Mauer des Schweigens. Nur drei haben den Fragebogen komplett beantwortet. Die Zurückhaltung ist nicht überraschend: Die Haltung der etwa 60 Millionen jährlich in Deutschland geschlachteten Schweine ist von „artgerecht“ weit entfernt. In ihrem kurzen Leben von sechs Monaten werden den Ferkeln der Ringelschwanz kupiert und die Eckzähne abgeschliffen. Den männlichen Tieren schneidet man den Hodensack auf, reißt den Samenstrang heraus, schneidet ihn ab und entfernt beide Hoden – alles ohne Betäubung oder Schmerzmittel. Als Mastschwein steht ihnen im Schnitt 0,75 Quadratmeter Platz zur Verfügung, aufgrund der Vollspaltböden verletzen sie sich an den Klauen und Gelenken und leiden aufgrund der Ammoniakdämpfe unter Atemwegserkrankungen.
ÖKO-TEST rät daher zum einen zu Bio-, zum anderen zu nicht mariniertem Fleisch. Denn mit Marinade können die Anbieter mangelnde Frische verschleiern. Das Fleisch sollte auf dem Grill zudem immer gut durcherhitzt werden.
ANZEIGE – Das ÖKO-TEST-Magazin Juli 2015 gibt es seit dem 26. Juni 2015 im Zeitschriftenhandel. Das Heft kostet 4,50 Euro
Quelle: ÖKO-TEST
Internet: www.oekotest.de
Bild oben: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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