Familie & Erziehung

Suizidversuch: Jugendliche meist noch jahrelang gefährdet

Teenager, die versuchten sich mithilfe von Gift umzubringen und deshalb im Krankenhaus behandelt wurden, haben auch in den folgenden zehn Jahren noch ein erhöhtes Risiko durch Selbstmord zu sterben. Das zeigt eine aktuelle kanadische Studie, die am 25. April 2015 auf der Jahrestagung Pediatric Academic Societies (PAS) in San Diego vorgestellt und in „The Lancet Psychiatry“ veröffentlicht wurde.

Selbstmord ist die dritthäufigste Todesursache bei Jugendlichen weltweit. Gift wird im Vergleich zu gewaltätigen Methoden häufiger gewählt. Oft können diese Heranwachsenden rechtzeitig gerettet werden, was ebenso erlaubt, spätere Selbstmordversuche zu verhindern.

Die Forscher, Prof. Dr. Yaron Finkelstein und Dr. David Juurlink führten in Ontario, Kanada, eine Studie unter der Bevölkerung durch, um das Risiko für einen späteren, gelungenen Selbstmord bei Jugendlichen zu ermitteln, die früher versucht hatten, sich selbst mit Gift zu töten.

Eine der größten Studien zum Thema „Selbstmord“ bei Jugendlichen

Die Forscher nutzten die medizinische Datenbanken des Instituts für Clinical Evaluative Sciences (ICES) von Januar 2001 bis Dezember 2012. Sie ermittelten die Krankenakten aller Jugendlichen im Alter von 10 bis 19 Jahren, die in Notaufnahmen nach einem ersten Selbstmordversuch mit Gift behandelt wurden. Jeder Jugendliche wurde mit 50 Jugendlichen ohne eine ähnliche Krankengeschichte verglichen. Damit ist dies die bisher größte Studie in der Pädiatrie, die sich mit Suizidrisiko befasst. Die Wissenschaftler beobachteten 20.471 Jugendliche mit einer vergangenen, aber erfolgreich behandelten Selbstvergiftung und 1.023.751 gesunde Heranwachsende bis zu 12 Jahren lang.

Das Durchschnittsalter der Jugendlichen, als sie nach ihrem ersten Selbstmordversuch aus dem Krankenhaus entlassen worden waren, betrug 16 Jahre. 69% der Patienten waren weiblich. Paracetamol war das gängigste Mittel, das die Heranwachsenden in Selbsttötungsabsicht eingenommen hatten, gefolgt von Antidepressiva und nicht-steroidalen entzündungshemmenden Medikamenten.

Über den Beobachtungszeitraum starben 248 Patienten aus der „Selbstvergiftung-Gruppe“, mehr als die Hälfte durch Selbstmord. Das Suizidrisiko in dieser Gruppe war mehr als 30-mal höher als bei ihren Altersgenossen in der allgemeinen Bevölkerung. Bemerkenswert war, dass das Suizidrisiko dauerhaft über viele Jahre erhöht war, und die Hälfte der Selbstmorde mehr als drei Jahre nach dem ersten Versuch erfolgte. Diese Jugendlichen waren in der Folgezeit auch eher gefährdet, in der Folge von Unfällen zu versterben.

Ein Selbstmordversuch erfordert gezielte vorbeugende Maßnahmen

Wer versucht, sich als Jugendlicher zu vergiften, gehört laut Finkelstein, der u.a. als Lehrbeauftragter für Notfallmedizin, klinische Pharmakologie und Toxikologie an der Universität von Torronto tätig ist, zur Hochrisikogruppe für weitere Versuche. „Das Selbstmordrisiko hält deutlich für viele Jahre lang nach dem ersten Krankenhausaufenthalt an. Dies betont die Wichtigkeit von nachhaltigen Präventionsbemühungen in dieser gefährdeten Bevölkerungsgruppe.“

Quelle: ScienceDaily, The Lancet Psychiatry, PAS MEETING UPDATES, Abstract 1660.2

Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.
Internet: http://www.kinderaerzte-im-netz.de

Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0


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