Professor Lonnie Zwaigenbaum, Co-Direktor des Forschungszentrums für Autismus an der Universität von Alberta, hat einen Großteil seiner Karriere damit verbracht, Autismus zu verstehen und zu erforschen, wie Autismus möglichst früh diagnostiziert werden kann. Er ist zu dem Schluss gekommen, dass Eltern die besten Experten sind, um Autismus bei ihren Kindern frühzeitig zu erkennen.
„Eltern sind die Experten wenn es um ihre Kinder geht, und ihre Beobachtungen sind wirklich wertvoll“, erklärte Zwaigenbaum in einem Interview mit News Medical. „Eltern sind in der Lage, feine Unterschiede zu bemerken, die bei Kindern mit sechs bis neun Monaten auftreten können und die für Ärzte wesentlich schwieriger in der Praxis oder Klinik wahrnehmbar sind.“
Zwaigenbaum und sein Team veröffentlichten ihre Beobachtungen der März-Ausgabe des Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry. Die Studie ergab, dass Sorgen und Bedenken der Eltern von Kindern mit einem Risiko für Autismus (ASD: Autism Spectrum Disorder) wesentlich zur frühen Erkennung von dieser Krankheit beitragen können.
Die Forscher dokumentierten Aussagen der Eltern von etwa 300 Familien mit Kindern im Alter von sechs Monaten bis drei Jahren über einen Zeitraum von 12 Jahren. Es nahmen Eltern mit Kindern ohne erhöhtes Risiko für ASD sowie Eltern von Kindern mit einem erhöhten ASD-Risiko (bei einem älteren Geschwister war bereits ASD diagnostiziert worden) teil. Im Alter von drei Jahren sollten sich alle Kinder einer klinischen Beurteilung unterziehen, um zu ermitteln, ob sie unter Autismus litten oder nicht. Die Experten analysierten dann im Rückblick die Akten, in denen die von den Eltern geäußerten Sorgen mit ihrem Kind festgehalten waren. Besonders interessierte das Team, ob es Unterschiede in der Art der Bedenken der Eltern gab und ob die Anzahl der Probleme differierte zwischen den Eltern mit autistischen Kindern und den Eltern mit „ASD-freien“ Kindern.
Mit einem halben Jahr Abweichungen bei sensorischen und motorischen Entwicklung
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Eltern, deren Kinder mit drei Jahren die Diagnose „Autismus“ erhielten, in der Vergangenheit von mehr Sorgen berichtet hatten als Eltern von gesunden. Sie erzählten von sensorischen und motorischen Problemen bei ihren Kindern ab einem Alter von sechs Monaten. Und dann kamen immer mehr Sprach- und soziale Probleme hinzu, als die Kinder etwa 12 bis 15 Monate alt waren.
„Dies unterstreicht die Bedeutung eines Gesprächs mit den Eltern und dass Ärzte ihre Sorgen ernst nehmen sollten“, ergänzt Zwaigenbaum. Die Forscher glauben, dass ein frühes Reagieren auf die Anliegen der Eltern möglicherweise helfen könnte, die Versorgung von Kindern mit einem Risiko für Autismus zu verbessern. Denn je früher Autismus erkannt wird, desto besser ist die Prognose. Eine frühe Unterstützung und Förderung erzielt gute Erfolge und kann bei der Bewältigung von Entwicklungsschwierigkeiten helfen. „Die Eltern können dann ebenso eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung dieser Maßnahmen spielen, indem sie Lernmöglichkeiten im Alltag und beim Spielen anbieten.“
Quelle: News Medical, Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry
Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.
Internet: http://www.kinderaerzte-im-netz.de
Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0
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